Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
einerlei. Orogontorogon riss ihm den Kopf ab, fraß ihm das zarte Gesicht vom Schädel und warf den Rest seinen erschöpften Dämonen zu. »Wartet hier. Oben könnte es noch viel gefährlicher werden«, log er grinsend.
Im nächsten Stockwerk bereits fand er den Baron. Es konnte niemand anders sein: ein uraltes Menschlein aufKrücken, das zwar nach Verwesung und Verdauung roch, aber mit dem Ornat eines echten Potentaten angetan war.
»Wie ist dein Name, Baronchen?«, grollte der Hundedämon, als er mit schlenkernden Armen quer durch den Raum auf den Tattergreis zuging.
Der Baron straffte sich so würdevoll wie möglich, obwohl sein Herz nicht mehr im Takt schlug und die stockende Blutzufuhr im Gehirn ihn schwindelig machte. Das Wesen, das auf ihn zukam, war ein zwei Schritt großer, aufrecht gehender Jagdhund mit lodernd rotem Fell und den muskulösen Gliedmaßen eines ausgebildeten Kriegers. »Serach«, antwortete der Baron leise. »Serach den Saghi.«
»Ach, ja. Dieses ›den‹ bedeutet ›von‹, nicht wahr? Das bedeutet, du bist in der Hafenstadt Saghi geboren. Und das Geschlecht der den Daurens, das vor dir hier das Sagen hatte, kam aus einem kleinen Kaff namens Dauren, das auf keiner anständigen Karte verzeichnet ist. Stimmt’s?«
»Du bist … gut unterrichtet für einen, der seit Ewigkeiten in einem Strudel … gefangen war.«
»Ahhh, aber das Land hat uns Geschichten erzählt! Jeder Bittsteller, der zu uns kam, um in uns hineinzugaffen, jeder Betgeselle, der die kleine Kapelle benutzte wie einen Abtritt, hat uns teilhaben lassen an allem, was draußen vor sich geht. Natürlich sind wir unterrichtet! Wir wollen doch wissen, in welchem Zustand sich das Land befindet, das uns gehört.«
»Nichts gehört euch«, begehrte der Greis auf. »Nur der Schlund, in den wir euch … zurücktreiben werden wie die Tiere, die ihr seid!«
»Ach richtig, man vergisst das nur zu leicht: Ihr kennt ja die Wahrheit nicht! Ihr glaubt noch immer, dass Orison ein Mensch war, ein Magier, der uns Dämonen in den Schlund verbannte.« Orogontorogon heulte triumphierend die mit Gemälden verzierte Decke an. »Was für eine meisterliche Maskerade! Wir waren vor euch, und wir werden nach euch sein. Ihr wart in der Zwischenzeit nichts weiter als Gutsverwalter. Und ich muss sagen: Ihr habt das Gut ziemlich beschissen verwaltet.«
Der Dämon war dem Baron nun so nahe gekommen, dass dieser seinen nach frischem Blut und Pansen stinkenden Atem riechen konnte. Serach spürte, dass er sich übergeben musste, vor Ekel und Furcht. Er ängstigte sich vor dem Ersticken und hielt die Würgereflexe zurück. Die Hundefratze schnupperte von oben herab an ihm, weidete sich an seiner Qual wie am Duft einer kostbaren Blume.
»Weißt du was, Baronchen?«, fragte Orogontorogon, und seine Stimme klang kaum noch menschlich, mehr wie ein moduliertes Bellen. »Unser Anführer, Culcah, hätte dich wahrscheinlich gerne lebend. Aber weißt du noch was? Ich kann ihn nicht leiden, den Culcah.« Jetzt lachte er, und dann riss er den Baron in Stücke.
Die Deckengemälde, von denen einige den großen Magier Orison als pausbäckigen, gewichtigen Menschen darstellten, der mit einem Stab in der Hand den Horden der Finsternis ein für alle Mal Einhalt gebot, sahen plötzlich aus, als schwitzten sie Blut.
noch sechsundvierzig bis zum Ende
Welch ein Chaos! Mit schweißüberströmten Gesichtern versuchte Culcah, so etwas wie Ordnung in seine Reihen zu bekommen. Wie es im Moment aussah, verlor er Hunderte von Dämonen einfach dadurch, dass sie sich gewaltsam um die Plünderbeute stritten!
Er ernannte Unteroffiziere, die zum Teil anschließend zusammengeschlagen wurden, weil sie versuchten, andere Dämonen herumzukommandieren. Er versuchte es mit flehentlichen Argumenten, scheiterte aber daran, dass die meisten seiner Untergebenen noch niemals zuvor selbstständig gedacht hatten. Bis vor Kurzem waren sie als Teil eines Ganzen in einem Strudel herumgewirbelt – was konnte man da erwarten!
Er benutzte geflügelte Dämonen als Boten und ließ diese Befehle auf das Feld hinunterbrüllen, die im Schlachtenlärm einfach untergingen. Was für ein Schlachtenlärm war das überhaupt? Gekämpft wurde ja fast nirgends mehr. Das war kein Kampfgetöse. Das war einfach nur das unablässige Schreien, Heulen, Krähen, Trillern, Singen und Grölen der außer Rand und Band geratenen Dämonen. Es war zum Kotzen!
Kein einziges strategisches Ziel wurde erfüllt. Der Baron
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