Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
Tag.«
»Aber das Königsschloss wurde nichtsdestotrotz verwüstet. Von zwei Dämonen nur, die fliegen konnten. Und diesmal haben wir es nicht nur mit zweien zu tun.«
»Oh Gott, was für ein Verhängnis!«, rief die Königin aus, nicht zum ersten Mal an diesem Tag der schmutzigenReiter, der müden, entsetzten Augen und der Schreckensmeldungen.
»Und weißt du noch, meine süße Königin«, fuhr der Berater fort, »auf welcher Seite wir beide standen in diesem schrecklichen Krieg? Nicht auf der Seite des standhaften Königs! Sondern verblendet von der falschen Göttin, ihre Lieder singend und ihr Banner tragend, mitten im Gemetzel.«
»Was willst du damit sagen? Ich war Offizierin des Sechsten Baronats! Hätte ich denn … Fahnenflucht begehen sollen, nur weil das Sechste Baronat sich plötzlich Irathindurien nannte?«
»Ich will sagen, dass man manchmal etwas Ungeheuerliches vollbringen muss, um das Richtige zu tun. Gib Orison-Stadt auf, sonst verlierst du nur weitere 22 000 Menschen, ohne dass es irgendeinen Nutzen hat. Führe diese Menschen stattdessen nach Norden. Sammle alle weiteren Orisoner ein, die den Vormarsch der Dämonen überleben wollen, und führe dein Volk über die Wolkenpeinigerberge nach Coldrin. Dort schließt du ein Bündnis mit den Coldrinern und kehrst dann mit Feuer und Schwert zurück.«
Lae wich zurück, bis sie schon wieder diese lästigen Vorhänge im Rücken spürte. »Coldrin? Coldrin! Was träumst du denn für Träume, Taisser? Coldrin? Das ist doch erst recht sinnlos! Als vor einundzwanzig Jahren Orison sich zerfleischte, fiel Coldrin noch zusätzlich aus dem Norden über uns her, um Beute zu machen!«
»Das waren keine Coldriner. Ich habe die ganze Geschichte später von meinem Freund Minten erfahren: Das waren nur ein paar verblendete Bergmenschen, die von einer unserer eigenen Baronessen aufgestachelt wordenwaren, das anrückende irathindurische Besatzungsheer zu verwirren. Nein, Coldrin hat sich damals aus allem herausgehalten. Und das werden sie auch jetzt wieder tun. Aber Coldrin ist unsere einzige Chance. Weißt du auch, weshalb? Weil König Turer von Coldrin, ganz gleich, was für ein Ungeheuer er selbst sein mag, kein Interesse daran haben kann, dass die Dämonen, nachdem sie Orison eingenommen haben, als Nächstes über die Berge in sein Land einfallen. Und wenn niemand den Dämonen auf dem Boden Orisons Einhalt gebietet, werden sie den Krieg auf den Boden Coldrins tragen. Turer muss die Invasion der Dämonen stoppen. Besser früher als später. Aber er braucht jemanden, der ihm das klarmacht. Er braucht eine Königin, die ihn ins Bild setzt.«
»Aber … aber selbst wenn er einwilligen würde … wenn er mir ein gewaltiges Heer mitgäbe … hätten wir hinterher die Coldriner im Land und würden sie nicht mehr los!«
»Da magst du recht haben. Unter Umständen wird Orison dann eine coldrinische Kolonie sein, das will ich nicht von der Hand weisen. Aber unsere Menschen werden leben und arbeiten dürfen. Unter den Dämonen werden sie einfach nur gefressen. Aus einer Kolonie kann man sich befreien. Aus dem Tod nicht.«
»Diese Anführerin der Töchter Benesands hat doch etwas gesehen. Einen Dämon mit einem Menschenkind im Arm …«
»Willst du darauf Hoffnung setzen? Auf einen Dämon, der sich vielleicht einfach nur seinen Nachtisch aufgespart hat? Willst du verhandeln gehen mit zwölfarmigen Abscheulichkeiten? Die Coldriner sind immerhinMenschen. Egal, wie wild und unzivilisiert sie sind. Sie sind Menschen wie wir.«
Die Königin starrte auf einen Punkt in der Mitte des Zimmers, den einzigen Punkt womöglich, an dem sich überhaupt nichts befand. »Turer von Coldrin soll auch ein Menschenfresser sein. Und ein Unsterblicher, der schon seit vielen Hundert Jahren regiert.«
»Beides glaube ich nicht. Er gibt sich die Aura eines Menschenfressers, damit wir ihn in Ruhe lassen. Und was die Unsterblichkeit angeht: Wahrscheinlich überträgt sich der Name Turer einfach nur vom Vater auf den Sohn. Wie bei unseren Königen auch. Nur dass die Coldriner ihre Könige nicht durchnummerieren, sondern ihnen allen hintereinander den Namen Turer geben. So erzeugt man eine Legende der Furcht. Und noch etwas: Wenn es jemals in der Geschichte unseres Landes eine Königin gegeben hat, die in der Lage war, mit einem Wilden wie Turer einen Pakt zu schließen, dann bist du das. Denn du bist eine Kämpferin, kein zartes Hofgewächs. Das wird ihm imponieren. Das wird er
Weitere Kostenlose Bücher