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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hatten. Mintens Zähne waren anders, und während des Feldzuges hatte er sich seine rotblonden Haare und den früher für ihn so charakteristischen Backenbart wieder wuchern lassen. Der stiernackige Oloc mit den verquollenen Augenbrauen dagegen trug eine helingerdianische Uniform und sah mit seinem Helm und seinem Halstuch beinahe manierlich aus.
    »Bist du ein Kaisertreuer oder ein Widerständler?«, fragte Minten.
    Oloc schüttelte den Kopf. »Weder noch. Ich bin für den stärksten von Helingerds Nachfolgergenerälen. Er will schnellen Frieden mit Irathindurien.« Minten fiel auf, dass er noch niemals zuvor Olocs Stimme gehört hatte. Sie war leise und rau.
    »Gegen wen kämpfst du dann hier?«
    »Weiß ich auch nicht so genau.« Beim Nachdenken schob Oloc die Zungenspitze zwischen die Lippen. »Gegen das Feuer?«
    Minten lächelte. »Gegen das Feuer ist nie verkehrt. Wollen wir zusammen gegen das Feuer kämpfen und die Baroness da rausholen?«
    Oloc schaute zu den funkenlodernden Türmen hinauf. »Die ist immer noch da drin?«
    »Die ist immer noch da drin.«
    »Es gibt keine andere Baroness mehr in Orison, stimmt’s?«
    »Ja, das ist wahr. Sie ist die Letzte, die noch übrig ist.«
    Oloc zog die Nase hoch. »Worauf warten wir dann noch?«
    Sie gingen zusammen ins Feuer. Niemand hielt sie auf, denn alle anderen waren damit beschäftigt, sich gegenseitig redlichzumassakrieren. Der vier schrötige Oloc erwies sich als großartige Unterstützung. Er konnte Hindernisse aus dem Weg räumen – eingestürzte Dachbalken, schwelendes Mobiliar und sogar einmal eine marodegeschmorte Wand –, an denen Minten alleine gescheitert wäre. Von einer irre lachenden Dienerin erfuhren sie, wo die Baroness gefangen gehalten wurde.Anderen Dienerinnen war es unter Einsatz ihres Lebens gelungen, diesen Bereich des Schlosses kontinuierlich mit Brunnenwasser zu löschen. Hier konnten Oloc und Minten sogar atmen.
    Und so kam es zu Mintens zweiter denkwürdiger Begegnung an diesem Tag: Er sah die Dritte Baroness wieder und rettete sie mit Olocs Hilfe aus dem brennenden Schloss. Sie war es gewesen, die Jinua und ihn damals nach Coldrin geschickt hatte, damit sie mit Truppen des Menschenfresserkönigs Turer von Norden her über die helingerdianischen Besatzer herfallen könnten. Nun kam Minten stattdessen von Osten und brachte irathindurianische Brandschatzer und einen helingerdianischen Reformationskämpfer mit. Alles war erstaunlich weit aus dem Ruder gelaufen.
    Die Baroness erkannte ihn allerdings überhaupt nicht wieder. Kein Wunder: Damals war er im Gesicht vollkommen bandagiert gewesen und nichts weiter als Jinua Ruuns schweigsamer Leibwächter. Minten unternahm auch nichts, um sich der Baroness in Erinnerung zu rufen. Er warf sich das zarte Persönchen einfach über die Schulter und folgte Oloc durch Trümmer, Brand und allgegenwärtig freudentanzenden Qualm. Ihnen wiederumfolgten die Dienerinnen in vorsorglich durchnässten und somit durchscheinenden Kleidern. Diese Prozession machte großen Eindruck auf die Kämpfenden draußen vor dem majestätisch in sich zusammensinkenden Hauptschloss. Als die Widerstandskämpfer ihre zwar hustende und zeternde, aber ansonsten unversehrte Baroness zurückerhielten, stellten sie den Kampf ein. Oloc wiederum gelang es, helingerdianische Truppenteile zur Aufnahme von Verhandlungen zu überreden. Taissers hübsche Offizierin Lae schlug mit einer ihr von Taisser angereichten Axt noch einem helingerdianischen Hellebardier den Kopf vom Rumpf und befahl dann Einhalt, Neuformation und Abwarten weiterer Befehle. Eiber Matutin entleerte sich währenddessen in einem aus Holz eigens für ihn errichteten und rasch mit allerliebsten Zierschnitzereien versehenen Abtritthäuschen weit hinter der Nachhut. Wimmernd hörte er den Rapport, dass die Schlacht um das Dritte Hauptschloss zu einem seltsamen, uneindeutigen und vor verhaltener Raserei vibrierenden Stillstand gekommen sei, während die ins Zweite Baronat vorgerückten Truppenteile vernichtend geschlagen worden seien und offensichtlich sogar verfolgt würden. »Ich kann nicht mehr«, japste er nur immer wieder, während ihm Tränen über das verhärmte Gesicht liefen. »Ich sterbe hier – und wo ist die Göttin? Ist sie auf Erden zu finden? Im Himmel? Wo ist die Göttin? Ist sie bei mir oder auch nur mit mir? Bin ich ohne sie? Bin ich ohne sie besser dran? Wo ist die Göttin? Gibt es sie überhaupt? Oder ist sie nur ein furchtbarer Albdruck, der uns alle

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