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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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das Ruder übernehmen wollte, was sich allerdings diesmal als schwieriger herausstellte. Der Baron fiel zu Boden und zuckte eine Weile lang unkoordiniert. Dann lief er sogar, während er seitlich auf einem Arm lag, mit den Füβen sinnlos auf dem Teppich im Zirkel herum, sodass der ganze Leib um sich selber kreiste wie ein aus Papier gefaltetes Windrad. Irathindur hatte echte Mühe, in dem Haufen aus Gedanken, Ideen, Wünschen, Träumen und Vorstellungen des Barons eine greifbare Steuerung herauszusortieren. Er fand sie schlieβlich, indem er den Baron kopfstehen lieβ. Dann zwang er ihn, mit krakeliger Handschrift drei Zeilen aufzusetzen:
    Ich habe einen Fehler gemacht!
    Wir müssen uns Irathindurien anschlieβen
    und gegen Helingerdia kämpfen!
    Anschlieβend lieβ Irathindur den Baron vom Schreibpult wegtreten und aus dem Fenster springen. Das Fenster lag im dritten Stockwerk, der Baron schlug rücklings hart aufs Pflaster des Innenhofes und war sofort tot. Irathindur machte sich durch das linke Ohr davon, bevor man Tücher über den Leichnam decken oder ihn in einer verschlossenen Krypta aufbahren konnte.
    Das war erledigt. Beide feindlichen Parteien hatten empfindliche Schwächungen erlitten. Wenn alles glattging, würde zwischen den Generälen Helingerdias jetzt erst einmal ein Konflikt um die Nachfolge entbrennen, der diese Partei noch zusätzlich lahmlegen und selbst einem Eiber Matutin Gelegenheit geben würde, mit seinen Truppen endlich über Witercarz hinwegzumarschieren.
    Irathindur war erschöpft und zufrieden.
    Aber als er vom Inneren Schloss des Zweiten Baronats aus über Orison-Stadt nach Süden in sein Hauptschloss und sein göttliches Schlafgemach fliegen wollte, nahm er in der Luft etwas Eigenartiges wahr. Einen Nachhall, einen Korridor stetigen Kommen und Gehens. Ein feines Gespinst parallel geführter Flugbahnen. Und alle diese Flugbahnen schmeckten nach Gäus. Auch sein dämonischer Widerpart war also fliegenderweise unterwegs, durchbrach so die Belagerung, mit der Irathindur ihn eigentlich festgesetzt glaubte. Der Flugkorridor führte aus Orison-Stadt hinaus nach Südwesten ins AchteBaronat und von dort aus auch immer wieder zurück. Die fein zerstäubten Flugrückstände in der Luft schienen vor Lebenskraft zu funkeln.
    Neugierig und argwöhnisch beschloss Irathindur, der Spur nach Südwesten zu folgen.

Der König
    »Was ist ein Dämon?«, fragte Tanot Ninrogin den König, als sie eines Abends unter vier Augen in einem der dunkelblauen Nebensäle speisten.
    »Ein Dämon, das ist eine uralte Ausprägung von Lebenskraft «, antwortete Gäus im Körper Tenmacs. Während er nachdachte und weitersprach, vergaß er ganz zu kauen. »Noch bevor es Menschen gab, war die Welt von uns bevölkert. In allen Arten und Farben gab es uns. Wir spielten. Wir rauften. Wir lachten. Wir bildeten die Urgestalt der Menschen aus, und Gott sah, dass es gut war, und formte die Menschen nach unserem Bilde.«
    »Also bestreitet ihr nicht, dass Gott existiert?«
    »Selbstverständlich nicht. Gott ist der, der die Welt erschaffen hat. Wir entstanden aus der Lebenskraft der Welt heraus. Wir wurden nicht von ihm gezeugt und sind deshalb ein wenig unabhängiger als ihr. Ihr jedoch wurdet wiederum von ihm geschaffen, um uns mit gutem Beispiel voranzugehen.«
    »Warum schuf er uns? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, euch nach seinen Wünschen zu erziehen?«
    »Wir sind nicht gut darin, uns dressieren zu lassen. « Gäus schmunzelte. »Wir sind wie Wasserdampf aus einer heißen Quelle. Wie der Blitz, der herniederfährt und sich nach freier Lust verästelt. Wie die Form der Wolken, die sich ständig verändert. Wir sind wild. Ihr dagegen seid wie Kinder. Wenn du die Wahl hättest, Wilde um dich zu haben oder Kinder, würdest du dich dann nicht auch für Kinder entscheiden?«
    »Aber Kinder können auch ganz schön wild sein. Und irgendwann werden sie dann groß und führen Krieg, wohingegen Wilde unter Umständen ganz friedlich sind.«
    »Das ist wahr. Vielleicht war es ein Fehler, euch zu erschaffen. Aber ich will nicht lästern.«
    »Und weshalb hat der große Magier Orison euch weggesperrt? «
    »Das verliert sich im Dunkel der Zeit. Kein Dämon denkt gerne daran, deshalb ist es in Vergessenheit geraten. Aber ich vermute, Orison wollte, da er ein Mensch war, dass die Welt den Menschen gehört. Wir Dämonen mit unseren Frechheiten, unserem mangelnden Respekt und unserer Unberechenbarkeit waren da im Weg. Er schloss uns in den

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