Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
ich Euch gerne weiter auf Eurer gefahrvollen Mission. Vielleicht kann ich Euch nützlich sein.« Taisser war froh, nicht alleine weiter zu müssen. Auf See, wieder zur Insel Kelm, erneut womöglich dämonischen Stürmen entgegen. Die Geschichte wiederholte sich. Die Zeit vor einundzwanzig Jahren kehrte in einen um einundzwanzig Jahre gealterten Körper zurück.
Ein unauffälliger Einmaster sollte ihnen genügen. Aber es war nicht einfach, einen Kapitän zu finden, der die Gefahr des Südens auf sich nahm. Glücklicherweise hatte die Königin Taisser nicht nur mit entsprechenden Vollmachten, sondern auch mit reichlich Überzeugungsstücken ausgestattet, sodass sich schließlich ein offensichtlich dem Branntwein nicht abgeneigter Seebär namens Blannitt bereit erklärte, die Passage zu wagen. Immer ingehörigem Abstand zum Festland, denn dort wimmelten Dämonen.
Trotz dieser Sicherheitsmaßnahme war die Reise auf Blannitts altem, bauchigen Einmaster Miralbra unheimlich. Schließlich gab es keine Garantie dafür, dass die Dämonen nicht inzwischen ebenfalls auf erbeuteten Schiffen nordwärts fuhren. Oder dass sie fliegende Erkundungstrupps auf See schickten, um den Schiffsverkehr aus dem Norden zu überwachen und auch abzufangen. Niemand wusste mit Sicherheit, ob es nicht auch Dämonen des Meeres gab. Viel zu wenig Überlebende hatten den königlichen Hof mit viel zu wenig Informationen versorgt. Taisser schauderte, wenn er an den Kohledämon dachte, der die Rurganer in ihrem Boot angegriffen hatte. Er stellte sich diesen Dämon staubig und gleichzeitig fettig vor.
In den Nächten vermeinten sie ab und zu das Schlagen von Flederflügeln zu hören, aber zu sehen war nichts, nicht einmal die leuchtenden Städte des Himmels, die sich hinter dichten Wolken verbargen. Ab und zu hagelte es. Die Takelage der Miralbra überzog sich mit Eis. Die beiden Pferde, von denen sie sich in Ziwwerz nicht hatten trennen wollen, wurden mit Decken vermummt. Schlingernd arbeitete sich die von einem Mast aufgespießte Nussschale weiter nach Süden.
Die Hafenstädte Ulw und Ekuerc sahen tatsächlich noch friedlich aus, wenn auch von dort bereits Flüchtlingsbewegungen eingesetzt hatten, zu Lande und auf dem Wasser, in mit Menschen überladenen Schiffen. Taisser fiel auf, dass sein Plan für das Land einen Schönheitsfehler enthielt: Die Königin führte zwar alle Menschen nördlich der Hauptstadt ins Gebirge, aber dieOrtschaften südlich waren nicht einfach nur Punkte auf einer Karte. Sie waren voller Menschen, die froren, hungerten, an Krankheiten litten, Furcht hatten und verzweifelt andere Menschen liebten, die in den Wirren des Schicksals verloren zu gehen drohten. Es war so einfach, sich aus der Perspektive eines Vogels heraus Gedanken über ein in neun Tortenstücke unterteiltes Land zu machen. Aber es war etwas ganz anderes, den Schweiß der Menschen zu riechen, die dieses Land bevölkerten, und das Schimmern der Furcht in ihren Augen zu bezeugen.
Taisser wies Blannitt an, bis auf Rufweite an eines dieser Flüchtlingsschiffe heranzufahren.
»Wie habt Ihr vom Krieg erfahren?«, ließ er Eker Nuva, der eine viel lautere Stimme hatte als er selbst, hinüberrufen.
»Feja steht in Flammen!«, antwortete eine dickliche Frau. »Und die Truppen, die unser Inneres Schloss zur Königin geschickt hat, sind nicht zurückgekehrt. Ich an Eurer Stelle würde nicht weiter nach Süden fahren!«
»Wir segeln geheim, im Auftrag Ihrer Majestät. Flieht nach Norden in die Berge und vertraut darauf, dass noch lange nicht alles verloren ist!« Taisser diktierte Eker diese Worte, und der Bote schrie sie dann durch den Wind zum größeren Schiff. Begierig verfolgte Taisser, ob diese Nachricht das zerfurchte Gesicht der Frau zu glätten imstande war, aber sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung und wandte sich ab.
Was sollten drei kümmerliche Gestalten schon ausrichten gegen die Dämonenflut.
»Aber es gibt noch Menschen hier im Süden«, sagtesich Taisser, um den Mut nicht zu verlieren. »Nicht nur auf Rurga! Auch an den Küsten und im Inneren. Minten und ich können aus allen Städten und Schlössern und Dörfern, die noch stehen, eine Armee schmieden, mit der niemand mehr rechnet. Die Königin nicht und auch kein Dämon.« Er spürte, wie das Fieber einer witterungsbedingten Erkältung nach ihm griff, aber den folgenden Tag verloren sie dennoch, weil ihr Kapitän Blannitt zu besoffen war, um zu manövrieren. Blannitt hatte in Feja ein Liebchen
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