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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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trachtete.
    Faur Benesand zögerte einen Augenblick zu lange. Er riss sich das Messer aus dem Mund, wobei er sich selbst in die Lippe schnitt, und machte einen Schritt auf die Göttin zu, doch sie hob einfach nur den Arm und sandte ihm mit den Worten »Du störst, Wurm!« eine gleißende Lebenskraftentladung entgegen, die ihn voll gegen die Brust traf. Faur Benesands Leib bog sich um die Spitze des Strahles wie weiches Wachs um eine Fingerkuppe. Die Wucht dieser Entladung drosch ihn rückwärts aus dem Fenster hinaus. Seine Versuche, sich am durchsichtigen Vorhang festzuhalten, ließen nur den Stoff zerreißen. Weit flog er hinaus in die Nacht, immer noch getrieben vom goldenen Strahl. So weit flog er, dass er rücklings gegen einen anderen, mehr als zwanzig Schritt gegenüberliegenden Turm krachte und dort vom Strahl zappelnd festgenagelt wurde.
    Irathindur ballte seine ausgestreckte Hand zur Faust und schnitt den Strahl somit ab. Er hatte viel Lebenskraft in dieser Nacht, mehr als je zuvor, aber er wollte auch nicht verschwenderisch mit ihr umgehen. Der Attentäter würde zerschmettert im Innenhof landen. Vielleicht würde er morgen erfahren können, wer ihn geschickt hatte und weshalb. Jetzt aber drehte er sich erst mal auf die Seite und schlief mit einem befriedigten Grunzer und dem Gefühl, heute allen seinen Feinden die Stirn geboten zu haben, ein.
    Der Strahl verebbte. Faur Benesand stürzte senkrecht abwärts, krachte durch zwei Sonnenmarkisen, zwei nachaußen gestellte Fensterläden, einen Wimpelhalter samt Wimpel, drei Stockwerke von Baugerüsten und unten durch ein provisorisches Bretterdach, das Bauarbeiter errichtet hatten, um eine Grube, in der sie Mörtel anrührten, gegen Regen zu schützen. Der Schrei, den Benesand während des Sturzes ausstieß, erinnerte wegen der kurzen Unterbrechungen bei diversen bremsenden Aufschlägen unterwegs an ein weinendesNeugeborenes mit Schluckauf. Endlich platschte er in einem Hagelsturm aus Holzsplittern, Sonnenmarkisenfetzen und Turmwandverputz in die wassergefüllte Mörtelgrube. Eine geraume Weile lang beruhigte sich alles. Das braune Wasser schloss und glättete sich. Die letzten Splitter regneten herab. Dann stieg Faur Benesand langsam und so würdevoll wie möglich aus der Grube. Mehrere Gaffer leuchteten mit Laternen herum und tuschelten miteinander. »Ein Sumpfungeheuer!«, schrie einer. »Es will uns holen kommen, weil die Göttin Gott gelästert hat!« »Unsinn!«, entgegnete ein anderer, Älterer, barsch. »Das ist nur ein Bauarbeiter, der nachts noch auf den Gerüsten war. Das nenne ich Einsatz, mein Sohn! Aber morgen müsst ihr alles wieder neu aufbauen, verstanden? Das kann hier so nicht bleiben, da brechen sich meine Pferde ja jeden Huf!«
    Schlammig wie er war, stapfte Faur Benesand über den Innenhof zur Schlossgaststätte, wo die Bediensteten und einfacheren Gäste gerne ihren Abend verbrachten. Obwohl er die Schankstube verschmutzte, wagte niemand, ihn darauf anzusprechen – zu unheimlich, zu schwer fassbar schien der Fremde mit den langen, mörteltriefenden Haaren. Benesand fingerte die Stücke, dieihm Tenmac III. für die Mission gegen die Coldriner übereignet hatte, aus seiner Hosentasche und bestellte ein Kotelett, eine Flasche Schlossgekelterten, frische Weintrauben sowie Papier, Feder und Tinte. Seelenruhig verzehrte er das Kotelett, die Hälfte des Weins und die Hälfte der Trauben. Dabei verfasste er einen nur vierzeiligen Brief, der – Zeugnis von Faur Benesands eher ärmlichen Herkunft – vier Schreibfehler aufwies:
    Mann möge niemanden die Schuld
an meinen Tode beimessen.
Ich habe mich erschossen,
weil ich mein Leben an die Liebe vergoidet habe.
    Dann faltete er den Brief ordentlich zusammen und erhob sich. Der Mörtel war inzwischen an ihm getrocknet, und als er aufstand, sah es aus, als würde er in lauter Einzelteile zerbrechen, die jedoch fast alle kreuz und quer an seinem Körper kleben blieben. Mit bedachten Schritten ging er auf einen jungen Schlosssoldaten zu, der eigentlich nur noch vor dem Zubettgehen das Ende seiner Zinnenwachschicht hatte begießen wollen, nun aber mit schreckgeweiteten Augen den Unheimlichen näher kommen sah.
    »Dürfte ich mir bitte Eure handliche Armbrust und einen Bolzen leihweise ausbitten, verehrter Kamerad?«, fragte Benesand mit brüchiger, kaum zu verstehender Stimme. Der junge Soldat stammelte etwas und händigte die Waffe dann beinahe ehrerbietig aus.
    Faur Benesand bedankte sich mit der

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