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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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immer weniger Schatten gab.
    Koaron vermisste die überbetonte Buntheit seiner Sammlerkleidung. Er hatte das Gefühl, sich in der Farblosigkeit des umgebenden Landes aufzulösen wie ein Tropfen Wasser, der irgendwo versickerte. Seine Lippen waren mit feinem Sand behaftet und sahen weiß aus. Seine Augen waren gerötet, und seine Lider schmerzten vom dauernden Zukneifen. Eine früher von ihm immer verschmähte Schutzbrille wäre ihm nun sehr willkommen gewesen.
    Sie sahen keine Dämonen mehr. Keine weiteren Rekamelkish . Nichts.
    Dafür wucherte aus dem Flimmern der Wüstenhitze bald das Wolkengebirge in die Höhe. Es musste so hoch sein, dass seine Spitzen von ewigem Schnee gekrönt waren. Reinstes Weiß, das im allgegenwärtigen Schmutzigweiß nur umso traumhafter und blendender wirkte.
    Koaron kannte Schnee aus den Wintern seiner Kindheit, aber in den letzten Jahren hatte es in Aztrivavez höchstens gegraupelt. Das Land und der Himmel erhitzten sich, weil alles so hell geworden war, dass die Sonnenwärme nachhaltiger gespeichert wurde.
    Als die Berge im Laufe der Tage höher und höher wurden und man bereits den Kopf in den Nacken legen musste, um ihren Schnee sehen zu können, gingen abermals die Vorräte zur Neige. Voy hatte noch etwas übrig von dem Coldrinproviant, doch Uthlen war aufgebraucht, und auch das noch übrige Gewitterwasser hatte inzwischen einen ungesunden Beigeschmack.
    Erneut ging Adain in einer Nacht hinaus ins Dunkel, um sich dem Ratschluss der Wüste zu überantworten, und erneut führte der ordnende Gott oder die fortgesetzte Nachwirkung von Orisons großem Plan ihr etwas Verwertbares zu.
    Diesmal handelte es sich um eine Gruppe von Gämsenreitern.
    Zuerst erblickte Adain nur ihr Lagerfeuer, einen beinahe unwirklich goldenen Schein inmitten des allgegenwärtigen Mondsilbers. Sie pirschte sich näher heran, dabei im Sandstaub Spuren hinterlassend, als bestünde ihr Leib aus Tentakeln.
    Um das Feuer herum lagerten sechs vermummte Gestalten, die – in Adains Augen geradezu aufreizend – vielfältigen Proviant zwischen sich ausgebreitet hatten und Trinkschläuche kreisen ließen. Im Hintergrund waren sechs große, schöne Reitgämsen auszumachen, mit langen Hörnern und beinahe bodenlangem, zotteligem Fell. Die sechs Reiter trugen Pelzmützen und Wildlederkleidung, als wäre es bitterkalt, ihre Gesichter waren schalvermummt wie die von Aztrivavezer Sammlern. Ihre Kleidung war mit langen, bunten Schnüren und Fransen verziert. Ihr Lager war durch keinerlei Wachtposten gesichert. Wogegen auch? Es gab ja nichts in dieser Wüste. Und dennoch drangen offensichtlich Coldriner und Wolkengebirgler hierher vor. Auf der Suche wonach?
    Adain grübelte, ob sie auf die Fremden zugehen und mit ihnen reden sollte. Aber sie besaß nichts, was sie gegen Proviant tauschen konnte außer ihren beiden Klingen, und die wollte sie niemals hergeben. Die wilden Gewürze der von den Gämsenreitern verzehrten Gerichte kitzelten und reizten ihre Nase. Grollend ging sie in den Angriff über. Für die völlig verdutzten Wolkenstreichler war sie wie ein Sandgeist mit überlangen, schwarz rotierenden Schneidearmen. Innerhalb weniger Augenblicke waren vier der Reiter tot. Einer wehrte sich noch, indem er Adain einen schellenbesetzten, im Grunde genommen vollkommen lachhaften Holzstab entgegenstreckte. Adain hielt inne. Der sechste flüchtete zu den Gämsen, sprang auf eine auf und flüchtete nordwärts. Es war ihr egal. Das Töten bereitete ihr keinerlei Befriedigung, aber es kam ihr selbstverständlich vor. Sie dachte zurück an die Zeit unten im Schlund, kurz nach dem Zerfallen des Bannzaubers. Wie alle Dämonen sich erst in möglichst kräftige Körper und dann in den Krieg gestürzt hatten, wütend und rachsüchtig aufgrund irgendeiner lediglich eingebildeten Ungerechtigkeit. Adain war anders gewesen. Sie hatte sich zurückgehalten und mit schiefer Stille begnügt. Aber seit sie die Körper der Menschen nachbildete oder in Besitz nahm, schien es ihr nur noch wenig zu geben, was man überhaupt tun konnte: töten, lieben, essen und verdauen. Mehr blieb einem nicht. Alle weiteren selbstauferlegten Überzeugungen und Missionen waren lediglich Überbrückungen zwischen diesen vier Grundtätigkeiten.
    »Was sucht ihr hier?«, fragte sie den vor ihr zurückweichenden Vermummten. »Was sucht ihr in dieser Wüste?«
    »Reichheit«, antwortete der Mann.
    »Reichheit?«, fragte Adain, die das Wort wirklich nicht verstand.
    »Ganzes

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