Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
konnten, um dessentwillen sie bereit wären,ihre Wohnstätten aufzugeben, um sich dem großen Zug nach Norden anzuschließen. Die Krone war dieses Symbol. Ohne die Krone würden alle Ortschaften einsam bleiben, und eine nach dem anderen würde gefressen werden. Als Bissen, die nicht einmal groß genug waren, dass die Dämonen sich daran verschlucken konnten.
Wenn aber alles auch nur einigermaßen gut ging, konnte die Königin bei Erreichen der Berge 30 000 bis 40 000 Menschen um sich geschart haben. Viele Kinder zwar darunter und im Kämpfen völlig Ungeübte, aber dennoch mehr Menschen, als Hugart Belischell zur Verfügung gehabt hatte. An diese Zahlen musste sie sich klammern.
An Zahlen und Symbole, als wäre sie eine Magierin.
noch vierunddreißig bis zum Ende
Die Insel Kelm kam in Sicht wie ein grüner Spuk in einem windzerfetzten Wolkensud. Ein paar bewaldete Berghänge, ein karstiger Strand, das war es auch schon.
Der Einmaster Miralbra , von Blannitt mit harter Hand gegen alle Strömungen angesegelt, wurde zwischen Klippen hin- und hergeworfen, aber es gelang den drei Männern mit vereinten Kräften und an Tauen blutiggeschürften Fingern, eine Bucht zu finden, in der man ankern und von dort aus an Land schwimmen konnte. Kelm war eine Insel, die sich vor dem Meer sträubte.
»Ihr bleibt am besten an Bord«, sagte Taisser Sildien zu Blannitt und Eker Nuva. »Ich muss einen Mann finden, der mich von früher her kennt. Wie er auf Fremde reagiert, weiß ich nicht. Ich denke aber, es könnte meine Verhandlungen unnötig erschweren, wenn ihr mich begleitet. Es kann gut sein, dass ich einige Tage brauchen werde, aber macht euch keine Sorgen um mich. Wenn ihr Trinkwasser benötigt: Nicht weit weg vom Strand gibt es Quellen.«
Blannitt war schon wieder betrunken. »Ich warte aber nicht den Rest meines Lebens in dieser Scheißbucht.«
»Ein paar Tage, höchstens.« Dann sprang Taisser ins Wasser, das hier im Süden zwar nicht ganz so wintereisig war wie die Flüsse des Nordens, aber immer noch kalt genug, um ihn zum Prusten und Schnaufen zu bringen. Die Miralbra besaß kein Beiboot. Erst am dritten Tage ihrer Reise war Taisser dies aufgefallen. Wahrscheinlich hatte der Kapitän sein Beiboot eines Tages gegen etwas Flüssigeres eingetauscht.
Taisser bekämpfte die Wellen und erinnerte sich an damals, als er an einem von Kelms Stränden beinahe ertrunken wäre und Lae ihn rettete. Dann hatte er Minten zum letzten Mal gesehen. Und bezeugt, wie Minten einen schauerlichen Dämon erschlug.
Er erreichte den Strand und gönnte sich ein Ausruhen. Zum Einmaster winkte er zurück, dass er es geschafft hatte und mit ihm alles in Ordnung war. Eker Nuva erwiderte die Geste.
Nun machte Taisser sich auf ins Landesinnere. Hier lag noch nirgends Schnee, klirrte der Wind nicht vor Frost. Alles war in überbordendes Grün gehüllt. Die Spuren und Schneisen, die der furchtbare Kampf zweier Dämonen vor einundzwanzig Jahren in diese Insel gerissen hatten, waren längst überwuchert. Kelm schien lebendiger als das Festland Orisons. Taisser sah seltene Vögel, Äffchen und Faultiere in den Bäumen. Am Boden erblickte er schlanke, schwarze Schweine.
Er schlug sich ins Dickicht des Bewuchses, auf der Suche nach einer möglichst leicht ersteigbaren Anhöhe. Als er eine solche erspäht und sich als Ziel ausgesucht hatte, wollte er diese Richtung beibehalten, musste dann aber doch, als es immer steiler wurde, anfangen in Serpentinen zu gehen. Gegen Abend erreichte er die Kuppe.Diese war noch keiner von den Bergen, denen er sich jetzt gegenübersah, aber die bewaldeten Täler der Insel waren von hier aus schon recht gut zu überblicken.
Taisser legte beide Hände an den Mund und rief, so laut er konnte: »Minten Liago! Ich bin es, Taisser Sildien! Komm zu mir, alter Freund! Wir müssen etwas Wichtiges bereden!« Einige der Wortenden wehten als Echos über die Täler hin. Nirgendwo stieg der Rauch einer Behausung auf oder waren sonst wie Zeugnisse eines hier lebenden Menschen zu entdecken. Sollte er sich geirrt haben? War Minten längst tot, oder hatte er sich doch woanders eine Heimstatt gesucht?
Taisser rief noch zehnmal mit leichten Variationen immer wieder denselben Text, bis seine Kehle langsam rau wurde. Inzwischen war es dunkel geworden, die Sonne im Meer erloschen. Er wusste nicht, ob es auf Kelm Raubtiere gab. Dennoch hielt er es für besser, nicht am Boden zu schlafen, auch wegen giftiger Insekten oder Schlangen. Er suchte
Weitere Kostenlose Bücher