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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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setzte sich auf den nächsten Bissen Schokoladentorte und lieβ sich von Helingerd den Kaatens schlicht und einfach hinunterschlucken.
    Jetzt musste er sich neu orientieren. Der Körper des selbsternannten Kaisers war wie ein groβes Haus, in dem Irathindur noch nie zuvor gewesen war. Der langeAufenthalt im Körper der Baroness erschwerte es dem Dämon, sich in einem anderen Menschen zurechtzufinden. Aber wie in jedem fremden Haus konnte man sich anhand bestimmter Anhaltspunkte ein Bild machen. Es gab eine Ordnung, die allen Häusern gemeinsam war. Es gab eine Küche, einen Abort und ein Schlafzimmer. Man musste nur herausfinden, wo.
    Nach einiger Suchfrist erreichte er von innen Helingerds Kopf. Dort breitete er sich aus und übernahm das Sagen.
    Der kleine Kaiser veränderte plötzlich seinen Gesichtsausdruck. Sein Unterkiefer klaffte auf, sodass ihm braunschwarzer Speisebrei wie bei einem Schwachsinnigen über die nackte, haarige Brust pladderte. »Die Göttin! «, stieβ er kehlig hervor. »Sie ist allmächtig! Sie ist im Recht! Sie ist überall und nirgends! Sie ist ewig!« In die Generäle kam Unruhe. Einer wollte seinen Kaiser mit einem Taschentuch abtupfen, aber dieser wehrte alle Gunstbezeugungen ab. »Ihr Narren!«, rief er mit eigentümlich verzerrter Stimme. »Seht ihr es denn nicht? Der in der Nacht aufgehende Mond – das ist sie! Die dem Mond nachfolgende Sonne – das ist sie! In sämtlichen leuchtenden Städten des Himmels – wohnt sie! In den Nebeln der Finsternis zwischen den Städten – nur sie, sie und ihr ewiges Lächeln!« Ein Rumpeln lief durch seinen Körper. Unvermittelt, sodass dieser schier zurückschreckte, deutete er auf einen seiner Generäle. »Du sollst mein Nachfolger sein!« Dann auf einen anderen General. »Du sollst mein Nachfolger sein!« Dann auf jeden Einzelnen der Übrigen. Bei jedem wiederholte er mit derselben Dringlichkeit: »Du sollst mein Nachfolgersein!« Anschlieβend schlug er sein Gesicht in den Rest der Schokoladentorte, sodass seine Generäle nun überhaupt nicht mehr wussten, ob sie lachen sollten, erschrocken sein oder ehrfürchtig angesichts von so viel hellseherischer Attitüde. Dann sank der Kaiser auf die Knie, reckte beide Arme himmelwärts und schrie mit kuchenverschmiertem Gesicht: »In deine mütterlichen Arme fliehe ich Nichtswürdiger, der ich auf Erden nur schmarotzt und falsch gehandelt habe. Nimm mich auf, Göttin Meridienn, denn ich weiβ – deine rächende Gnade brennt jeden Makel von mir!« Schlieβlich sackte sein Oberkörper zusammen, sein Gesicht klatschte auf den Boden, und er blieb in äuβerst peinlicher Körperhaltung – mit hochgerecktem Hintern – auf den Knien liegen.
    »Er ist … tot«, stellte einer der Generäle fest, nachdem er den Kaiser untersucht hatte.
    »Orison stehe uns bei! «,murmelte ein anderer.
    »Gott stehe uns bei!«, hauchten alle anderen.
    Irathindur musste nun abwarten. Wäre er jetzt aus dem Leichnam geschlüpft, hätte man ihn sehen können, und der ganze Schwindel wäre womöglich aufgeflogen – oder als ein durch den Stich eines giftigen Insekts ausgelöster Irrsinnsanfall hinwegerklärt worden. So blieb er also noch eine Weile in dem Toten hocken und hielt sich dabei beide Hände vor den Mund, damit man sein schadenfrohes Kichern nicht hören konnte. Nachdem der tote Helingerd jedoch erst mit einem Tischtuch abgedeckt und später in sein Zelt verbracht worden war, konnte Irathindur durch den immer noch prominent vorgereckten Hinterausgang entkommen und flog alsleicht übelriechende zwölfbeinige Stechmücke weiter durch die Nacht.
    Sein Werk war noch nicht getan.
    Er übersummte das ehemalige Dritte Baronat – nun Helingerdia West – und drang in das Zweite Baronat vor, das sich Helingerdia angeschlossen hatte, um sich an Irathindurien für das Niederbrennen des Hauptschlosses zu rächen. Der Baron residierte nach seiner Flucht vor den anrückenden Coldriner Plünderern nun in seinem Inneren Schloss. Offensichtlich zog er die Nähe zur andauernden, jedoch verhältnismäβig ruhigen Belagerung der Hauptstadt der Gefahr weiterer aus Coldrin einfallender Horden vor. Der Zweite Baron – ein rundlicher, alter Mann, der schon seit über dreiβig Jahren auf dem Baronatstuhl hockte – war allein in seinem Zimmer, als Irathindur durch ein Fenster hereinsummte.
    »Was riecht denn hier so eigenar…«, begann der Baron angewidert witternd, bevor Irathindur durch sein rechtes Ohr in seinen Kopf vordrang und dort

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