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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Unebenheiten sowie anhand der leuchtenden Städte des Himmels auch die Position. Sie verließ die Hinwegsspuren, weil diese nicht auf geradem Weg zur Stadt führten, denn die Miralbra Vii war tagelang im Niemandsland gekreuzt, um Beute zu finden. Kapitän Renech hatte keinen Plan wie Xelerest. Renech musste auf sein Glück vertrauen. Diesmal, immerhin, führte er unter dem Verlust zweier Boote und eines Mannes fünfzehn gewöhnliche und einen ungewöhnlichen Dämon zur Stadt. Der ungewöhnliche nannte sich Adain, und Tibe sah in ihm einen Mann, der sich mit Männern einließ, also vielleicht auch mit diesem schwächlichen Kapitän.
    Das Schiffsmädchen Voy kam langsam wieder zu sich.
    Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie unter Deck zu schaffen. Sie erwachte auf dem sandigen Deck, schon wieder halb verweht von den feinen Körnern, die alle Böen mit sich führten. Sie betastete das liebgewonnene Deck der Miralbra Vii . In dem Beiboot war sie aus dem Sand gehoben worden als geschütteltes Anhängsel eines furchtbaren Riesen. Sie hatte geschrien und war dennoch ganz allein geblieben. Aber jetzt war sie wieder zu Hause. Wie das hatte geschehen können, war ihr nicht klar, aber sie war dankbar für dieses Wunder. Dem Fürsten dankbar, dem legendenbekränzten Blannitt dankbar, der Wüste dankbar und ihrem Kapitän.
    Sie ging zu ihm, schwankend noch, um ihn zu verwöhnen. Es wäre eine Auszeichnung gewesen, von einem Kapitän beschlafen zu werden, auf ihrer erst dritten Fahrt. Doch der Kapitän schickte sie abermals weg, unter Deck, vielleicht aus Sorge. Sie sollte sich ausruhen.
    Also ging sie zu Zemu. Doch auch Zemu schickte sie weg. Er roch anders als sonst. Er roch, als hätte er es mit einer Frau und einem Mann gleichzeitig getrieben. Er war unwirsch und rotgesichtig, und ihre Zärtlichkeiten schienen ihn zu stören. Auch Bakenala war noch nicht ansprechbar. Schön wie immer, aber zurzeit nicht zu verwöhnen. Voy strich ihr zärtlich über das schöne lange Haar, dann trollte sie sich in die Kombüse und schälte Gemüse für die nächste Kartoffelsuppe mit Fischwürstchen.
    Seufzend dachte sie zurück an den Tag, als ihre Eltern sie gefragt hatten, was sie denn später werden wolle. Und sie, gerade sieben geworden, hatte im Brustton der Überzeugung gesagt: »Ich will ein Freuden mädchen werden.« Sie hatte das ganz ernst gemeint. Seit sie dieses Wort zum ersten Mal gehört hatte, war es ihr nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Es klang so wunderschön. Ein Mädchen, das Freude spendet und Freude empfindet.
    Schweren Herzens hatten ihre Eltern dann ihrer Ausbildung zum Schiffsmädchen zugestimmt und sie somit immerhin von den Gatterdocks ferngehalten. Auf einem Schiff gab es eine festgelegte Kundschaft, man kannte einander, vertraute einander, stand sogar im Kampf füreinander ein. In den Docks dagegen wimmelte es von Nichtsnutzen, Raubgesindel und Bescheidenen vertilgern. Ihre Eltern hatten recht daran getan, sie der Miralbra Vii zu übergeben, sie diesem Schiff zu weihen, egal, welchen Kapitän es gerade hatte. Vater und Mutter hatten ihr zugewinkt, als das Schiff zum ersten Mal mit ihr an Bord aus den Sanddocks auslief, und Voy hatte zurückgewinkt, so gut der hässliche Gilgel, der sich gerade unnötig brutal an ihr befriedigte, es zuließ. Immer wieder hatte Gilgel versucht, sie zu brechen, sie sich zu unterwerfen, aber sie war fest entschlossen, sich von einem Verrückten, dessen Glied mit unlesbaren Zauberzeichen beschriftet war, nicht das Leben verdrießen zu lassen.
    Sie schälte Kartoffeln und summte dabei eins von Gilgels Liedern.
    Sie war wieder an Bord und fühlte sich wohl wie im Leib ihrer Mutter.
    Kapitän Renech ging unruhig auf und ab.
    Sein Deck. Sein Schiff. Sein Kommando.
    War das wirklich s eine Maske, die Gilgel da oben trug? Es war so schwer zu erkennen, gegen den Mond, das spinnwebige Glänzen des Himmels. Wo hatte Gilgel die Maske gefunden? Und warum hatte er sie nicht zurückgegeben? War das schon Meuterei? Musste man deswegen ein Exempel statuieren?
    Die Ohrfeigen.
    Vielleicht bewahrte Gilgel die Maske ja nur auf, weil er das Gefühl hatte, dass sein Kapitän sie verlieren konnte, im Kampf oder anderswo. Aber Gilgel war doch kein Meuterer? Jitenji schon eher. Die stellte beinahe jeden seiner Befehle infrage. Aber was war das alles gegen die Ohrfeigen?
    Renech klammerte sich an einem einzigen Argument fest: Adain stand nicht unter seinem Befehl. Also waren die Ohrfeigen keine Meuterei.

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