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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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gehabt. Er sang schmutzige Lieder, bei denen selbst der nicht allzu prüde Taisser rote Ohren bekam, und schmuste wie von Sinnen mit einer Rolle Tau.
    Der Melder und der Berater verbrachten diesen Tag schlafend und richtungslos im Meer treibend, während ihre beiden auf Deck stehenden Pferde unruhig mit den Flanken zitterten.
    Die Feuer eines Hafens kamen schließlich in Sicht. Kein Leuchtfeuer als Einladung für Schiffe, nein: Hafen und Stadt Feja brannten lichterloh, als bräuchten Flammen keine Nahrung außer sich selbst. Im Rauch und den züngelnden Lichtern vermeinten Taisser, Eker und Blannitt Ungeheuer zu sehen, Ungeheuer, die dreißig Schritt hoch waren und zwischen Häusern tanzten wie Götter, oder die als Regen von Dach zu Dach sprangen oder sich einwärts rollten zu Spiralen – aber all diese Wesen lösten sich auf zu Qualm und Wind und Hagelschnee. Wahrscheinlich waren die echten Dämonen schon längst weitergezogen, und die Stadt brannte nur noch, weil es in ihr Öl und Walrat gab in großen Mengen.
    Blannitt war zu niedergeschlagen zum Weitersaufen. Die Miralbra löste sich hier von der wenigstens noch ahnbaren Nähe des Festlandes. Der neue Kurs führte nach Südwesten zur Insel Kelm, durch Wasser, das schwarz und schaumig war wie Dunkelbier.

noch fünfunddreißig bis zum Ende
    Der Auszug des Volkes nach dem Norden war unter logistischen und auch hygienischen Gesichtspunkten eine Katastrophe. Niemand hatte sich im Vorfeld eingehend Gedanken darüber gemacht. Die neun Koordinatoren des königlichen Hofes erwiesen sich in diesen Zeiten der Bedrängnis als verweichlicht, verschreckt und überflüssig. Aber tiefreichende Planungen hätten auch keinerlei Nutzen gehabt, denn es gab gar keine Alternative. Standhalten und Fallen war schlimmer als Frieren und Hungern.
    Die Menschen hatten keine Unterkünfte mehr, behalfen sich mit Zelten, Holzkonstruktionen und sogar aus Schnee geformten Wänden gegen den Wind. Schon wenige Meilen nördlich der Hauptstadt waren sie alle zu Nomaden geworden. Der Königin erschien dies wie ein Rückfall in eine niedrigere zivilisatorische Stufe, wie eine Degeneration. In der ersten ihrer vielen Ansprachen an das bibbernde und sehnend zu ihr aufschauende Volk machte sie genau dies zum Hauptthema:
    »Ihr habt jetzt das Gefühl, alles verloren zu haben, weniger wert zu sein ohne eure Häuser und Möbel. Aberihr dürft nie vergessen, dass das Leben der eigentliche Wert ist. Um euer Überleben zu sichern, sind 5000 Opferbereite in der Stadt zurückgeblieben. Diese 5000 haben nun alle Häuser, alle Möbel, alle sorgsam gepflegten Gärten, alle Familienerbstücke und Kunstgegenstände für sich. Aber denkt ihr nicht auch, dass sie all dies nur allzu bereitwillig eintauschen würden gegen eine Garantie, die Belagerung der Stadt einfach nur überleben zu dürfen?«
    »Ich denke, dass dem nicht so ist«, widersprach eine stolz aussehende Frau, die ihre beiden beinahe erwachsenen Kinder neben sich hatte. »Ich denke, dass die 5000 den Schutz der Stadt über ihr eigenes Leben gestellt haben.«
    »Ist dein Mann auch unter den 5000?«, fragte Lae diese Frau.
    Die Frau zögerte, nickte dann jedoch. Sie war nur unwesentlich jünger als Lae, auch schon annähernd vierzig, und leicht übergewichtig.
    Lae versuchte ein Lächeln. Es geriet ihr traurig. »Dann hat dein Mann nicht den Schutz der Stadt über sein Leben gestellt. Sondern deine Sicherheit und die eurer beiden Kinder.«
    An großen Feuern versuchten sie, sich in den Nächten zu wärmen. Auch tagsüber wurden Glutkörbe mitgeführt, im Feuer erhitzte Steine, Stoffkissen voller Getreide, die man sich, angewärmt, in den Rücken legen konnte.
    »Dass es jetzt Winter wird«, sagte Lae in der zweiten ihrer Ansprachen, »erscheint euch sicherlich als besondere Härte des Schicksals. Aber vergesst zwei Dingenicht: Erstens ist es in den Bergen in großen Höhen ohnehin kalt, der Unterschied wird also kaum eine Rolle spielen, wir werden uns so oder so durch Schnee fortbewegen müssen. Und zweitens wird der Winter nicht ewig dauern. Auch in Coldrin wird es Frühling und dann Sommer werden, und wer weiß, ob es nicht tröstlich ist, dass wir den Winter schon teilweise hinter uns haben, wenn wir das fremde Land erreichen.«
    »Aber nennt man Coldrin nicht das Nebelreich?«, fragte dieselbe Frau, die Mutter von zwei Kindern. »Werden wir dort überhaupt noch unsere liebgewonnenen Jahreszeiten wiedererkennen?«
    »Das werden wir«, versprach die

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