Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
entgegentreten. Für diesen Tag muss ich mich wappnen, schon jetzt.«
»Ich bin NEUGIERIG, mein Herrscher. Ist das, was Ihr dort unten einsammelt, die LEBENSKRAFT?«
»Nein. Die brauchen wir nun nicht mehr. Wir sind frei. Frei, uns Fleisch und Blut und – wer möchte – auch Gras oder Salzwasser zur Nahrung zu wählen. Als vor einundzwanzig Jahren Gäus und Irathindur flohen, konnten sie ohne Lebenskraft in der Welt der Menschen nicht überdauern, denn der Dämonenschlund bestand noch, und ihre Flucht stand meinen Regeln entgegen. Nun jedoch ist der Schlund aufgelöst. Die Zeit war reif. Meine Geduld trug Früchte. Alle Dämonen gehören sich nun selbst. Die Lebenskraft ist für uns vernachlässigbar geworden. Nein, was ich hier unten sammeln und neu zusammenfügen muss, bevor ich endlich zu euch nach oben kommen kann, ist meine eigene Magie, mit der ich die Dämonen zu einem Strudel formte, damit sie überdauern konnten.«
Culcah sah sich unsicher nach allen Seiten um. Die zerborstenen Überreste der Kapelle beunruhigten ihn. »Ich WEISS, dass wir schon vor dem Ausbruch darüber gesprochen haben. Aber da Ihr gerade Gäus und Irathindur erwähntet: Mein Feldzug wäre BEDEUTEND einfacher, wenn wir in Menschen schlüpfen könnten. In die KÖNIGIN zum Beispiel, so wie das die beiden damals auch gemacht haben. Wenn wir die Köpfe des gegnerischen Heeres ÜBERNEHMEN würden, ließen sich die ganzen verlustreichen Kämpfe vermeiden.«
»Ja, ich habe dir das bereits erläutert, Culcah. Gäus und Irathindur waren Flüchtlinge. Sie hatten nichts zu verlieren. Ihren Körper aufzugeben, um in einen Menschen hineinzuschlüpfen, erschien ihnen immer noch als ein geringeres Wagnis, ein geräumigeres Gefängnis als eine weitere Ewigkeit im Schlund. Die Dämonen, die du nun befehligst, sind aber keine Flüchtlinge. Es sindFreie. Du könntest ihnen befehlen, in Menschen zu fahren, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie dabei scheitern und von ihrem Menschenwirt bezwungen werden, ist groß. Du bräuchtest einen willensstarken Dämon wie Orogontorogon, um eine Königin zu übernehmen. Aber auch Orogontorogon wurde damals im Wettlauf um die beiden königlichen Ohrringe von Gäus und Irathindur geschlagen. Obwohl diese beiden den Weg in den Rat nicht fanden, solange sie noch bei uns lebten, waren sie doch herausragend unter den Dämonen. Sie waren der Oberfläche am nächsten, weil ihr Wille zur Flucht und ihre Unzufriedenheit mit ihrem Schicksal größer waren als bei allen anderen. Zwinge Dämonen zum Körperwechsel, und sie werden schwach, unentschlossen und feige sein. Weil sie ihren Körper verlieren und sich in etwas Fremdem zurechtfinden müssen. Aber finde Dämonen vom Format Gäus’ und Irathindurs, und du könntest erfolgreich sein.«
Culcah wand sich unzufrieden. »Ich könnte den Feldzug als natürliche AUSLESE benutzen. Wer sich im Kampf AUSZEICHNET, könnte ein geeigneter Kandidat für eine Königsübernahme sein. Aber dann wiederum: Je länger der Feldzug DAUERT, desto weniger bringt es noch, die Königin zu manipulieren. Es wäre JETZT von Nutzen. JETZT!«
»Tu, was du willst, ist das ganze Gesetz. Ich habe nicht leichtfertig dir das Kommando übertragen. Du warst noch nicht lange Zeit im Rat, aber du besitzt strategische Fähigkeiten, die den anderen Ratsmitgliedern fehlen.«
Das Lob seines Herrschers half Culcah, sein Unwohlsein zu bändigen. Dennoch rasten seine Gedanken.»Nein, ich KANN Orogontorogon nicht nehmen«, sagte er leise. »Er wäre mir als Königin nicht von Nutzen, sondern wahrscheinlich eher ein RIVALE.« Lauter fügte er hinzu: »Aber was ist, wenn der verfluchte Hund von SELBST auf die Idee kommt, Königin zu spielen? Wenn er sich, nur, um mir eins auszuwischen, zur Herrin über 52 000 menschliche SOLDATEN aufschwingt?«
»Orogontorogon ist viel zu stolz, um seinen Körper aufzugeben. Mach dir nicht so viele Sorgen um ihn. Er spielt als Hetzhund des Krieges seine Rolle im Gesamtgeschehen ebenso geflissentlich wie du und ich.«
Culcah konnte seine Gedanken nicht zur Ruhe bringen. Der Anblick des leeren Schlundes, in dem sein Herrscher noch immer Magie zusammenklaubte, deprimierte ihn. Er verabschiedete sich respektvoll und stieg wieder auf seinen Flugdiener.
Viel hatte ihm Orison nicht helfen können, außer, ihm auch angesichts der chaotischen Vorgänge am Hauptschloss des Sechsten Baronats aufs Neue sein Vertrauen auszusprechen. Das war ja immerhin schon mal etwas.
Culcah flog zum
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