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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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das alles aus nächster Nähe mit angesehen, während Koaron und Adain schon weiter voraus gewesen waren. Sie sackte auf die Knie und entleerte sich zitternd und krampfartig über ihre eigenen Waden. Koaron hielt inne, löste sich von seinem vorwärtsstrebenden Kapitän, und nun war er es, der zu Glai zurückkehrte, sie ansprach, sie berührte und, als er begriff, dass das alles keinen Sinn mehr hatte, sie sich kurzerhand über die Schulter warf und mit sich schleppte. Dass sie sich beschmutzt hatte, war ihm einerlei. Während ihrer langen gemeinsamen Kerkerhaft waren sie alle noch viel verunreinigter gewesen.
    Koaron konnte seinen schiefen Kapitän kaum noch ausmachen. Der Mond spielte neckisches Verstecken hinter Wolkenbänken, die aussahen wie die Dünen der winterlichen Wüste. Oben und unten glichen sich einander an. Nichts ergab mehr einen Sinn. Wo immer man hintrat, konnte sich der Boden unter einem öffnen und einen verschlingen. Wenn man an Ort und Stelle blieb, desgleichen. Wie sollte man sich einstellen auf eine solche Existenz? Wie konnte man hoffen zu entkommen? Wie sollte man die Kraft entwickeln zu glauben, dass jenseits von Witercarz noch irgendetwas von Bedeutung existierte?
    Dann sah Koaron das Licht.
    Zuerst hielt er es für eine Täuschung seiner längst schon unzuverlässig gewordenen Sinne, doch schließlich erkannte er die Art und Form dieses Lichtes: eine Schiffslaterne, wie sie Deckswachen bei Nacht entzündeten. Im Umfeld des kleinen, warmen Scheins konnte er sogar die skelettartige Struktur eines Mastes ausmachen.
    »Das ist Voy!«, rief er, ganz außer sich vor Entzücken. »Die verrückte, süße Voy! Sie hat eine Laterne ganz oben in den Mast gehängt! Kapitän! Dahinten! Dort liegt unser Schiff vor Anker! Dort!«
    Adain blieb stehen und lauschte der Stimme seines bereits im Nachtdunkel nicht mehr sichtbaren Matrosen. Er wusste nicht, wo »dort« war, aber er schaute sich ausführlich um, und schließlich entdeckte auch er das winzig und verletzlich wirkende Leuchten. War das eine Falle? Ein Trick von Witercarz, genau wie der Kirchturm? Er war kurz davor zu lachen. Wie damals, als er eine Möwe war.
    »Wenn das Licht echt ist, wird die Stadt uns einiges in den Weg werfen«, kündigte er an, als hätte er die Stadt selbst dressiert und führe sie nun vor staunendem Publikum vor.
    Koaron schnaufte wortlos an ihm vorüber, die wimmernde Glai über der Schulter.
    Sie gingen jetzt wieder langsamer, weil sie ein Ziel vor Augen hatten. Als sie nicht wussten, wohin, waren sie gerannt, um möglichst alle Richtungen erkunden zu können. Nun wussten sie, dass es nicht mehr weit war, und übten sich in Geduld.
    Witercarz bot auf, was es noch alles in der Hinterhand hatte. Eine Hausfassade krachte zweimal nach vorne, kam zittrig wieder hoch, schlug noch ein drittes Mal ins Leere und fügte sich dann klebrig wieder unterm Dachfirst ein. Fenster zerbarsten, während Koaron mit Glai vorüberging. Die Scherben verfingen sich in Glais langen Haaren, aber ihr Wimmern änderte sich dadurch kein bisschen. Schindeln glitten lautlos wie Katzen vom Dach, um die Daruntergehenden zu erschlagen. Zwei Straßen, die auf das Licht zuführten, endeten als Sackgasse. Eine dieser Sackgassen war eine schräge Ebene mit einem Loch am hinteren Ende, in das langsam und majestätisch aller Sand rutschte. Adain konnte sich und die beiden anderen nur retten, indem er abermals Die Stimme in einer nahegelegenen Holztür verankerte, er Koaron zu packen bekam und ihn und Glai über die Klinge zurück aufs Waagerechte zog. Kurz vor Erreichen der Stadtmauer schoben sich von links und rechts zwei Häuser zusammen, um die drei Flüchtenden zwischen sich zu zermalmen. Die Häuser waren erstaunlich schnell und schaufelten den Sand zwischen sich auf, sodass es unglaublich schwerfiel, sich vorwärts zu werfen. Immerhin hörte Glai auf zu wehklagen, als beide Hauswände schon so dicht waren, dass man sie gleichzeitig berühren konnte, und sie Sand in den Mund bekam, weil Koaron nichts anderes mehr eingefallen war, als sie so weit wie möglich nach vorne zu werfen. So weit wie möglich war nicht einmal eine klägliche Mannslänge, und Glai wäre zerdrückt worden, wenn Adain sie nicht an den Haaren ergriffen und weiter vorangezerrt hätte.
    Die Stadtmauer selbst erwies sich ebenfalls als Hindernis: Aus ihr lösten sich ganze Steinbrocken und rasten auf die drei zu. In der Dunkelheit, noch dazu vor dem jetzt beinahe blendenden

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