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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Sein verlängertes Rückgrat schmerzte schon genug vom unbequemen Reiten hinter dem eigentlichen Sattel. »Warum lassen wir uns von diesem Spinner überhaupt herumscheuchen?Er ist nur einer, wir sind zu dritt. Kommt, wir bringen es zu Ende!« Der männliche Wolkenstreichler verhielt ebenfalls sein Tier und nickte wild. Nur Heserpade zögerte noch. Sie blickte sich um in der majestätischen Berglandschaft, sog tief die Luft ein. Klar stand die Sonne über weisen, weißköpfigen Zehntausendern. In der Ferne schrie ein Adler. Der Wind schob entlang der Baumgrenze feinen Schneestaub vor sich her. Dann seufzte Heserpade und wendete ihr Tier. Der letzte männliche Krieger folgte seinen beiden Kampfgefährten eifrig.
    Benesand ließ jubelnd sein Schwert kreisen, als er sah, dass er seine Feinde endlich einholte. Seine langen Haare umwirbelten seinen Kopf wie peitschende Zweige. Das Weib! Die anderen beiden waren nur Kulisse. Das Weib!
    Heserpade hielt an, um sich einen Stab aus der Satteltasche zu nesteln. Minten klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, rutschte vom Rücken der Gemse und stürmte dem Verfolger durch den hohen Schnee entgegen, noch bevor Heserpade wieder anreiten konnte.
    Minten hatte kaum sein Schwert gezogen, da war Benesand schon heran. Zum zweiten Mal prallten Minten Liago und Faur Benesand aufeinander. Und erneut riss es Faur Benesand aus dem Sattel, weil Minten Liago einfach mit der Gewalt eines Schneebären wider ihn sprang. Keifend und keuchend rollten sie durch das gleißende Weiß, schlugen, würgten und schnitten sich, aber Minten hatte der durch Wahnsinn gesteigerten Kraft Benesands nicht genügend entgegenzusetzen. Benesand drückte Mintens Kopf in eine Schneewehe, um ihn zu ersticken.
    Wieder griff Heserpade ein. Diesmal jedoch war Benesand auf der Hut. Heulend vor Zorn und Triumph führte er von unten herauf einen gewaltigen Schwertstreich. Durch Schnee, Gemsenleib, Frauenschenkel, Sattel und Unterleib. Heserpade und ihre Gemse schrien; das Echo dieses zusammengesetzten Schreis hallte weithin und irritierte selbst noch den Adler. Dann stürzte Heserpade, einbeinig und aus ihrem Bauch Blut versprühend, in das Weiß. Benesand warf sich auf sie und hackte weiter auf sie ein. »Verfluchte Metze!«, schrie er dabei außer sich.»Wie viele Männer wolltest du denn noch in den Untergang reißen, hm? Meridienn? Hm? Schönste aller Schönen? So antworte doch! Lach mich an, lach mich aus, wie sonst immer! Du lachst nicht? Ist es dir ernst mit mir, ja? Ist es dir nun endlich ernst?« Immer weiter zerstückelte er ihren Leib, in dem er etwas zu suchen schien, bis schließlich aus ihm hervorbrach: »Sie ist es gar nicht! Mein Gott, sie ist es nicht! Und wieder hat sie mich getäuscht, geblendet, verblendet, verhöhnt! « Wehklagend brach er über dem zerstörten Leib zusammen, war aber immer noch geistesgegenwärtig genug, den Wolkenstreichler -Krieger zu durchbohren, der sich – ebenfalls tränenüberströmt – auf ihn stürzte. Zuletzt torkelte nur noch Minten auf ihn zu und bleckte ein furchtbar unnatürliches Gebiss. »Du bist gar kein Coldriner!«, erkannte Benesand. »Du wurdest – ganz wie ich – von ihr getäuscht und verzerrt!« Er wollte Minten brüderlich umarmen, doch der schlug ihm mit beiden Fäusten ins Gesicht. Da wurde Faur Benesand klar, dass er den Entführten retten musste, und er überwältigte ihn, indem er alle Gegenwehr einfach erduldeteund ihm zweimal den Knauf seines Schwertes auf den Schädel schlug. Beim zweiten Mal brach Minten endlich zusammen. Benesand fesselte und knebelte ihn, lud ihn quer über seine ausgelaugte Gemse und trat, auf das noch unversehrte und verhältnismäßig ausgeruhte Tier des letzten Wolkenstreichler -Kriegers steigend, den Rückweg an.
    Lange Zeit kam Minten nicht zu sich. Zu irrsinnig und sinnlos waren ihm die Welt und das Leben, um überhaupt einen Platz darin zu finden. Er träumte davon, ein Weiser zu sein wie Serach, und als Lehrender, Lernender und Lesender über den Dingen zu schweben wie ein Gebirgsadler oder ein wohlmeinender Gott.
    Benesand kümmerte sich gut um ihn auf der Rückreise, fütterte ihn, gab ihm zu trinken, wusch ihn sogar. »Ich bringe dich in Sicherheit«, sagte er immer. »In ihr Nebelreich der fremden Lüste wollte sie dich entführen, die Herrin der tausend Schminken und Masken, die Bändigerin des Lachens und willkürliche Hervorruferin des Weinens. Aber du gehörst nicht dorthin, genau so wenig wie ich. Wir sind beide

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