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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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Orogontorogon überlebte leicht verletzt. Der Leib des Flugdämons hatte die größte Wucht abgefangen. »Zuschanden geflogen!«, lachte Orogontorogon irr, dann taumelte er weiter, zu Fuß nach Keur.
    Er wusste gar nicht, wohin er wollte. Weg von Orison, dem Land und dem Knechter. Dem Schatten entfliehen, den der Dämonenkönig warf. Dem Schlund entkommen, dem Strudel der ewigen Verdammnis.
    In den Außenbezirken von Keur warf er eine alte Frau nieder, die in eine Art Schreikrampf verfiel. Ein paar krallenbewehrte Ohrfeigen später konnte der Dämon sie ausfragen.
    »Was gibt es noch?«
    »Wasgibtesnoch? Wasgibtesnoch? Wasgibtesnoch?«
    »Was gibt es noch außer diesem Land?«
    »Das Meer! Es gibt das Meer, das schöne, grüne Meer!«
    »Kann man das Meer trinken?«
    »Nein, o nein, auf gar keinen Fall kann man das Meer trinken!«
    »Kann man auf dem Meer gehen?«
    »Nein, o nein, auf gar keinen Fall kann man auf dem Meer gehen!«
    »Hat das Meer ein Ende?«
    »Niemals! Das Meer wird kein Ende haben, selbst wenn ihr verfluchten Dämonen unser Land längst versenkt habt!«
    »Was gibt es noch außer dem Meer und diesem Land?«
    »C … C … C … Coldrin?«
    »Bah, Coldrin. War schon fast dort. Berge und Dreck. Uninteressant! Gibt es nichts Besseres?«
    »Rurga und Kelm. Im Süden gibt es noch die Inseln Rurga und Kelm.«
    »Rurga und Kelm! Mir ist, als hätte ich davon schon gehört, aber irgendwie spielten diese Inseln in unseren Plänen nie eine Rolle. Es gibt kaum Menschen dort, oder?«
    »Kaum Menschen, das ist wahr.«
    »Welche ist näher?«
    »Von hier aus? Rurga. Auf jeden Fall Rurga.«
    »Wie komme ich da hin?«
    »Nur mit einem Schiff. Nur mit einem Schiff.«
    Orogontorogon ließ die alte Frau leben und schnappte sich am Hafen einen Seemann. Der wehrte sich und starb. Ein zweiter Seemann starb ebenfalls. Der Dritte verwies Orogontorogon an einen Kapitän und durfte weiterleben. Der Kapitän wiederum verweigerte sich und starb. Es war mühsam. Orogontorogon spürte, dass er langsam die Geduld verlor mit diesem Menschengesindel. Er schnappte sich noch einen Seemann. Dieser verwies ihn an einen Kapitän, der nicht von hier war, aber erst vor Kurzem von der Insel Rurga gekommen und meistens in einer ganz bestimmten Taverne anzutreffen war, wo er gegen Hochprozentiges Kriegsneuigkeiten zum Besten gab. Orogontorogon steuerte besagte Taverne an.
    Blannitt hatte sich eigentlich mit seinem »treuen Mädel« noch weiter nach Norden absetzen wollen, nach Ferretwery oder Zarezted, wo die »stinkende Dämonenbrut« sicher noch nicht Fuß gefasst hatte. Aber seinDurst hatte ihn in jeder Hafenstadt, die noch nicht von der »stinkenden Dämonenbrut« niedergebrannt worden war – also jedem Hafen nördlich von Tjetdrias – Anker werfen und sich ein paar Tage für erfundene Kriegsgräuel aushalten lassen. Als Orogontorogon die Schenke betrat, erzählte Blannitt gerade, wie die schöne Königin Lae I. und ihr treuer Leibritter Taisser von Sildien bereits am Dämonenschlund den Ausbruch der »stinkenden Dämonenbrut« zurückzudrängen versucht hatten und nur aufgrund eines schnöden Verrats durch einen hässlichen Halsabschneider namens Eker Nuva den Rückzug hatten antreten müssen. Noch niemals zuvor hatte er mit einer seiner Geschichten so eine Wirkung entfaltet: Die Musik verstummte, panisches Geschrei und Fluchthektik setzten ein. Er war es zufrieden und leerte sein vierzehntes Schnapsglas. Wenige Augenblicke später wurde er von einem feuerroten Dämon quer durch die Stadt zum Hafen geschleift.
    »Welches ist deins?«, fragte der Dämon, auf die wenigen Schiffe deutend, die in Keur noch vor Anker lagen.
    »D-d-die da!« Blannitt zeigte wahrheitsgemäß auf die treue, bauchige Miralbra . Er staunte darüber, dass der Dämon nicht stank, sondern beinahe angenehm nach Kieferholzrauch roch.
    Blannitt durfte weiterleben, weil er mit dem roten Hundedämon als einzigem Fahrgast unverzüglich in See stach.
    Sie passierten die gesamte Ostküste in südlicher Richtung und machten nur in Kirred einmal Halt, wo Orogontorogon mehrere Menschen erschlug, während er Proviant und Alkoholvorräte raubte. Hinter Tjetdriaswar alles von Dämonen verwüstet. Der Hundedämon dachte darüber nach, dass er diese gesamte Strecke, das Land Orison von Norden nach Süden, bereits zu Fuß in umgekehrter Richtung durchquert hatte, nur um jetzt in viel kürzerer Zeit auf dem Meer wieder in den Süden zurückzukehren. Was für eine

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