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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kettenrad, von unterirdischen Dämonen bedient. Nackt und schwitzend, damit der Turm wieder hochkam. Aber das war natürlich nur ein Eindruck. Es gab keine Dämonen mehr in Witercarz. Es gab nur noch Witercarz selbst, die Stadt im Herzen eines Gebirges, und das genügte vollauf.
    Fast war er an der Fensterscharte vorüber, da gewahrte er sie doch noch aus den Augenwinkeln als schwärzeres Rechteck unter Dunkelheiten. Er warf sich dorthin, hielt sich fest, so schief war nun alles schon und wurde unablässig schiefer; er bekam die eingehakte Spitze von Die Stimme zu fassen und hatte Mühe, das unhandliche Sensenschwert mit nur einer Hand durch die Scharte zu fädeln. Mehrmals berührte die Klinge den Fensterumriss, mehrmals riss diese Berührung das Schwert beinahe aus Adains Hand. Doch es gelang. Adain umklammerte Die Stimme wie eine Mutter ihr Kind. Ließ den Schartenrand los. Rutschte abwärts, Richtung Basis. Die Fassade war nicht glatt genug zum Rutschen, aber sie war fugig genug, um kletterbar zu sein. Auf ihr entlangzurutschen bereitete Schmerzen. Also rollte er sich zur Seite herum, immer Die Stimme schützend, bis er die Kante erreichte und darüber hinaus. Wie eine Katze versuchte er auf allen vieren zu landen, was nicht ganz gelang, er schlug sogar mit dem Kinn auf, aber es war Sand, er brach sich nichts. Tibe, dachte er nicht frei von Schadenfreude, wäre wahrscheinlich schon wieder zerbrochen.
    Der Turm richtete sich vollständig auf, ein schwarzer Monolith vor einem Hintergrund aus Nacht. Sand wehte wie Regen. Adain rannte zur Basis, zum Eingang, und fand dort die anderen, Levo, Glai und Koaron, wie sie im Staub lagen in unterschiedlichen Haltungen und winselten.
    »Das hat uns überhaupt nichts gebracht«, berichtete Adain heiter. »Die beiden Steuerfrauen sind hin.«
    » Hin? Was meint Ihr mit: hin ?« Glais Art, eben gesprochene Worte wieder aufzugreifen, ging Adain allmählich auf die Nerven. Er fragte sich, ob er sie mit Das Schweigen erschlagen konnte und wer ihn eigentlich daran hindern sollte. Witercarz macht mich wilder, gnadenloser , dämmerte ihm. In Aztrivavez und auf dem Schiff war ich im Begriff, ein Menschlein zu werden. In Kirr war ich ein Weib, und es war mir zuwider. Hier, in dieser Stadt, die wie ein Dämon wurde, will ich eine andere Art von Frau sein. Eine, die in der Lage ist, einen Krieg zu beginnen und zu gewinnen. Ihm fiel auf, dass er eine derartige Frau bereits gewesen war: als er dem Dämonenschlund entstieg. Allen Männern die Köpfe verdrehte. Sich paarte mit jedem, um Wahrnehmungen zu sammeln.
    Wahr-Nehmungen und Weiß-Sagungen.
    »Kommt jetzt, weg von hier, die Stadt weiß, wo wir sind.« Unsanft beutelte er seine drei Mannschaftsleute in zumindest halbwegs aufrechte Haltungen. »Folgt mir.« Und rannte los.
    »Wohin?«, fragte Glai, ganz greisenhaft vor Ratlosigkeit.
    »Weg von hier.«
    Sie rannten jetzt, während Gebäude sich schmatzend vorneigten, Steine aus Wänden schossen und Holzbalken sich wie Speere ihnen entgegenreckten. Der Sand in den Straßen strudelte oder warf sich auf in Wellen. Witercarz präsentierte stolz, was es alles zu bieten hatte, und behielt dabei beständig die Oberhand, denn es war überall um sie herum.
    Levos Tod war ganz besonders scheußlich und wie zum Hohn von einer Galerie von Wandkristallen ausgeleuchtet. Die Straße unter ihm öffnete sich gähnend. Zusammen mit Hunderten von Litern Sand rutschte Levo in die Tiefe, und als er gerade erst bis hoch zu den Oberschenkeln verschwunden war, schloss sich die Straße wieder wie ein zuklappendes Maul. Während seine Beine zu Brei zerquetscht wurden, wich ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht, und ein Schrei, so dünn wie ein Seufzen, entrang sich seiner Kehle. Dann öffnete das Straßenmaul sich wieder, schlenkernd und immer noch am Leben fiel Levo tiefer. Um seine Hüften schloss es sich ein zweites Mal. Diesmal platzte er förmlich, und Blut und anderer Unrat spritzten bis zu Glai hin, die ihm – ebenfalls schreiend – eine hilfreiche Hand hatte bieten wollen. Levos Gesicht verformte sich vor Schmerz, und immer noch lebte er. Das Maul öffnete sich, er rutschte nach, es schloss sich in Brusthöhe, öffnete sich, was von ihm noch übrig war, ein Klumpen mit Kopf und verzerrtem Gesicht, kullerte ins Loch. Die Straße schloss sich, sandfrei nun und innereienbesudelt, doch eine Straße nur und nichts weiter.
    Glai war am Ende ihrer Kräfte, ihres Fassungsvermögens, ihrer Belastbarkeit. Sie hatte

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