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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Dämonenschlund, nicht um uns zu vernichten, sondern um uns zu maßregeln.« »Und hatte er Erfolg? Seid ihr nun zahmer als vorher? «
    »Die meisten von uns durchaus. Die meisten von uns haben sogar vergessen, dass sie jemals etwas anderes waren als ein Bestandteil des großen Strudels. Sie treiben dahin und sind gedankenlos und – zufrieden.«
    »Du aber nicht.«
    »Nein. Ich gehöre zu denen, die immer nur an Flucht dachten. Manchmal konnte ich die Wolken sehen, die über dem Schlundrand dahinzogen. Dort wollte ich hinauf. Ins Blau.«
    »Jetzt bist du aber immer noch hier unten.«
    »Ich habe Zeit, Tanot. Ich bin ewig. Jetzt bin ich nur ein König. Wer aber weiß, was die Zukunft noch für mich bereithält?«
    Tanot Ninrogin betrachtete sein Gegenüber mit Neugier und Besorgnis. »Wenn ihr euch nicht Dämonen nennen würdet, sondern zum Beispiel Engel , dann hätten die Menschen weniger Furcht vor euch, und es könnte vielleicht einen dauerhaften Frieden geben.«
    »Aber wir sind keine Engel, mein lieber Freund Tanot. Engel sind Geschöpfe, die von Gott erschaffen wurden. Wir sind ohne einen ordnenden Willen entstanden, aus der Natur heraus, aus Willkür und Freiheit. Die Engel jedoch – das seid ihr! Und schau dir an, was ihr daraus gemacht habt! Ein neungeteiltes Land, in dem jeder nach dem Besitz des anderen schielt.«
    »Aber wir hatten Frieden. Jahrhundertelang. Bevor ihr zwei aus dem Schlund gekommen seid und alles in Unruhe gestürzt habt.«
    »Ihr hattet Frieden? Ihr brauchtet Barone und Peitschen und Steuern und Uniformen und Gefängnisse, um die öffentliche Ruhe aufrechtzuerhalten. Ihr Reichen lebt fortwährend im Widerstreit mit den Armen. Ihr lebt von ihnen, lasst ihnen aber weniger, als ihr euch nehmt. Ihr verschanzt euch in euren Schlössern und beargwöhnt einander, bemäntelt euren Hass mit Floskeln und Förmlichkeiten. Und wenn jemand aus einem anderen Land kommt, aus Coldrin zum Beispiel, dann ist er ein Feind, obschon er auch nur ein Mensch ist. Das ist kein Frieden. Das ist nur ein Stillstand der Waffen, aber die Waffen sind überall zu finden. Schau, wie sie jetzt tanzen. Schau, wie die Waffen herrschen, sobald man euch ein klein wenig die Zügel schießen lässt.«
    Der Belagerungsring begann sich langsam aufzulösen, denn die Belagerer hatten inzwischen ganz andere Sorgen. Helingerdia befand sich mit Irathindurien in einem blutigen Grenzkrieg, der sich überwiegend auf dem Gebiet des ehemaligen Fünften Baronats abspielte. Deshalb hatte Kaiser Helingerd große Teile seiner Belagerungstruppen von Orison-Stadt abgezogen und dorthin verlagert. Das Zweite Baronat hatte sich jetzt zwar voll und ganz Helingerdia angeschlossen, schickte aber ebenfalls kaum Belagerungstruppen, weil aus dem Norden weiterhin die Coldriner drohten und mitten im Land das Hauptschloss gebrannt hatte, für dessen Wiedererrichtung man auch Arbeiter und Schutztruppen benötigte.
    Die Folge dieser ausgedünnten Belagerung war, dass das Erste, Neunte, Achte und Siebte Baronat sich langsam zu rühren begannen. Bislang hatten sie die Belagerung einfach nur geduldet. Sie unterstützten sie nicht, weigerten sich teilzunehmen, aber abgesehen von der einen oder anderen mit einer Taubegesandten Gruß -und Durchhaltebotschaft an ihren König Tenmac III. hatten sie den Unabhängigkeitskampf Orison-Stadts nicht weiter vorangetrieben. »Sollte die Stadt fallen«, hatten sie immer wieder versichert, »dann werden wir für unseren König einstehen. Aber solange die Mauern von Orisonnoch halten, solange werden wir kein Bruderblut vergießen. « Gäus hatte das akzeptiert. Er war an Blutvergießen ebenfalls nicht interessiert und hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dass Helingerd irgendwann in seinem kindischen Machtstreben nachlassen würde.
    Nun jedoch war der Belagerungsring dermaßen fadenscheinig geworden, dass unruhigere Bevölkerungsteile aus den tenmactreuen Baronaten sich einen Spaß daraus zu machen begannen, die Belagerer von hinten anzugreifen, herauszufordern – und sich dann rasch wieder zurückzuziehen. Kinderstreiche beinahe, aber Kinderstreiche, die im Laufe einer Woche acht tote Belagerer forderten sowie eine ausgedehnte Verfolgungsund Strafmaßnahme der Kristallritter, der wiederum vier Bauern und zwei Mägde aus dem Neunten Baronat zum Opfer fielen, was weiteres böses Blut gab. Das Neunte Baronat stand kurz davor, die auf seinem Gebiet postierten Belagerer hinauszuwerfen oder sogar zu töten, und das mit dem Neunten

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