Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
Vom Netzwerk:
abgeschliffen und vergoldet durch die samtene Stimme ihrer Mutter. »Faur war so ein hübscher junger Mann. Die langen blonden Haare. Das einnehmende Lächeln. Immer zu einem Kunststück und einem Scherz aufgelegt. Aber strebsam ist er gewesen! Nicht wie die anderen Männer in Icrivavez. ›Ich will ins Hauptschloss‹, hat er immer gesagt, und keiner außer mir hat ihm das so richtig zugetraut. Aber er hat es geschafft. Aus eigener Kraft hat er sich hochgearbeitet. Er hat in Icrivavez alsLehrling damit angefangen, im Hafen die Einnahmen und Ausgaben zu kontrollieren, und als dann im Hauptschloss die Stelle des Einnahmenkoordinators ausgeschrieben wurde, hat er sich beworben und alle Konkurrenten in einer langen Reihe von Prüfungen aus dem Feld geschlagen!«
    »Und die Baroness?«, hatte Marna dann oft gefragt, um ihre schwärmende Mutter zu necken.
    »Ach, die! Die hat doch gar nichts für ihn getan! Er war ihr ein treuer und ergebener Untertan, und die dreht einfach durch und zwingt ihn dazu, seinem Gewissen zu folgen und den König zu unterstützen.«
    Auch diese Geschichten hatte Marna hundertmal gehört. Von Faur Benesand, dem Kriegshelden, der die irathindurische Abspaltung verlässt, um an der Seite des jungen und unerfahrenen Königs Tenmac III. für Recht und Freiheit zu streiten. Todesmutig auf den Zinnen. Waghalsig geradezu mitten in die Reihen der anstürmenden Feinde. Immer zu einem Kunststück und einem Scherz aufgelegt.
    Dann war er verschwunden.
    Die einen munkelten, er sei auf einer geheimen Mission Richtung Norden ums Leben gekommen, einer Mission, die irgendetwas mit angreifenden Coldrinern zu tun hatte. Andere sagten, in den unüberschaubaren Kämpfen um Orison-Stadt sei er einer der vielen Gefallenen gewesen. Wieder andere behaupteten, Faur Benesand hätte an jenem albtraumhaften Tag, als zwei Dämonen das Königsschloss in Schutt und Asche legten, seinem König das Leben gerettet und das seine dabei gelassen. Es gab sogar welche – Frauen zumeist –, die zu wissen glaubten, dass der hochdekorierte Faur Benesandhöchstpersönlich die beiden Dämonen getötet habe.
    Marnas Mutter war weniger hochtrabend, gleichzeitig jedoch romantischer. Nach ihrer Vorstellung lebte Faur Benesand noch immer. »Enttäuscht von den Menschen und ihren Unzulänglichkeiten hat er sich nach Coldrin zurückgezogen, wo er nun am Hof des dortigen Königs als Übersetzer einen hochangesehenen und gutbezahlten Dienst versieht.« Nach diesen Worten seufzte sie jedes Mal, denn hochangesehen und gutbezahlt war der Dienst ihres Ehegatten als Schauermann nun wahrlich nicht.
    Am meisten hatte die junge Marna immer beeindruckt, wenn ihre Mutter ihr zuflüsterte: »Du könntest ebenso gut Faur Benesands Tochter sein. Wenn ich mich ihm hingegeben hätte, wenn ich nicht so … vernünftig und unvernünftig zugleich gewesen wäre, hättest du heute seine Augen haben können!«
    Diese Vision, die Tochter des gerühmten Faur Benesand sein zu können, hatte Marna Gressnaar niemals verlassen. Sie beschloss, eine geachtete Heerführerin zu werden, was in Zeiten des Friedens gar nicht so einfach war. Im stehenden Heer der Barone oder der Königin brauchte sie es gar nicht zu versuchen. Dort wurde den ganzen Tag nur exerziert, Wache geschoben, Kartoffeln geschält, Mannschaftsunterkünfte geschrubbt. Das war nichts für sie. Sie war keine Ameise in Uniform. Marna wollte glänzen.
    Also beschloss sie, eine Söldnergruppe zu gründen. Sie hatte dazu auch schon ein einzigartiges Konzept vor Augen: Die Töchter Benesands . Zwanzig bis dreißig Schönheiten, knapp bekleidet auf rassigen Pferden. EinAnblick, den man so schnell nicht wieder vergisst. Etwas Exquisites, für das die Auftraggeber auch gerne etwas tiefer in die Tasche griffen als bei herkömmlichen Söldnern.
    Jahre verbrachte Marna mit Geldverdienen, Beziehungen zu Pferdehändlern knüpfen, Gebrauchtwaffen und rüstungen ergattern, potenzielle Auftraggeber vertrösten und unter den hübschen, körperlich belastungsfähigen Frauen Orisons Rekruten anzuwerben. Zwölf hatte sie im Ganzen zusammengetrommelt: Aligia, Nikoki, Chasme, Teanna, Zilia, Tanuya, Chesea, Nyome, Myta, Hazmine, Belodia und Ilura. Aligia war Gesellschafterin gewesen. Nikoki Schankmädchen. Chasme und Chesea Freudenmädchen. Teanna Reitlehrerin. Zilia Schauspielerin. Tanuya und Nyome hatten freizügig getanzt. Myta und Ilura waren noch zu jung, um schon einem Beruf nachgegangen zu sein, und waren von Marna auf

Weitere Kostenlose Bücher