Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
zurückzubleiben.
Merkwürdigkeit 10
Ein gut aussehender junger Mann behauptete, der beste Schwertkämpfer zu sein, den »das Land Orison jemals gesehen hat«. Er war weit gewandert, aus Zarezted, um die Hauptstadt mit eigenen Augen zu sehen. Er wollte nicht in eine Truppe eingegliedert werden und keine Uniform tragen. »Das Befolgen von Befehlen ist nicht so mein Ding«, sagte er, lässig auf seinen Anderthalbhänder gestützt. »Aber mit meinen sagenhaften Fähigkeiten kann ich Euch dennoch sehr nützlich sein. Ich kann zehn, ach was: zwanzig Mann aufwiegen.«
Hugart Belischell beschloss, ihn einer Probe zu unterziehen. Er ließ ihn im Schwertkampf gegen eine erfahrene Soldatin aus seinem Fünften, eine Veteranin des Irathindurienkrieges wie er selbst, antreten. Die beinahe fünfzigjährige Frau machte den Jungspund nach allen Regeln der Kunst fertig. Der Bursche fing tatsächlich an zu flennen und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Hugart Belischell beschlagnahmte sein wahrscheinlich gestohlenes Schwert und schickte ihn nach Hause nach Zarezted.
Merkwürdigkeit 11
Jemand klopfte bei Belischells Privatunterkunft an die Tür und gab sich als Dämonenkundler zu erkennen.
»In den letzten anderthalb Jahrzehnten«, führte der Gelehrte aus, »habe ich den Dämonenschlund achtunddreißig Mal aufgesucht. Um zu beobachten. Notizen zu machen. Zu lauschen. Auch zu beten. Zu schnuppern. Alles auf mich wirken und eindringen zu lassen. Nicht ein einziges Mal habe ich dort unten echte Anzeichen von Leben entdecken können. Eine Art Strudel kreist dort unten, durchaus. Es riecht nach warmem Hühnerei, durchaus. Es gibt Bewegung, Umdrehungen, Wirbel und Gegenläufigkeiten. Durchaus. Aber es scheint sich mir doch eher um ein schweres Gas zu handeln, das dort unten kreist, als um eine Zusammenballung von Seelen oder gar fremdartigen Lebewesen. Die Brüchigen Berge sind voll von heißen Quellen und unterirdischen Gasblasen. Allenthalben trifft man auf Geysire. Weshalb also sollte der Dämonenschlund, der tiefer ist als alle anderen Schächte, etwas anderes beherbergen als übergekochtes Wasser oder übelriechenden Nebel? MeinerMeinung nach existieren Dämonen nicht. Sie sind nur ein Aspekt der Seele jedes einzelnen Menschen. Jeder ist ein Dämon. Aber die meisten von uns haben ihren eigenen Dämon, sich selbst, wohl unter Kontrolle.«
»Wenn es keine Dämonen gibt«, fragte Hugart Belischell, »wer vernichtet dann unsere Städte im Süden?«
Jetzt kam der Gelehrte ganz ungebührlich nahe an ihn heran und hauchte: »Nehmen wir an, es handelt sich um eine Art Krankheit. Diese Krankheit verwandelt Menschen in Zerrbilder von Menschen. Dämonen durchaus, aber eben leider nur Menschen. Und diese Krankheit ist ansteckend. Sie breitet sich im Süden aus. Niemand kann ihr entkommen. Ist unter solchen Umständen ein Feldzug nicht ein furchtbarer Fehler? Verwandelt Ihr durch Euer Unternehmen nicht annähernd 30 000 gesunde Menschen ebenfalls in Dämonen?«
Hier war Hugart Belischell wirklich der Schweiß ausgebrochen. Was, wenn dieser Mann recht hatte? Eine Krankheit konnte man nicht mit Waffen niederringen. Führte er alle seine Schutzbefohlenen in den Untergang?
Aber nein. Es gab einen Beweis gegen die Theorie des selbst ernannten Dämonenkundlers: Nenamlelah Ekiam. Sie war mit einem Dämon unmittelbar in Kontakt gekommen. Das geflügelte KohlenUntier hatte ihr sogar tiefe Kratzer zugefügt. Und sie war nicht infiziert worden, hatte sich nicht verwandelt.
Nein. Es war auch nicht denkbar, dass eine Krankheit einem Menschen Flügel verlieh.
Der Gelehrte irrte sich, weil er zu viel Hoffnung hegte.
Dämonen gab es.
Aber keine Dämonenkundler.
Merkwürdigkeit 12
Die Töchter Benesands .
Sie nannten sich Marna Benesand, Aligia Benesand, Nikoki Benesand, Chasme Benesand, Teanna Benesand, Zilia Benesand, Tanuya Benesand, Chesea Benesand, Nyome Benesand, Myta Benesand, Hazmine Benesand und Ilura Benesand. Sie sahen sich kein bisschen ähnlich, hatten fast alle unterschiedliche Haarfarben und die wohlgestalten Figuren von Tänzerinnen. Wahrscheinlich waren sie auch genau das. Eine Gruppe professioneller Tänzerinnen. Aber sie besaßen eigene Pferde und diverse Stichwaffen und wollten als Kavallerie-Söldnertruppe am Feldzug teilnehmen. Ohne Entlohnung. Nur was sie auf dem Schlachtfeld erbeuteten, sollte ihnen gehören.
Hugart Belischell konnte sich daran erinnern, wer Benesand war. Zu Zeiten des Irathindurienkrieges war Faur
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