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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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auf dich acht, mein Junge!«, rief Blannitt ihm noch hinterher, dann wendete der kauzige Seebär sein salziges Schifflein und hielt hinaus auf die See, nichtswärts.
    Minten stand allein unter Leichen. Die meisten von ihnen waren verbrannt und verklumpt, hatten im Todeskampfnoch versucht, sich unter brennenden Gebäudeteilen hervorzuschaben. Es gab auch ein paar tote Dämonen. Übermütige, die das Wirken offener Flammen unterschätzt hatten. Die ganze Stadt roch nach Lagerfeuerfleisch, Kohlestaub und Haarschlacke.
    Zwei Stunden verbrachte Minten damit, nach Überlebenden zu suchen.
    Er fand ein junges Kätzlein mit versengter Nase, das ihm nichts verraten konnte. Er trug es zum Hafen, wo es Fisch gab in unendlichen Mengen. Er fand eine alte Frau, die ebenfalls nicht sprechen konnte, weil ihre Stimmbänder geschmolzen waren. Minten blieb bei ihr und hielt ihre knorriggebrannten Hände, bis ihr Atem endete und sie hinübertrat zu allen, die ihr vorangegangen waren. Zuletzt fand er noch einen Vogel, der nicht mehr fliegen konnte. Seine Schwingen waren von einer Stichflamme versengt worden. Minten strich über diese Schwingen und füllte sie mit frischen, andersfarbigen Federn auf, die sich unter Mintens Fingern entrollten wie knospender Farn. Der Vogel blickte ihn verwundert an, dann flog er so hoch hinauf, dass er eins zu werden schien mit den leuchtenden Städten des Himmels, denn es war unterdessen Nacht geworden.
    In einem schwarz- und weißgebrannten Schrank am Rande der Stadt fand Minten ein paar Kleider, die einem Mann seiner Größe gehört haben mussten. Er nahm sich eine Hose, ein Leinenwams und einen Übermantel aus grünem und blauem Flickenstoff. Seine eigenen Muschelschalen, den Seetang, die Baumrinde und das Blattwerk faltete er so sorgfältig wie möglich übereinander und legte sie in den Schrank zurück, den er abschließend wieder schloss.
    Ulw.
    Er prägte sich Ulw ein.
    Ein Flammentanzplatz nach dem Enden der Musik.
    Dann verließ er die Stadt in östlicher Richtung.

noch sieben bis zum Ende
    Im Heerlager der Königin Lae I. trugen Spielleute aufmunternde Balladen vor. Flüchtlinge tanzten dazu, einige hatten sogar Schrittfolgen einstudiert und führten diese zur allgemeinen Belustigung vor.
    Die Königin stand abseits, vom Licht der Flammen nur flackernd erreicht. Das Zeltdach der leuchtenden Städte des Himmels überspannte alles. Die Nacht war kalt und klar; es gab immer noch keinen Anhaltspunkt für einen Frühling in der Luft.
    Was war, wenn kein Frühling mehr kommen würde, solange noch Krieg herrschte im Land? Wenn der einzige wahrlich überdauernde Gott beschlossen hatte, diesem Land den Rücken zu kehren, solange seine Bewohner nicht in der Lage waren, sich alles Vorhandene gütlich zu teilen?
    Das vereinigte orisonisch-coldrinische Heer hatte einen herben Rückschlag erlitten: Dirgraz’ 2. Division war ausgelöscht worden. Dirgraz selbst war gefallen, man hatte nur noch seine löchrige Kleidung in einer Lache geschmolzenen Fleisches gefunden. 270 Coldriner hatten die Schlacht überlebt, die meisten von ihnenverwundet. 800 Rekamelkish waren noch weiterhin verwendbar und den anderen beiden Divisionen zugeschlagen worden. Die Töchter Benesands , die Lae eigentlich nur zum Zeichen der Verbundenheit mit Dirgraz’ Mannen losgeschickt hatte, gab es nicht mehr. Marna Benesand und Myta Benesand waren zwar noch am Leben, aber Myta Benesand hatte den Verstand verloren und brabbelte den ganzen Tag nur noch unzusammenhängendes Zeug, und Marna Benesand schien nicht nur ihre Schwestern, sondern auch allen Lebensmut eingebüßt zu haben. Sie hockte apathisch herum und flößte ihrer jüngeren Schwester Brei ein, zu mehr schien Marna nicht mehr imstande.
    Jmuan und Chahiddu hatten mit großer Besorgnis auf Dirgraz’ Niederlage reagiert. In der Theorie hatte Dirgraz’ 2. Division die Schlacht zwar gewonnen, denn von den Dämonen war – abgesehen von einer Handvoll Flüchtender – keiner übrig geblieben. Aber dass ein Heeresteil der Dämonen, dessen Umfang von den überlebenden Coldrinern auf weniger als 10 000 beziffert wurde, überhaupt in der Lage gewesen war, eine coldrinische Division nahezu aufzureiben, wirkte als Schock. Jmuan und Chahiddu kannten Dirgraz’ Verdienste im Feld aus diversen Schlachten der Coldriner gegen andere coldrinische Landesteile. Was sie bisher nicht gekannt hatten, war die Kampfstärke der Dämonen. Und nun sah es so aus, als sei Letztere bislang gehörig

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