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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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hier. Wenn wir überhaupt noch irgendeinen Nutzen haben wollen, müssen wir den Vorteil unserer Pferde einsetzen und abhauen.«
    »Fahnenflucht?«, fragte Hazmine wenig begeistert.
    Marna schüttelte entschlossen den Kopf. »Wir sind kein Bestandteil des Heeres. Wir sind eine unabhängige Söldnerinnengruppe, die sich für diesen Feldzug dem offiziellen orisonischen Heer angeschlossen hat. Aber dieser Feldzug ist beendet. Das ist jetzt kein Feldzug mehr, das ist ein Rückzug, und zwar ein scheiternder Rückzug. Ich habe mich nie dazu bereit erklärt, an einem scheiternden Rückzug teilzunehmen. Und noch etwas: Auch Faur Benesand hat den Dienst an seiner Baroness aufgekündigt, als er begriff, dass ihre Sache … zum Untergang verurteilt war!«
    »Faur Benesand ist damals zum König übergelaufen,zum Feind der Baroness. Sollen wir etwa zu den Dämonen überlaufen?«, fragte Ilura kindlich.
    »Unsinn, Ilura! Faur Benesand hat die Baroness verlassen, weil sie eine Dämonin war! Die Töchter Benesands sind die entschiedensten Dämonengegner, die das Land zu bieten hat. Also lasst uns etwas Nützliches tun: Lasst uns dem Heer voranreiten zur Königin, die Hauptstadt warnen und die Hauptstadt gegen die Dämonenbrut verteidigen. Die Mauern von Orison-Stadt sind hoch und stark. Auch hunderttausend Dämonen werden sich an diesen Mauern die hässlichen Köpfe einrennen.«
    »Ja«, sagte Tanuya. »Alle bis auf diesen Zwölfarmigen da hinten.«
    »Um den kümmern wir uns, wenn die Zeit gekommen ist.« Durch das Aussprechen ihrer eigenen Worte hatte Marna wieder an Festigkeit gewonnen. Sie spürte den Geist des schönen Faur beinahe körperlich durch sich fluten. »Also los jetzt, Schwestern! Verlassen wir diesen stinkenden Pfuhl. Zur Hauptstadt! Zur Königin! Zur Freiheit!« Das war ihr gerade eben so eingefallen, aber es klang ziemlich gut und verfehlte seine Wirkung nicht. Die Töchter Benesands , eben noch schlaff und bleich durch den grausamen Tod zweier ihrer Schwestern, wurden von neuem Mut und neuer Kraft erfüllt und übertrugen Mut und Kraft auch auf ihre Pferde. Sie preschten am taumelnden Fußheer vorüber, und als ein Offizier sie aufzuhalten versuchte, schrie Marna ihm nur zu: »Wir werden der Königin die Lage melden!«, und er begann sogar zu nicken.
    Es fing an zu schneien.
    In den Nächten verkrustete der Schlamm zu scharfzahnigem Eis.
    Dämonen brauchen nur wenig Schlaf, wenn sie reiche Beute vor sich haben.
    Von den insgesamt 30 000 Menschen, die von Hugart Belischell zum Inneren Schloss des Sechsten Baronats geführt worden waren, erreichten nur achtzehn lebend die Hauptstadt.
    Acht Melder, die Belischell auf den schnellsten und robustesten Pferden vorausgeschickt hatte, um Orison-Stadt zu warnen, sowie die nun nur noch zehn Töchter Benesands , die – genau genommen – desertiert waren, was aber angesichts der Tatsache, dass sie ebenfalls der Königin Bericht erstatteten, und angesichts der allgemeinen Sachlage niemanden mehr interessierte.
    Hugart Belischell, der vorübergehende Heereskoordinator aller neun Baronate, verschwand mitsamt dem Großteil seines Heeres irgendwo auf der Wegstrecke zwischen dem Sechsten Inneren Schloss und der Hauptstadt in den Mägen von Culcahs erstmals in Begeisterung geeinten Dämonen.

noch siebenunddreißig bis zum Ende
    Die Königin Lae I. floh durch die Räumlichkeiten des Königsschlosses. Ihr langjähriger Berater und Liebhaber Taisser Sildien versuchte dabei, ihr dicht auf den Fersen zu bleiben, was ihm nicht leichtfiel, da sie unter normalen Umständen schneller war als er. Diesmal jedoch wurde sie immer wieder behindert und aufgehalten. Das plüschige Interieur, das noch aus der Zeit der drei Tenmacs stammte, die farbig voneinander abgesetzten Zimmer, die sinnlos hübschen Gemälde und das überall herumstehende Vasen-, Tischchen-, Deckchen-, Kommoden- und Kerzenleuchterzeug hemmten die Königin jetzt, belasteten sie, verspotteten sie mit Nutzlosigkeit und eitel zur Schau gestelltem Wohlstand.
    Sie blieb stehen, nachgerade in windleichte Vorhänge verwickelt, aus denen sie sich nur unter Fluchen befreien konnte. »Ich hätte niemals, niemals, niemals auf dich hören sollen und diesem Weichling Hugart Belischell das Kommando übertragen dürfen! Ich hätte selbst reiten müssen, als Offizierin und Anführerin, so wie man mir das beigebracht hat!«
    »Dann wärst du jetzt tot, meine Königin.« Meine Königin nannte er sie, wenn es um Staatsangelegenheiten ging.

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