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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Orden angeheftet worden.
    »So haben wir das noch gar nicht gesehen«, strahlte der Neunte Baron. »Der König hat fürwahr einen königlichen Überblick!«
    »Jawohl!«, bekräftigte der Erste Baron. »Lang lebe der einzig wahre König, Tenmac III.! Hoch lebe Orison- Stadt und mit ihm das ganze Land Orison!«
    Es war vollbracht. Aber Gäus fühlte sich nun sehr erschöpft. Der Körper des Emissärs war fremd, alt, schwächlich und hatte vollkommen andere Bedürfnisse und Funktionsweisen als der jugendliche Leib des Königs. Gäus hatte das Empfinden, ein Gefährt gelenkt zu haben, das andauernd im Begriff gewesen war, entweder auszubrechen oder sich sogar in seine Einzelteile aufzulösen. Nun schlüpfte er dem Emissär aus einem Nasenloch – der Emissär glaubte im Dunkel der Nacht, ihm wäre ein Insekt dort hineingeflogen und verscheuchtees, ohne weiter darüber nachzudenken – und flog in der Gestalt eines kleinen Käfers davon. Der Emissär taumelte ein wenig, fasste sich an den Kopf, und die ihn begleitenden Ritter fingen ihn auf. »Er ist eben schon alt«, murmelten sie begütigend, und nachdem er zugegeben hatte, sich nicht mehr so ganz an das Gespräch erinnern zu können: »Er ist vielleicht eben schon ein wenig zu alt.« Gäus hingegen flog durch die feuchtkühle Nachtluft und beschloss, sich ein wenig Erquickung zu gönnen. Die Vorfreude auf den lebenskrafttriefenden Gramwald brachte seinen Hinterleib zum Glühen. So summte er als dickes Glühwürmchen weiter.
    Als er ankam im flechten- und schlingpflanzenbehangenen Dickicht des Gramwaldes, merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Ganze Brocken von Lebenskraft schienen aus dem fruchtbaren Gesamtgefüge herausgerissen worden zu sein. Aus dem Blickwinkel eines Käfers formten sich die Lücken zu einer regelrechten Schneise.
    Am Ende dieser Schneise fand Gäus den Dämon Irathindur. Er hatte den zwölfbeinigen Mückenleib, in dem er hierhergeflogen war, abgestreift wie eine sich häutende Schlange. Schmal, gelb, nasenlos und mit länglich kahlem Schädel ging Irathindur wie trunken umher, lachte ab und zu unkontrollierbar auf, schüttelte dann wieder den Kopf.
    »Hier also hast du den größten Schatz der Welt die ganze Zeit versteckt«, sagte er. »Kaum zu glauben, wie dumm ich gewesen bin.«
    »Ich habe gar nichts versteckt«, antwortete Gäus und landete ebenfalls. Er verließ seinen Käferleib und wurdezum Dämon, schwarzglänzend, sechsarmig, dreibeinig, stachelig und blind. »Der Gramwald war immer hier und stand jedermann offen. Nur dass das Achte Baronat, in dessen Grenzen wir uns hier befinden, sich offensichtlich entschlossen hat, dein lächerliches Spiel der Ränge und Ränke nicht mitzumachen, und du diesen Wald somit nie zu Gesicht bekommen hast.«
    Irathindur wandte sich dem deutlich kräftigeren Gäus zu. »Kannst du dir vorstellen, dass ich immer gedacht habe, die Welt gibt dir mehr Lebenskraft, weil du im Rang über mir standest? Wie kommt so ein blödsinniger Gedanke in meinen Schädel? Vielleicht durch die Baroness?«
    »Das ist nicht auszuschließen. Wenn die Baroness schon vorher Neid auf den König empfand, kann dieser Neid sich auf dich übertragen haben.«
    »Und dein König? Was hat sich von ihm auf dich übertragen?«
    Gäus zuckte vier seiner sechs Achseln. »Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Vielleicht Wissbegier. Vielleicht Geduld.«
    »Geduld. Geduld! Geduld! Es ist leicht, geduldig zu sein, wenn man keine Schmerzen hat. Hattest du niemals … diese schrecklichen Anfälle? Wo du das Gefühl hast, der Schlund holt dich heim und zerreißt dich zu … weniger als Staub? Wo der Durst nach Lebenskraft so unbeschreiblich groß und schmerzhaft wird, dass du das Gefühl hast, dein Schädel und dein ganzer Körper zerplatzen zu Finsternis?«
    Gäus schüttelte den Kopf. »Niemals. Ich habe den Gramwald entdeckt.«
    Irathindur ließ sein Dämonenhaupt sinken. Er atmete durch den Mund und atmete mit jedem Zug mehr Lebenskraft ein, als der gesamte Krieg ihm bislang eingebracht hatte. »Und was machen wir jetzt? Teilen wir diesen Wald wie Brüder zwischen uns auf, weil wir doch den Pakt geschlossen haben zusammenzuhalten?«
    Wieder schüttelte Gäus den Kopf. Sein breites, augenloses Gesicht grinste. »Ich fürchte, das ergäbe keinen Sinn, Irathindur. Du hast dir das Sechste Baronat unter den Nagel gerissen und dann noch das Fünfte. Das Vierte, Dritte und Zweite werden auch bald an dich fallen, wenn du Helingerd den Kaatens erst in

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