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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Überblick zu verschaffen, stiegen sie auf einen Kirchturm, der einer altertümlichen Gottheit geweiht war, die mit dem Aztrivavezer Gott wahrscheinlich nur noch sehr ungefähr verwandt war. Aber auch von diesem Kirchturm aus waren nirgendwo Wege, Lorengleise oder Tore zu sehen, die in die Berge hineinführten.
    Wieder war es Levo, der die entscheidende Idee hatte. »Womöglich gibt es keinen großen Haupteingang zu den Minen, sondern das Schürfen gehört zum Alltag jeder einzelnen Familie. Wir müssen in die Häuser, uns die Keller anschauen. Vielleicht geht es von dort aus noch weiter hinab.«
    Also versuchten sie sich an den Haustüren. Sie schienen alle von innen verschlossen, verriegelt oder verbarrikadiert zu sein. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich Levo, Koaron, Glai und Jitenji, eine Doppelflügeltür einzudrücken. Adain, der dieses Resultat mit Die Stimme ebenfalls hätte erreichen können, hielt sich absichtsvoll zurück. Er wollte der Stadt keine Gewalt antun. Zumindest nicht, solange er noch nicht wusste, was hier vor sich ging.
    Im Inneren des Hauses roch es ebenso nach Essig wie draußen. Das Mobiliar war zerschlagen und durcheinandergeworfen, als hätten plünderwütige Dämonen hier getobt, was vor 210 Jahren wohl auch tatsächlich der Fall gewesen war. Aber nirgendwo waren Leichen zu finden oder auch nur Blutflecken. Wo mochten die ursprünglichen, menschlichen Bewohner sein? Im Kampf gegen das Dämonenheer aufgerieben? Nach draußen gezerrt und hingerichtet? In die Minen gekerkert oder verbannt? Oder geflüchtet dorthin und von dort aus auf unterirdischen Geheimwegen fort, an einen Ort, wo die Große Weiß-Sagung ihr Verhängnis voll entfalten konnte?
    Levo fand eine Luke, die in den Keller führte, und Glai entdeckte dort eine weitere Falltür, die über eine schmale und biegsame Leiter noch tiefer hinabreichte.
    In die Kristallminen.
    Sie rüsteten sich in dem Keller mit bereitliegenden Fackeln aus und stiegen hinab in die Tiefe, Adain voran, Levo als Nachhut.
    Die Wände der Minenschächte waren schwarz wie eine mondlose Nacht. Die Fackeln warfen ein tanzendes Licht voraus, das wiederum hüpfende Schatten gebar. Wie oben in der Stadt waren auch hier in die Wände, Stützpfeiler und Kreuzungsverstrebungen Kristalle eingelassen, die das Fackellicht aufgriffen und verstärkten, aber auf eine eigentümliche, vielfach gebrochene Weise, sodass Adain und seine Mannschaft bald das Gefühl hatten, sie befänden sich unter Wasser oder sie bewegten sich nicht oder nur dann, wenn sie eigentlich stillstanden. Die Luft war drückend und warm wie von einem Fremden ausgeatmet. Die hinteren beiden Fackeln hechelten fortwährend im Kampf gegen das Verlöschen.
    Bakenala stieß gegen einen der Kristalle, der daraufhin ein singendes Geräusch von sich gab. Levo stolperte über etwas, das am Boden lag und das die anderen bereits mühelos überquert hatten. Die Stille drängte aus allen Quergängen und ließ ihnen das Blut in den Ohren rauschen.
    Adain blieb irgendwann stehen und rief einfach: »Haaaalloooo! Ist irgendjemand hier unten?«
    Das letzte Wort kam eigentümlich verzerrt aus mehreren Richtungen zurückgespiegelt: »Nten? Nten? Nten? Nten?« Allen stellten sich die feineren Körperhärchen auf. Alleine die plötzliche, durch nichts angekündigte Lautstärke von Adains Stimme hatte schon genügt, dass mehrere sich beinahe in die Hosen gemacht hätten.
    Sie drängelten durch- und gegeneinander. Aus einem der Gänge kam ein Laut wie ein Einatmen. Ein Wind, der sich hier unten verfangen hatte. Ansonsten antwortete niemand dem Dämon. Nicht einmal Ratten oder Käfer schienen sich zu beunruhigen.
    Adain rief abermals, noch schriller und durchdringender als beim ersten Mal. Diesmal ging es ihm nicht um Worte. Er wollte einfach nur seine Stimme durch die Minen jagen.
    Erneut kam das Geräusch auf Umwegen zurück. Es klang tiefer und grollender, aber es war immer noch nichts weiter als Echos von Adains eigenem Lautgeben.
    »Ein paar Stunden möchte ich noch hier unten herumlaufen«, gab Adain bekannt.
    »Ich bin eine Steuerfrau der Wüste, in diesen Minen lässt mich mein Orientierungssinn im Stich«, sagte Jitenji zaghaft.
    »Das macht nichts. Es gibt hier allenthalben Sprossen, die nach oben führen. Dann kommen wir eben in einem anderen Wohnhaus wieder heraus und sehen in der Stadt, wo wir sind.«
    So machten sie es. Mehrere Stunden wandelten sie durch die dunkel ihren Flackerschein aufgreifenden

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