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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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zurückzieht und den im Sand liegenden Stein zu unterhöhlen und mit sich zu ziehen trachtet. Marna hatte das Gefühl, dass ihr und ihrem Pferd der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
    In ihrer Ratlosigkeit hatte sie sich umgeschaut und ein unglaubwürdiges, verunsicherndes Bild gesehen: im Hof des in sich zusammenstürzenden Schlosses einen großen, roten Hundedämon mit einem beinahe zärtlichsich an ihn schmiegenden Menschenkind auf dem Arm. Marna konnte den Blick kaum abwenden, dann rissen Aligia, Nikoki, Hazmine und Myta sie mit fort, weg von dem Schloss, hinaus aus der Ebene.
    Die Heillosigkeit nahm ihren Lauf.
    Im Getümmel des Schlosses hatte Marna nicht eine einzige Frau verloren. Auf der Flucht jedoch gleich zwei. Nyome und Chasme wurden kurz hintereinander von schwingenbewehrten Zwitterwesen aus den Sätteln gerupft und bereits in der Luft ausgewrungen wie mit Blut vollgesaugte Schwämme. Es war so furchtbar, weil man nichts dagegen tun konnte. Kein Pferd und kein Schwert konnten sich dermaßen hoch in die Lüfte erheben. Der regenschwere Himmel wurde ihrer aller Feind, denn die tiefen Wolken gaben den Flugungeheuern Deckung.
    Marna verfluchte Gott, zum ersten Mal in ihrem Leben. Mit einer beinahe sanften Ohrfeige konnte Hazmine sie wieder zur Besinnung bringen; Hazmine, die Einzige von ihnen, die über echte militärische Erfahrung verfügte.
    Die Inkompetenz der Befehlshabenden spottete jeglicher Beschreibung. Marna hörte vollkommen widersprüchliche Befehle. »Wir müssen nach Norden!« – »Wir müssen nach Osten oder Westen ausweichen, sie wollen nicht uns, sondern nur die Hauptstadt!« – »Wir müssen wenden und ihnen entgegen, nur im offenen Kampf haben wir noch eine Chance, dem Land zu dienen!« – »Wir müssen uns eingraben!« – »Wir müssen ihren Luftvorteil brechen! Fangt Geflügelte und zähmt sie!« – »Wir müssen verhandeln!« – »Die Kavallerie muss die Infanterie verloren geben und wenigstens versuchen, sich selbst zu retten. Es geht nicht anders. Sonst sterbenwir alle!« Diese letzten Worte stammten von Hugart Belischell persönlich. Ganz sicher war sich Marna aber nicht. Vielleicht war es auch jemand in Belischells Nähe gewesen, der gesprochen hatte, während der Heereskoordinator nur die Lippen bewegte, um leise etwas völlig anderes zu sagen. Es gab keine Struktur mehr, der man vertrauen konnte. Die einzige Ordnung war die, dass sie alle Beute waren und hinter ihnen die tobende Meute.
    Um wie viele Dämonen es sich eigentlich handelte, konnte niemand mit Sicherheit schätzen. Aber manchmal, wenn das fliehende Menschenheer sich gerade eine Anhöhe hinaufwand und die Verfolger dahinter in eine Senke hineinschwemmten, erweckte es den Eindruck, als sei die Zahl der Dämonen unendlich. »Hunderttausend mindestens, würde ich sagen«, ächzte Aligia, die als ehemalige Gesellschafterin ein gutes Auge für Summen und Mengen hatte. »Aber vielleicht hat der Dämonenschlund gar keinen Boden, und es strömen bis in alle Ewigkeit immer wieder neue Missgeburten aus ihm hervor.«
    Diese Missgeburten waren ein wahnsinnserzeugender Haufen. Es war beinahe unmöglich, Einzelne voneinander zu unterscheiden, so wimmelnd und tumulthaft war ihre Bewegung. Nur ein riesiger steingrauer Dämon mit sage und schreibe zwölf Armen, der in vorderster Linie mitlief und seine kleineren und schwächeren Mitdämonen immer wieder anzutreiben und auch zu verspotten schien, zeichnete sich deutlich vor dem brodelnden Hintergrund ab. Menschen, die halb im Schlamm versunken waren, wurden von diesem Zwölfarmigen zerrissen und der jubelnden Meute als Erfrischung für zwischendurch zugeworfen.
    Eine Zeit lang machte Marna sich darüber Gedanken, Die Töchter Benesands zu einem konzentrierten Angriff auf diesen Zwölfarmigen zu führen. Um wenigstens einen der Einpeitscher auszuschalten. Um kleinere und schwächere Dämonen zu verunsichern und den flüchtenden Menschen dadurch vielleicht ein wenig kostbare Zeit zu erkaufen. Ohne einen größeren Vorsprung würden sie doch alle verrecken. Die Unberittenen zuerst. Die Pferde und Reiterinnen danach.
    Sie verwarf den Gedanken. Der Zwölfarmige war nur einer von Hunderttausenden. Und mit seinem gedrungenen Schädel sah er nicht wie ein Anführer aus. Er war eher einer, den man in die erste Reihe gestellt hatte, weil er in der Lage war, Breschen zu schlagen.
    »Wir setzen uns ab«, sagte sie schließlich zu ihren Schwestern. »Das hat keine Zukunft

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