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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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Der Flur wackelt. Zwei Männer fallen hin. Leute in Kostümen springen von hinten auf die Hingefallenen drauf und machen etwas mit ihren Köpfen. Papa zieht einem anderen Kostümierten eins über. Das sieht gar nicht nach Spiel aus, wie manchmal, wenn Papa sich mit den anderen im Hof rauft. Mama schreit, als hätte sie Schmerzen. Das Licht ist komisch, wackelt auch, kommt mal von hier, dann von dort, und ist dabei sehr warm auf den Armen. Papa blickt sich schnaufend um. Für einen Moment trifft sein Blick Genjas. Genja erschrickt. Ist das noch Papa? Hat er auch ein Kostüm an, ein Gesicht, das seinem nur ähnlichsieht? Aber dann kann das ja jeder sein unter der Papamaske, jeder! Dass so etwas möglich ist, macht ihr große Angst. Sie klammert sich an Mama. Mama ist ganz nass.
    Sie rennen weiter. Leute schreien sehr laut. Das klingt alles überhaupt nicht nach Spaß, das klingt wie damals, als im Hof dieses Ferkel geschlachtet wurde. Von vorne tauchen fünf Kostümierte auf. Sie schlenkern lustig mit Armen und Beinen. Sie tanzen. Endlich ist mal jemand guter Laune! Genja saugt sich daran fest und versucht, die Papamaske zu vergessen. Mama fällt hin und schützt Genja dabei. Mama sieht auch komisch aus, irgendwie wie Großmama, und die Haare ganz klebrig. Papa zerrt an Genja. Das tut weh. Sie will sich wehren. Was ist denn bloß mit Papa los? Warum bestraft er sie? Sie kann doch für nichts was, sie hat doch bis eben noch geschlafen! Und warum hat keiner an Entchen gedacht, wenn doch draußen schon Sachen einstürzen. Hoffentlich passiert Entchen nichts.
    Eine Frau kommt vorüber. Sie brennt lichterloh. Sie wälzt sich am Boden und wird dabei ganz schwarz. Das sieht irgendwie lustig aus, aber dann auch wieder nicht.
    Die fünf Kostümierten von vorne erreichen sie und Papa. Papa drischt auf sie ein, dabei haben sie doch niemandem was getan. Sie stinken ganz schön fies, das muss man schon zugeben, aber was ist denn nur in Papa gefahren, er ist doch sonst immer freundlich zu den Leuten, auch wenn sie aus dem Mund riechen wie Papas Koordinator? Genja versucht, den Arm ihres Vaters mit dem langen Messer festzuhalten. Hör doch auf, Papa, will sie keuchend sagen. Was machst du denn da für Quatsch? Zwei der Kostümierten fallen hin und haltensich die Bäuche. Dann reißt einer Papa die Maske runter, und dahinter ist überhaupt nichts mehr, nur rote Pampe.
    Genja ist für ein paar Augenblicke blind. Ihr Bein tut jetzt weh. Sie ist hingefallen und weiß gar nicht, wie das passiert ist. Im Hintergrund wiehert ein Pferd und bäumt sich auf. Ein Kostümierter hängt seitlich an ihm und beißt zu. Genja kann das alles überhaupt nicht begreifen. Das ist nur so ein Quatsch, wie ihn die Großen machen. Mama spielt Großmama, und Papa ist die ganze Zeit gar nicht echt. Ein roter Arm schiebt sich in ihr Gesichtsfeld, und sie muss den Kopf ganz weit hoch und fast nach hinten legen, um sehen zu können, wo der Arm herkommt. Der große rote Hund mit den Schlappohren, der auf den Hinterbeinen geht. Er grinst ganz breit. Sein Atem riecht nach Kerzenrauch und Nüssen.
    »Na, meine Kleine?«, sagt er grinsend. »Haben wir auch Spaß?«
    Ein anderer kommt vorbei. Ganz doof sieht der aus. Wie eine zusammengedrückte Stubenfliege in Papas Größe. Vielleicht ist das ja jetzt Papa, in einem anderen Kostüm. »Lässt du jetzt neuerdings Gnade vor Recht ergehen, Orogontorogon?«, fragt die Pressfliege.
    »Gnade vor Recht? Was sprichst du von Recht«, antwortet der Hund, »als ob wir ein Recht darauf hätten, alle Menschen umzubringen.«
    »Haben wir das denn nicht?«
    »Genau genommen haben sie uns nichts getan.«
    »Sicher doch! Sie haben uns für Jahrtausende in diesen fürchterlichen Schlund gesperrt!«
    »Aber nein!«, grinst der Hund. »Das war Orison, unser Herr und Meister.«
    »Wie – Orison? Im Ernst?«
    »Klar. Wusstest du das nicht, Psell?«
    »Nein.« Der Pressfliegenmann starrt Genja mit seinen riesigen, grün schillernden Augen an. Das ist auch nicht Papa. »Und? Frisst du das jetzt auf?«
    »Das lohnt sich doch gar nicht. Das bleibt einem doch höchstens zwischen den Zähnen kleben.«
    »Was hast du denn sonst vor?«
    »Ich habe mir Gedanken gemacht, Psell. Ein paar Menschen sollten wir schon übrig lassen. Irgendjemand muss doch die ganze Arbeit machen, wenn wir erst mal das Land beherrschen.«
    »Nicht dumm! Aber ein kleines Kind? Was kann das schon arbeiten?«
    »Menschen sind anders als wir. Diese Kleinen – das werden

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