Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
und nimmer mein Sohn! Niemals hört er auf das, was ich sage, immer nur Unfug und Scherereien im Kopf! Nehmt ihn mit in den Krieg, hochverehrter Koordinator! Ihr werdet einen Dämon auf Eurer Seite gut gebrauchen können. Beobachtet ihn, wie er sich gebärdet, welche Flegeleien und Schweinereien er ausbrütet, und Ihr werdet mehr über Eure Feinde erfahren, als wenn Ihr welche gefangen nehmt und foltert!«
Hugart Belischell schickte Mutter und Sohn nach Hause und überließ sie ihrer eigenen alltäglichen Folter.
Merkwürdigkeit 4
Ein Bataillon Zivilisten wollte unbedingt an dem Feldzug teilnehmen. Es handelte sich um eine Horde Trunkenbolde, die niemals vollständig nüchtern waren unddie allen Ernstes die Meinung vertraten, wenn sie nur genügend Weingeist in sich trügen, wären sie gegen Anfechtungen und Angriffe der Dämonen gefeit.
Merkwürdigkeit 5
Ein Haustierhändler wollte ihm Bestien für den Feldzug andrehen, als Verstärkung des menschlichen Heeres. Der Händler behauptete, Tiere seien den Dämonen viel ähnlicher als Menschen, und man könnte deshalb sehr gut Ochsen, abgerichtete Hunde oder auch halbzahme Raubkatzen ins Feld führen, um den Dämonen schwere Schäden zuzufügen.
Die Idee mit den Kampfochsen gefiel dem Heereskoordinator gar nicht schlecht, aber der Händler hatte gerade keine zur Hand und konnte ihm allenfalls vier winzige Hunde anbieten.
Merkwürdigkeit 6
Ein Schmied aus der Hauptstadt behauptete, die ultimativen Dämonenzerschmettererschwerter anfertigen zu können. Da für die Herstellung nur edelste Materialien infrage kämen, verlangte er horrende Summen.
Es gab auch noch andere geschäftstüchtige Händler und Händlerinnen, die am Krieg verdienen wollten. Einer bot ihm Unverwundbarkeitssalben an, ein anderer selbst gebackene Kekse, die helfen sollten, den Körpergeruch von Kundschaftern beim Ausspionieren des feindlichen Lagers zu reduzieren.
Hugart Belischell ließ sich von niemandem etwas andrehen.
Merkwürdigkeit 7
Eine Gruppe aus acht Huren wollte den Feldzug begleiten, um unter den Soldaten für Stimmung zu sorgen.
Nun war es jedoch in Orison schon seit gut zwei Jahrhunderten bewährte Methode, dass sich das Heer sowohl aus Männern als auch aus Frauen zusammensetzte. Um der Gerechtigkeit willen hätte der Koordinator also auch ein paar männliche Huren organisieren müssen.
Er verwarf den gesamten Gedankengang. Ein Feldzug war schließlich keine Vergnügungsreise. Wenn sie es gar nicht anders aushielten, müssten die Männer und Frauen des Heeres sich eben gegenseitig Gefälligkeiten erweisen, wie das ja seit gut zwei Jahrhunderten ebenfalls bewährte Methode war.
Merkwürdigkeit 8
Die Heereskoordinatorin des Neunten Baronats, ansonsten eine vernünftige Frau mit Sinn für die Machbarkeit der Dinge, bestand darauf, ihre »Jungs« – wie sie die rund vierhundert Frauen und Männer des von ihr entsandten Heeresteils nannte – auf den Feldzug zu begleiten. »Ich kann sie doch unmöglich ohne meine Ratschläge, mein Wissen und meine Erfahrungen in einen solchen Kampf ziehen lassen. Gegen Dämonen noch dazu, nein, das bringe ich einfach nicht fertig. Die meisten sind doch noch Kinder!«
Hugart Belischell brachte es nicht fertig, ihr diesen Wunsch abzuschlagen. Sollte die Neunte Koordinatorin doch die Neunten anführen. Solange sie beherzigte, dass Belischell – eigentlich von gleichem Rang – ihr in dieser Mission überstellt war, sollte es keine Probleme geben.
Merkwürdigkeit 9
Ein gemischter Gesangschor aus der Hauptstadt erbot sich, den Feldzug freiwillig zu begleiten. Die Sänger – zehn Frauen und neun Männer – wollten natürlich nicht in Kampfhandlungen verstrickt werden, aber sie waren der Meinung, dass wohlklingender Gesang die Moral der Truppe zu stärken imstande war.
Hugart Belischell hatte bislang nie etwas Gegenteiliges bezeugt. Ihm war sehr bewusst, welch stärkende Wirkung zum Beispiel das gemeinsame Singen in der Kirche auf Herz und Seele jedes Einzelnen haben konnte.
Also ließ er sich von dem gemischten Chor eine Kostprobe ihres Könnens geben. Sie hatten Stimmungslieder im Repertoire, aber auch die eine oder andere feierliche, religiös gestimmte Komposition. Keine Kampflieder. Das konnten sie unterwegs noch einstudieren.
Hugart Belischell erlaubte dem Chor, die Truppen zu begleiten, und schärfte dem Chorleiter noch einmal ein, unbedingt und unter allen Umständen immer weit hinter der Front
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