Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
selbst dieser beachtliche Streiter konnte keine Armeen aus Schnee backen. Die Menschenkönigin hatte noch etliche Tausend Flüchtlinge in die Berge führen können, aber auch diemüssten sich erstmal an allen im Norden nun mit Dämonen besetzten Schlössern vorbeischleichen, bevor sie die Hauptstadt erreichten. Bis dahin war mindestens das Geschickteste der drei in den Süden entsandten 10 000 Mann starke Heer schon wieder zurück, um die Hauptstadtbemannung zu verdoppeln.
Darüber hinaus gab es die nördlichen, noch nicht bereits durch die Abtrünnigen verwüsteten Hafenstädte. Aber wer sollte die alle unter eine gemeinsame Führung bringen, sodass sie effektiv gegen die Dämonen vorgehen konnten? Wie lange sollte das dauern? Jede einzelne Hafenstadt war von ihrem Hinterland abgeschnitten. Wie Inseln trieben diese Städte nun im Meer und drifteten immer weiter auseinander, solange der Krieg und die Furcht in Orison herrschten.
Nein, Culcah rechnete nicht mehr damit, dass den Menschen ein Gegenschlag gelingen würde. Nicht, nachdem die Kristallritter vernichtet waren und Stummsturms letzte freie Bastion gefallen war.
Als Culcah sich zu den Offiziersunterkünften begab, um seine Befehle im persönlichen Gespräch einzuschärfen, kam ihm einer jener Dämonen entgegen, die sich neuerdings in der Hauptstadt mit den Angelegenheiten der Administration befassten.
»Hoher Feldherr«, sprach der katzenhafte Dämon ihn schmeichlerisch an. »Um das bereits angesprochene Problem der Menschennierchenverknappung zu lösen, würde ich vorschlagen, Zuchtgehege anzulegen. Wir sperren einfach jeweils einhundert Menschen, Männchen und Weibchen bunt gemischt, nackt in ein Gehege und lassen ihren natürlichen Trieben die Zügel schießen. Auf diese Art und Weise wäre für Nachschub stets gesorgt.Die verhältnismäßig lange Tragezeit der Weibchen erweist sich natürlich als Problem. Hier müssen Investitionen und Nutzen von Futterversorgung und Unterbringung gegengerechnet werden, aber ich denke, wir sollten uns unseren neu gewonnenen Lebensstandard durchaus etwas kosten lassen.«
Culcah schnaubte verächtlich. Wenn man den Dämonen lange genug ihre Freiheit ließe, würden sie wahrscheinlich ebenfalls bald damit beginnen, Bilder von sich an Wände zu hängen, zerbrechliches Geschirr zu horten und Bücher mit sinnlosen Gefühlen vollzukrakeln.
Vielleicht war es dies, was Orison voraussah und was er ihnen allen ersparen wollte.
noch siebzehn bis zum Ende
Marna Benesand ritt auf und ab, auf und ab. Ihre Wangen waren gerötet. Sie hatte 990 berittene Frauen und Männer unter ihrem Kommando, und diese 990 gehörten zu den Besten und Ausdauerndsten, die der Flüchtlingstross zu bieten gehabt hatte.
Marna Benesand dachte nach. Über Faur Benesand, ihren geistigen und auch körperlich verinnerlichten Vater. Hatte sie ihn nicht suchen wollen im nebelverhangenen Coldrin? Nach Zeugnissen seiner Anwesenheit oder seines Vorüberziehens forschen? Nun saß sie hier fest, durfte nicht weiter, musste warten, warten, warten, bis die Königin, schutzlos, hinkend, verwundet an Leib und Seele, alle Entscheidungen alleine zuwege gebracht hatte!
Die Königin hatte Marna nie einen Vorwurf gemacht, dass ihr Pferd es dem roten Hundedämon ermöglicht hatte, ihr das Bein zu brechen und die Hüfte zu zerreißen. Aber dennoch spürte Marna die Scham noch immer. Die Scham war wie ein Zwang, die Scharte auszuwetzen und fortan alles besser zu machen, als es von ihr erwartet wurde.
Aber was konnte sie tun mit ihren 990 Frauen undMännern? Wie gerne wäre sie über die Dörfer des viel zu lange gefürchteten Coldrins hergefallen, hätte niedergebrannt und geplündert und Furcht gesät im Schreckensland ihrer Kindheitsmärchen. Doch das würde sich schädlich auswirken auf die Verhandlungen und das Bündnis, die das Ziel der Königin waren. Wie gerne wäre sie tiefer vorgedrungen als vielleicht erste Entdeckerin aus Orison, hätte Karten anfertigen lassen, um das Land des Schreckens urbar und verständlich zu machen. Doch sie durfte hier nicht fort, durfte die Rückkehr der Königin nicht verpassen. Wie gerne hätte sie nach Faur Benesand gesucht und – falls sich herausstellen würde, dass er niemals hier gewesen war – seine Legende um den einen oder anderen Zusatz erweitert. Doch sie hatte nun 990 Frauen und Männer zu beschützen und durfte nicht mehr nur an sich selbst und ihre hübschen Schwestern denken.
An den Abenden ging sie von Lagerfeuer
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