Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Schauspiels wurde? Eigentlich nicht. Zum einen habt ihr mich großzügig die Hälfte meines Verlustes wiedergewinnen lassen, zum anderen habt ihr mir durch diesen gesamten Vorgang einen äußerst unterhaltsamen, in seinem Gesamtverlauf sogar geradezu unvergesslichen Abend beschert. Anschließend hatte ich dich ja« er sprach jetzt ganz speziell Taisser an »wie du dich sicherlich noch erinnern kannst, sogar zum Essen eingeladen, und wir haben ganz reizend miteinander geplaudert. Nein, es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb ich eine tiefsitzende Abneigung gegen euch beide pflegen sollte. Der Tatbestand eures Betruges ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Also würde ich vorschlagen, wir helfen uns alle gegenseitig. Meine Aufgabe in diesem übelriechenden Zarezted bestehtdarin, Freiwillige für das Vierte Witercarzer Regiment auszuheben. Wie es aussieht, habe ich während dieser schwierigen und verantwortungsvollen Mission schon mehr von den mir für diese Freiwilligen übereigneten Soldstücken verbraucht, als ich eigentlich hätte verbrauchen dürfen. Ihr erhaltet somit von mir die einmalige Gelegenheit, freiwillig in die ruhmreiche Armee des Kaisers Helingerd einzutreten und dabei aus ehrlich empfundener Begeisterung auf jeglichen Sold zu verzichten. Kost und Unterkunft erhaltet ihr natürlich wie jeder andere Soldat auch. Ihr seid jung, ihr seid geschickt, ihr besitzt Köpfchen, Muskelkraft, Findigkeit. Bringt all dies für Kaiser Helingerd zum Einsatz, und ihr werdet euch womöglich schon binnen kurzer Zeit in Rängen wiederfinden, wo man eure früheren Vergehen als abgegolten bezeichnen und euch die Zahlung eines Soldes nicht mehr verweigern können wird. Also? Was sagt ihr, meine Freunde?«
»Bekommen wir auch so schöne Kristallroben wie du?«, fragte Taisser blinzelnd.
Der junge Offizier lachte knabenhaft. »Anfangs sicherlich noch nicht. Aber erweist euch meines Wohlwollens und meiner Wertschätzung würdig, und euch sind in unserer Armee keine Grenzen gesetzt.«
»Und die Stücke, die wir besitzen?«, hakte Taisser noch mal nach.
»Werden von euch großzügig mir und meinen Männern für die ausgestandene Mühe, eurer habhaft geworden zu sein, gespendet«, lächelte der Offizier. »Auf diese Art und Weise könnt ihr sogleich beginnen, euch bei der Armee beliebt zu machen. Außerdem gehörten dieseStücke euch ja vor wenigen Stunden noch gar nicht, sodass ihr ihren Verlust kaum bemerken werdet.«
Taisser lächelte zurück. »Das ist alles wohldurchdacht und -formuliert. Ich denke, ich nehme das Angebot an. Wie steht es mit dir, Minten?«
Minten war alles andere als begeistert. Überall mehrten sich die Anzeichen, dass Helingerdia und Irathindurien sich einen schauerlichen, menschenverschlingenden Grenzkrieg lieferten, und Minten hatte nicht die geringste Lust, in diesem widersinnigen Blutbad als Frontmarionette verschlissen zu werden. Auch hatte er das Gefühl, dass er es nicht verdient hatte, dieselbe Strafe wie Taisser zu erhalten. Taisser war immerhin der Ausführende ihres Betruges gewesen, Minten nie mehr als ein austauschbarer Gehilfe. Aber Taisser und dieser grässliche, von sich selbst äußerst eingenommene Anwerber, der sein jugendliches Offizierspatent wahrscheinlich begüterten, einflussreichen Eltern zu verdanken hatte, konnten sich offensichtlich gut leiden. Also würde Minten sich anstrengen müssen, um bei dieser Kumpanei der vornehmen Zöglinge nicht wie etwas Überflüssiges in den Matsch geworfen zu werden.
»Also gut«, knurrte er. »Kämpfen wir nun also zur Abwechslung mal für Helingerdia.«
Wie sich herausstellte, war das sogenannte Vierte Witercarzer Regiment ein reines Freiwilligen- und Gepresstenbataillon, das noch niemals in Witercarz stationiert gewesen war. Von Zarezted aus schiffte sich dieses Regiment, das aus insgesamt fünfhundert zwielichtigen Gestalten bestand, nach Werezwet ein, um von dort aus über Land zur Bergstadt Witercarz zu marschieren.
Das früher mit heiteren Seemotiven bemalte, nun jedoch eher rußgraue Werezwet war, weil nur wenige Stunden von der Grenze zu Irathindurien entfernt, bereits Schauplatz heftiger Kämpfe gewesen, hatte bislang aber noch von den helingerdianischen Truppen gehalten und immer wieder neu befestigt und verstärkt werden können.
Schon vor der Einschiffung und auch während der Überfahrt an Deck eines altersschwachen, nach Fäulnis stinkenden Zweimasters erhielten Minten und Taisser – wie alle anderen
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