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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Köder sein, mit dem sie die Stadt von sich ablenkt. Also, dann wollen wir mal.«
    »Wohin denn? Und wie?« Es war Tibe, die das fragte.
    »Wir gehen zuerst dorthin, wo der Ausgang normalerweise sein müsste. Vielleicht klappt es ja. Und wir gehen langsam und vorsichtig. Die Bescheidenen sind hier mit einem Rollschiff reingerauscht. Vielleicht bleiben wir unbemerkt, wenn wir schleichen.« Seine Stimme gluckste vergnügt. Alle ahnten, dass ihr seltsam verwachsener Kapitän seinen eigenen Worten keinen Glauben schenkte.
    Adain führte, die anderen folgten. Sie gingen vorsichtig, als bewegten sie sich auf der Schale eines riesenhaften rohen Eies, durch nachtfinstere Straßen. In ihren feuchten Augen schimmerten die leuchtenden Städte des Himmels genau wie in den unbeweglichen Kristallen.
    Stein mahlte auf Stein. Etwas knarrte und bog sich. Rascheln. Das Ächzen monumentenschwerer Verlagerungen. Die Stadt war wie ein schlafender Leib, von leisen Zuckungen und Gerumpel durchwirkt.
    Jitenji berührte Adain an der Schulter und deutete an ihm vorbei nach oben links. »Der Kirchturm!«
    »Sehr gut. Ich hätte ihn nicht gesehen. Den steuern wir an.«
    Unter dem Straßensand warf sich etwas auf. Der Sand rutschte schabend, es war nicht zu erkennen, wohin eigentlich. Aus einer der Gassen ertönte ein Grollen. Wie ein deformierter Hund oder ein riesiger hungriger Magen.
    »Könnt ihr das auch spüren? Unter den Füßen?«, erkundigte sich Glai wispernd.
    »Niemand von uns hat deine Tastzehen«, entgegnete Koaron gereizt.
    »Es fühlt sich an wie … ein Pulsieren. Etwas ganz leicht Blubberndes, das sich so weit verteilt, dass es nicht als Schlag erscheint, sondern als eine Art … Krampf …«
    Niemand kommentierte das. Niemand konnte etwas Derartiges spüren, selbst Adain nicht.
    Sie folgten dem Kirchturm, der als lichtloser Umriss über den Häuserdächern aufragte. Immer wieder mussten sie Umwege in Kauf nehmen, um zwischen Häuserzeilen hindurch dem Turm näher zu kommen. Vorne in ein Haus hineinzugehen und hinten wieder hinauszuklettern wäre eine Abkürzung gewesen, aber dazu hätten sie erst wieder mit Gewalt eine Tür aufbrechen müssen, und keiner von ihnen wollte jetzt noch Krach schlagen. Also wichen sie nach rechts oder links aus, pirschten an blind glotzenden Fenstern und zähneknirschenden Fassaden entlang und suchten weiterführende Gässchen. Dabei hatten sie mehr als einmal den Eindruck, dass der Kirchturm sie verspottete und – ohne seine ihnen zugekehrte Seite abzuwenden – vor ihnen davonglitt, um den Abstand konstant zu halten.
    Aber schließlich erreichten sie ihn. Die Stadt knackte in mehreren Giebeln. Von Bakenala war nichts zu hören, obwohl sie alle mehrmals nach ihr lauschten. Adain stieg voran in den Turm, die beiden Steuerfrauen folgten ihm, die anderen wollten unten warten. Selbst die leichten Bewegungen der Gebäude ließen ihnen die steile, nach oben an sämtlichen Wänden sich emporschraubende Treppe trügerisch erscheinen.
    Adain, Jitenji und Tibe waren etwa auf halber Höhe innen im Turm, als dieser zu kippen begann.
    Dem Kippen ging kein berstendes Krachen voraus und auch kein Beben. Der Turm kippte einfach wie ein Unterarm um das Ellenbogengelenk. Und er kippte nach hinten, von der Wand weg, an der die drei gerade entlanggingen.
    Sie verloren die Treppe unter ihren Füßen. Jitenji durchquerte in einem unnatürlich aussehenden Spagat den Zwischenraum und schmetterte still in die gegenüberliegende Treppenwand, Tibe schrie gellend und wurde von Adain festgehalten, dem es gelungen war, sich mit Die Stimme in einer Fensterscharte einzuhaken. Wind fauchte durch sämtliche Fenster, als die Masse des Turms ihre höchste Fallgeschwindigkeit erreichte. Tibes Augen waren zusammengepresst, ihr schreiender Mund klaffend offen und hell, selbst im Wegtrudeln sämtlicher Fackeln zu erkennen. Jitenji rührte sich, eine halb zertretene Spinne, und stöhnte. Adain baumelte, durch die kleine Tibe zusätzlich beschwert und am Schlenkern gehindert, an seiner schwarzen Klinge.
    Dann schlug der Turm auf.
    Er krachte nicht durch Dächer und Häuser, sondern schlug der Länge nach in den Sand der auf ihn zuführenden Straße. Natürlich , dachte Adain, wie ein Arm an einem Gelenk. Die Stadt zerstört oder verwundet sich nicht selbst. Sie legt nur um, was sie verkraften und dann auch wieder aufrichten kann. Der Aufprall mochte durch den Sand etwas gedämpft worden sein, aber er war dennoch dermaßen heftig,

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