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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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Rettet Euch selbst!« Der Heereskoordinator war schon damit beschäftigt, sein Pferd herumzureißen. Signale ertönten, aus Hörnern und Trompeten. Der Chor stimmte ein Lied mit den Worten »Zurück, zurück zu Mutters Werten« an. Ein allgemeines Zaudern, dann Flüchten setzte ein.
    Die Dämonen setzten nach. Das Gelächter von Tieren und anderen Kreaturen brandete gegen die Rüstungen der Menschen.
    Der Vogt brach im Schlamm zusammen. Beinahe wurde er von einer zurückreitenden Vorhut niedergetrampelt.
    Der Albtraum hatte ihn ganz kalt und fest umfangen.
    Er sah sein Schloss in Qualm aufgehen und die Befreier das Weite suchen.
    Er wollte mehr als einfach nur tot sein.
    Er wollte niemals gelebt haben.

noch achtunddreißig bis zum Ende
    Der Rückzug des Menschenheeres am Inneren Schloss des Sechsten Baronats erwies sich als größter und folgenschwerster taktischer Fehler der Orisoner Militärgeschichte.
    Weil ein nicht ganz unerheblicher Teil der Dämonen fliegen konnte. Immer wieder fielen sie von hinten über die Flüchtenden her und machten sie nieder.
    Weil der Matsch und das unsichere Geläuf die Flucht zusätzlich verlangsamten und für etliche andernfalls vermeidbare Unfälle sorgten.
    Weil die Menschen nun auf Tage hinaus keine Rückzugs- und Verbarrikadierungsmöglichkeiten mehr hatten und von einem Dämonenheer, das ihnen zahlenmäßig mindestens im Verhältnis drei zu eins überlegen war, über offenes Feld gehetzt wurden.
    Weil durch dieses Gehetztwerden keine effektive Verteidigungsformation mehr eingehalten werden konnte, sodass die Dämonen einfach nur pflücken und einzusammeln brauchten, was hinten aus dem flüchtenden Heerwurm der Menschen herauspurzelte.
    Weil die Menschen den kurzen Siegesrausch, den sieam Schloss verspürt hatten, nicht zu ihren Gunsten nutzten, sondern ihn fallen ließen wie etwas unrechtmäßig Erworbenes und rückstandslos gegen lähmendes Grauen eintauschten.
    Weil die Offiziere darüber miteinander in Streit gerieten und auch gegen Hugart Belischell und seine Entscheidung meuterten, es aber für eine Umkehr längst zu spät war.
    Weil die neun Baronate ob dieser Unstimmigkeiten wieder in neun Baronate auseinanderbrachen, anstatt ein gefestigtes Profil des Landes Orison zu präsentieren.
    Weil es den Dämonen ein unheimliches und ehrgeiziges Vergnügen bereitete, ihre Opfer bis zur Erschöpfung vor sich herzutreiben. Dieses Vergnügen schweißte das Dämonenheer zusammen. Culcah hatte leichteres Spiel als an allen anderen Tagen zuvor.
    Weil Furcht und Niederlage sich genauso aufschaukeln und fortpflanzen wie Tapferkeit und Etappensiege, nur dass bei Letzterem Stärke entsteht und bei Ersterem voranschreitender Verfall.
    Weil die Kavallerierösser dadurch, dass sie den heißen Atem von Dämonen hinter sich spürten, viel mehr in Panik gerieten, als wenn man mit ihnen – wie man es ihnen beigebracht hatte – frontal auf den Feind zuritt.
    Weil etliche Truppenteile der Versuchung nachgaben, sich einfach zu ergeben – und dadurch das nachrückende Dämonenheer kontinuierlich mit Menschenfleischproviant aufstockten.
    Weil auch einzeln operierende Heeresteile wie etwa die eleganten Dressurreiter des Neunten Baronats, die gutgepanzerten Kristallritter aus dem Witercarzgebirge und Die Töchter Benesands bei dieser heillosen Fluchtgar nicht mehr zur Geltung kommen konnten, sondern vom Flüchtlingsstrom kurzerhand hinfortgespült wurden.
    Marna Benesand spürte noch immer den kurzen Kampf um das Schloss in ihren Knochen. So viele Gegner hatte sie noch nie zuvor getötet, mindestens siebzehn oder achtzehn waren es gewesen. Ein Gleiten durch Dämonenfleisch, anfangs erschreckend, dann zunehmend gleichförmig und schön. Ihre Schwestern hatten ihr in nichts nachgestanden. Zuerst nur Zilia und Nikoki neben ihr, dann auch Chasme, Nyome, Aligia und Teanna. Ilura und Tanuya waren als Zweierpärchen an einer anderen Flanke zugange gewesen, und zuletzt hatten sie dann auch noch Myta, Hazmine und Chesea aufgespürt und eingegliedert. Marna hatte im Getümmel des Inneren Schlosses nicht eine einzige Frau verloren.
    Dann war plötzlich überall das Signal zum Rückzug ertönt. Einige hatten es getrötet, einige gepaukt, einige sogar im Rhythmus des Chores gesungen. Zuerst hatte Marna an eine Finte geglaubt, an einen Trick des möglicherweise zauberbegabten Feindes. Aber dann hatte die gegenläufige Bewegung begonnen. Wie am Strand, wenn eine auf Land gelaufene Welle sich wieder

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