Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
Benesand der Einnahmenkoordinator des Sechsten Baronats gewesen. In den Wirren des Krieges tauchte er dann in der Hauptstadt auf, hatte also seiner zur Göttin verstiegenen Baroness die Treue aufgekündigt und wurde in Orison-Stadt im Kampf gegen die helingerdianischen Belagerungstruppen hoch dekoriert. Anschließend verlor sich seine Spur in den Wirren des gegenseitigen Zerfleischens der Baronate.
Hugart Belischell hatte den jungen Mann einmal bei irgendeinem nichtigen, offiziellen Anlass gesehen. Als zwei Koordinatoren benachbarter Baronate hatten sie an ein und derselben Tafel gespeist. Hugart Belischell konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was an diesem hohlen, von sich selbst unglaublich eingebildeten Gecken so interessant war, dass sich nun zwölf schöne junge Frauen seine Töchter nannten.
Aber das war ja nur ein Name. Sie hatten Pferde und Waffen und sahen sehr gut aus.
Hugart Belischell hatte die Huren nicht mitgenommen. Dafür einen Sängerchor.
Vielleicht konnten die Töchter Benesands eine Art Mittelwert aus beidem bilden. Etwas fürs Auge. Eine Bereicherung fürs Heer. Eine zusätzliche Motivation für so manchen seufzenden Soldaten.
Er nahm sie mit, seinen eigenen Soldaten des Fünften zugeteilt.
Das Wetter spie noch immer auf die Menschen. Unter den Regen mischten sich schon Hagel und Schnee. Der Winter kam nieder unter Stürmen und Gewittern.
Als Hugart Belischell am Tag vor dem Abmarsch die größte Kathedrale der Hauptstadt aufsuchte, um für die bevorstehende Befreiung des Südens zu beten, fing eine Glocke an zu schlagen, obwohl gar nicht die rechte Zeit dafür war. Mit Sicherheit war es der Sturm, der die Glocke zum Schwingen brachte, jener unablässig durch die Stadt peitschende Wind, der das Atmen erschwerte und das überall noch liegende Herbstlaub in den Straßen umherwirbelte wie ein Jongleur seine Bälle.
Das größte Heer, welches das Land Orison jemals gesehen hatte, brach auf Richtung Süden. An seiner Spitze Hugart Belischell. Koordinator des Heeres. In seinem Rücken die Königin Lae I. und das versammelte Volk der Hauptstadt, das den Verteidigern der Menschheit ein Geleit aus Blumen, Winken, Singen, Lachen, Weinen, Bangen und Beten webte.
Dies stellte alles in den Schatten.
Selbst im Krieg zwischen Irathindurien und Helingerdia waren die Heere niemals so groß gewesen, denn die einzelnen Baronate hatten gegeneinander gekämpft und sich dadurch immer weiter zersplittert. Diesmal jedoch fügten sich alle neun Baronate zu einem Keil zusammen.
Einem Keil, der in Schneeregen und tosendem Wind Richtung Süden strebte, zum Inneren Schloss des Sechsten Baronats, und dem sich unterwegs immer noch weitere Freiwillige anschlossen, sodass der Keil schließlich aus 30 000 schön ineinandergefügten Einzelteilen bestand.
noch zweiundvierzig bis zum Ende
Auf dem Marsch nach Norden war Culcah mehrmals drauf und dran alles hinzuschmeißen.
Wie konnte er Ordnung bringen in einen Haufen aus 100 000 Wesen, von denen die einen keine Augen hatten, die anderen keine Ohren, wieder andere keine Münder, keine Beine, keine Arme, keinen Kopf, ein Gehirn in der Wirbelsäule, gar kein Gehirn, keine Wirbelsäule, kein Sprachverständnis, kein Erinnerungsvermögen, keinen Orientierungssinn, kein Herz, keine Organe zum Verarbeiten der Atemluft, keine Wünsche, keine Ziele, keine Ambitionen? Wie konnte er sich anmaßen, sich Heerführer zu nennen, wenn das Heer sich jeglicher Führung versagte?
Ja, sie kamen nach Norden. Aber langsam und seltsam. Mehr wie eine Schlange, die sich seitwärts nach vorne windet, als wie eine Armee.
Von den 120 000 Dämonen, die Culcah theoretisch zur Verfügung standen, bildeten etwa 50 000 den Tross. Diese 50 000 konnte Culcah einigermaßen lenken, auch wenn sie alle so unterschiedlich waren, dass es geradezu lächerlich aussah, wenn sie sich in Reihen formierten.
Die anderen 70 000 schwirrten irgendwo herum. Mehr als die Hälfte von allen: 70 000.
10 000 von diesen 70 000 hielten sich immer noch an der Küste auf. Niemand wusste, ob sie jemals zum Heer zurückkehren würden. Vielleicht würden sie auch in See stechen, auf zu neuen Ländern und Abenteuern.
5000 hielten sich stets vor der Vorhut auf. Diese 5000 waren ein besonderes Ärgernis, denn wie sollte man effektiv Ziele angreifen und ausschalten, wenn der Gegner immer bereits durch voranstürmende Chaoten gewarnt wurde? Culcah versuchte, gegen diese Vorhutsaboteure mit großer Härte
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