Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
begreifen.«
»Und wenn er mich … heiraten will, um den Bund zu festigen?« Sie schauderte alleine schon bei dem Gedanken.
Auch Taisser Sildien wurde bleicher, aber seine Stimme war immer noch fest: »Über so etwas würde ich noch nicht nachdenken. Erstmal nur über die Flucht nach Norden. Die wird strapaziös genug in dieser Jahreszeit. Dann über die Querung der Berge, vielleicht mithilfe dieses Stammes, der damals in Orison auf Beute aus war. Bezahle sie, wir haben für Geschmeide jetzt ohnehin keine Verwendung mehr. Und dann würde ich nachdenken,wie man am sichersten mit Turer in Kontakt treten kann. Dann erst, wenn dein Volk einigermaßen außer Gefahr ist, würde ich an deiner Stelle beginnen mich zu fürchten, was als Nächstes geschehen wird.«
Die Königin dachte nach. Der Wille, ihrem Berater und Liebsten zu glauben, rang in ihr mit einem starken Zweifel, ob alle Vorgänge ihres Landes wirklich so einfach unter Kontrolle zu bringen wären. »Was wird aus den Städten und Schlössern und Dörfern südlich von hier? Die, welche die Dämonen noch stehen gelassen haben, weil sie sich vielleicht eher wie ein Keil denn wie eine breite Front auf uns zubewegen. Wie soll ich diese Ortschaften einsammeln, wenn ich von hier aus nach Norden gehe?«
»Für die Ortschaften im Süden können wir nicht mehr tun, als dass wir sie durch Melder warnen lassen. Wir müssen sie mehr oder weniger auf sich alleine stellen, alles andere ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir wissen nämlich nicht, um welche Ortschaften es sich noch handelt. Die Angewohnheit der Dämonen, keine Augenzeugen entkommen lassen, erweist sich als wirklich verheerend für unsere Möglichkeiten, eine strategische Kriegsführung anzustreben. Wir tappen im Dunkeln. Und der Untergang von Belischells Heer hat uns jeglicher unmittelbarer Rettungsfähigkeiten beraubt. Wir können unmöglich noch einmal einen wie auch immer zusammengesetzten Hilfstrupp ins sichere Verderben schicken. Deshalb müssen die südlichen Menschen sich selbst retten, so grausam das auch klingt.«
»Und wen schicken wir als Melder in einen Ort, der vielleicht längst Dämonen gehört?«
»Nur Freiwillige. So etwas kann man nur Freiwilligenzumuten. Aber es werden sich welche finden. Irgendjemand hat immer irgendwo Angehörige, die er in Sicherheit bringen möchte.«
Lae I. nickte. »Ich kann dich noch schnell ehelichen. Dann wäre das Problem mit Turers Vermählungswünschen aus dem Weg.«
»Aber wie sieht das aus? 30 000 Soldaten fallen im Felde, die Hauptstadt und die Baronate werden evakuiert – und die Königin begeht ein Fest der freudigen Hingabe? Den richtigen Zeitpunkt haben wir seit einundzwanzig Jahren verpasst, meine süße Königin. Vielleicht wird er sich noch für uns finden. Doch so leid es mir auch tut: Auf dem Weg nach Norden werde ich dich nicht begleiten können. Ich habe noch einen zweiten Plan.«
»Du lässt mich ohne … Berater Richtung Coldrin ziehen?«
»Nichts wünsche ich mir mehr, als für immer und ewig an deiner Seite bleiben zu können, aber ich fürchte, die Situation unseres Landes ist zu verzweifelt, um nur auf eine einzige Karte zu setzen. Turer von Coldrin mag unser Verbündeter werden, er mag dies aber auch verweigern. Immerhin hättest du dann das Volk in die Berge geführt, wo es bessere Möglichkeiten hat, die Invasion zu überleben, als hier im Flachland. Der Weg nach Norden wird also auf keinen Fall vollkommen umsonst sein. Aber wir brauchen dennoch mehr. Wir brauchen jemanden, der in der Lage ist, die Dämonen schon jetzt und hier in Atem zu halten. Ihre Invasion zu verlangsamen. Ihre Pläne zu durchkreuzen. Ihnen ihre Triumphe zu verleiden. Wir brauchen den Mann, der schon vor einundzwanzig Jahren an der Spitze der Plünderer ausden Wolkenpeinigerbergen geritten ist, um den irathindurischen Vormarsch abzubremsen. Den Mann, der in Witercarz deine Leute niedergeschossen hat, als seien es Tonfiguren. Den Mann, der sich im Inneren Zirkel ganz nach oben geboxt hat. Der mir im Gefängnis von Kurkjavok das Leben rettete. Und der – wir waren beide dabei und haben es mit eigenen Augen gesehen – auf der Insel Kelm eigenhändig einen der Dämonen erschlug, die vorher Orison-Stadt verwüstet hatten. Wir brauchen den Mann, der deine Krone nicht haben wollte, obwohl sie ihm blutig vor die Füße rollte. Wir brauchen meinen alten Freund Minten Liago.«
»Minten Liago. Ein einfacher, von mir zwangsverpflichteter Soldat. Seit
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