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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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bekam binnen einer Stunde von Dabeigewesenen alles erzählt.
    An die 5000 Menschen weigerten sich, Orison-Stadt im Stich zu lassen. Sie wollten lieber den Tod finden innerhalb der lebenslang vertrauten Mauern, anstatt sich dem Winter, den Bergen und der Willkür des Menschenfresserkönigs Turer von Coldrin zu überantworten. Diese 5000 Menschen – unter ihnen waren auch Die Töchter Benesands  – bekamen Ausrüstung und Nahrung, um die Belagerung so viele Tage wie möglich in die Länge zu ziehen und dem Konvoi der Flüchtenden damit einen so großen Vorsprung wie möglich zu verschaffen.
    17 000 Menschen brachen unter der Führung Königin Laes I. nach Norden auf. Der Weg sollte durch das Dritte Baronat führen, an allen drei Schlössern entlang. Berittene Melder – unter diesen jene acht, die von Hugart Belischells Feldzug zurückgekehrt waren – schwärmten den Flüchtlingen voran in sämtliche Baronate und Schlösser der nördlichen Landeshälfte aus, umvon Krieg und Not und Selbstaufgabe Kunde zu bringen. An die dreißig Freiwillige übernahmen die gefahrvolle Aufgabe, die im Süden liegenden Schlösser und Ortschaften zu warnen und zur Evakuierung zu bewegen. Die Königin legte jedem einzelnen dieser Freiwilligen zum Abschied beide Handflächen aufs Haupt. Ein Segen, eine Krone aus guten Wünschen.
    Einer von Belischells ehemaligen Meldern, der nun nach Westen ritt, zur Hafenstadt Ziwwerz, wurde von einem zweiten Reiter begleitet: Taisser Sildien, dem Berater der Königin.
    Der Abschied der beiden Liebenden, die seit nun schon mehr als zwanzig Jahren ein gut eingespieltes heimliches Paar waren, hatte sich beiläufig gestaltet, ohne große Gesten, eingekeilt in zwei, drei oder vier andere Dinge, die es gleichzeitig zu koordinieren galt.
    Das Haar der Königin hatte grauer ausgesehen als jemals zuvor. Dafür hatten sich an Taissers eigentlich immer glatt rasiertem Kinn Anzeichen eines Bartschattens gezeigt. Sie hätten, unter gewöhnlichen Umständen, über beides gespottet. Nun hatten sie es nur wahrgenommen und es schweigend in sich aufbewahrt wie einen Schatz.
    Orison-Stadt, entleert, beraubt, schmückte sich für das letzte aller Feste.

noch sechsunddreißig bis zum Ende
    Taisser Sildien und der Melder, dessen Name Eker Nuva war, preschten voran in die schneedurchlöcherte Nacht. Eker Nuva hatte Raureif im Bart, Taissers schmales Gesicht war in mehreren Lagen eines langen Schals vermummt.
    Die Finsternis zu ihrer Linken schien beständig neue Schatten zu gebären. Von dort, von Süden, rückte das Heer der Unmenschen heran. Die Finsternis des Nordens dagegen wirkte eher wie eine Zuflucht, wie etwas, worin man sich verbergen und Hoffnung finden konnte.
    Bei jeder sich bietenden Gelegenheit erzählte Eker Nuva von dem Moment, als am Inneren Schloss des Sechsten Baronats die Übermacht des Feindes sichtbar geworden war. »Als hätten die Hügel plötzlich Zähne bekommen, als öffnete sich ein gewaltiger Rachen, um uns alle zu verschlingen. Wart Ihr einmal am Dämonenschlund, ehrwürdiger Berater? Ich mehrmals in meinem Leben, denn ich stamme aus dem Sechsten. Niemals habe ich daran gezweifelt, dass dort unten etwas lebt und sich widerlich windet. Wie in einer Schlangengrube. Einem Käfernest. Aber am Inneren Schloss, da warenKoordinator Belischell und wir alle plötzlich in diesem Schlund, und die Wände um uns her bestanden aus vergifteten Krallen.«
    Für Taisser war es kein Leichtes, fernab der höfischen Annehmlichkeiten durch die Nächte zu galoppieren. Er war verwöhnt aufgewachsen, Sprössling der hoch Angesehenen Sildiens, sein Vater ein gerngesehener Gast in allen erdenklichen Schlössern. Aus purem Müßiggang hatte Taisser sich dem Glücksspiel gewidmet und dann – weil ihm von klein auf beigebracht worden war, dass Glück sich zwingen ließ – dem Falschspiel. Das hatte ihm eine Gefängnisstrafe eingebracht, weil er zu hochmütig gewesen war. Er hatte unterschätzt, wie argwöhnisch andere Menschen, die weniger hatten als er, an ihren Stücken hingen.
    Im Gefängnis hatte er Minten Liago kennengelernt, der wegen einer Zechprellerei einsaß, dann aber von einer Kampfausbilderin namens Jinua Ruun entdeckt und dem Inneren Zirkel zugeschlagen wurde, einer nur halb legalen Faustkampforganisation. Taisser verblieb nicht viel länger im Kerker von Kurkjavok als Minten: Der irathindurische Krieg brach aus, und Taisser bekam Gelegenheit, seine Baronatstreue zu beweisen, indem er mit

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