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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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gehechtet. Das nützte ihnen nun nichts, denn dieser rote Baumstamm stand aufrecht und bewegte sich.
    Sie hatten sich unter querliegenden Baumstämmen durch frischen Salzwassermatsch hindurchgerobbt. Das nützte ihnen nun nichts, denn dieser rote Baumstamm stand aufrecht und bewegte sich.
    Sie waren hochgesprungen und hatten sich geduckt in schnellem Wechsel, bis ihnen ganz schwindelig wurde. Das nützte ihnen nun nichts, denn durch Hochspringen oder Wegducken konnte man Orogontorogons unorthodoxen Attacken unmöglich ausweichen.
    Sie hatten das Fechten geübt, das Vorstoßen und Abwehren mit hölzernen Speeren, das Formationeneinhalten und Einem-Mitstreiter-Deckung-geben. Das nützte ihnen nun nichts. Es verlängerte lediglich ihre Qual.
    Sie hatten das Sauberhalten von Waffe und Kleidung gelernt. Das nützte ihnen nun nichts, denn ein Dämon ließ sich von sauberen Waffen und Rüstungen nicht beeindrucken.
    Sie hatten sich dem Diktat der drei Soldaten gebeugt, die sich mit ihren hölzernen Signalpfeifen gegen das Kreischen der allgegenwärtigen Seevögel durchgesetzt hatten. Das allein nützte ihnen nun etwas, denn während sie getötet wurden, vermischte sich das Geschrei der allgegenwärtigen Seevögel mit ihrem eigenen ängstlichen und schmerzerfüllten Kreischen zu völlig abstrakten Kommandos und vergegenwärtigte ihnen deutlicher als alles andere, dass sie Kinder waren, Kindereiner Insel – Kinder einer Insel, deren Untergang jetzt Gegenwart war.
    Für Orogontorogon war immer wieder interessant, dass Menschen, die zu mehreren gegen ihn kämpften, sich gegenseitig mehr behinderten als ihn. Irgendetwas in ihrer Denkweise schien es ihnen unmöglich zu machen, ihre taktische Konzentration über die Anfangsphase eines Gefechtes hinaus aufrechtzuerhalten.
    Die drei Soldaten hielten nur geringfügig länger durch als ihre fünfzig Zöglinge. Zwei von ihnen waren im irathindurischen Krieg gewesen, aber keiner von ihnen hatte jemals gegen einen leibhaftigen Dämon gekämpft, noch dazu gegen einen aus Orisons verborgenem Rat. Orogontorogon riss einem von ihnen seitlich den Kopf vom Rumpf und schlug mit diesem Kopf in einer einzigen fließenden Bewegung dem zweiten den Schädel ein. Der dritte leistete sich den Fehler, über den Anblick der beiden platzenden Gesichter seiner Kameraden einen Augenblick lang erschüttert zu sein. Orogontorogon war unter ihm, dann über ihm. Als der Dämon über ihm war, bemerkte der Soldat, dass sein eigener Rumpf und sein eigener Unterleib in einem unmöglichen Winkel zueinander im Sand lagen. Aller Sand war dämonenrot. Der Tod erfasste ihn gnädig, noch bevor er sich über alles klar werden konnte.
    Orogontorogon schüttelte sich wie ein Hund. Blut spritzte in alle Richtungen. »Und was gibt es hier noch?«, fragte er laut.
    Der Dämon kam ins Dorf
    Alle Anstrengungen der so hoffnungsvoll gegründeten Rurga-Verteidigungsarmee hatte ihn weder verlangsamen noch verwunden können.
    Nenamlelah Ekiam sah Frauen und Kinder rennen. Hütten gingen wie von selbst in Flammen auf, obwohl der Dämon sie nur zu streicheln schien. Ein Hund zerbarst. Vögel fielen kreischend vom Himmel.
    Nenamlelahs Brüder, die sich nie in das neuartige kleine Heer eingefügt hatten, stürzten mit Perltaucherdolchen und Palmnussmessern auf den Dämon zu. Ihre Bewegungen waren kompliziert – sie beabsichtigten, den Dämon zu verwirren und in die Zange zu nehmen. Nenamlelah wollte ihnen eine Warnung zurufen, doch es war schon zu spät. Der Dämon zerfetzte ihre drei Brüder, als wären sie nur Kulissenfiguren aus bemaltem Pergament. Nenamlelah beschloss, das Begreifen dieses Geschehens auf später zu verschieben.
    Irgendwo mussten ihre Eltern sein. Flüchtend? Wehklagend? Wo war Taisser, der zu langsam gewesen war, sich ins Heer einzugliedern, aber immer noch viel schneller als sie selbst aus der Hütte ihrer Liebesnacht hinausgeeilt war? Wo war er?
    Wo war die Sonne? Wo der Mond? War es Tag oder Nacht? Alles glühte in flammendem Rot.
    Der Dämon sah sie. War sie wirklich so viel hübscher als alle anderen? Ihr Mann Donter hatte das immer gesagt. »Deswegen habe ich mir ja dich ausgesucht und nicht irgendeine andere Rurganerin.« Selbst der Dämon schien nun anzüglich zu grinsen.
    Die Dämonen waren sterblich. Donters Mörder hatte seine Tat mit dem Leben bezahlt. Nenamlelah konntesich nicht mehr an den Kampf in dem kleinen, schwankenden Nachen erinnern. War der Dämon an Wunden verendet, die Donter ihm mit

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