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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nummerierter Plakette aus, die diesen zum Besuch der zentralen Schiffsverwaltungsstelle berechtigte.
    Renech, Tibe, Jitenji und Adain verließen dieses Büro, durchquerten mehrere Treppenfluchten, staubige Straßen, einen halbbelebten Marktplatz, eine Kolonnade, die von kunstvoll mit Bewässerungsgräben durchzogenen Gärten gesäumt war, und betraten schließlich ein weiteres aus Quadern zusammengesetztes Bürogebäude.
    Hier erstatteten Renech, Tibe und Jitenji ausführlich mündlichen Bericht, während alles von halbblind wirkenden Greisen schriftlich festgehalten wurde und Adain sich langweilte. Mehrere Unterschriften wurden geleistet, eine fette Frau, die womöglich Renechs direkte Vorgesetzte war, nannte ihn »einen hoffnungslosen Hohlkopf, der mit dem Einfangen von Taumelgras wahrscheinlich schon überfordert wäre«, Renech sah aus, als würde er sich Tränen verbeißen, dann gab es eine weitere, diesmal golden gefärbte Plakette, und weiter ging’s. Adain hatte nicht genau aufgepasst, aber sie glaubte, dass von ihr im Bericht nie die Rede gewesen war und dass in Renechs Version der Wahrheit alles so klang, als hätten der Gäus, die Psells und der rote Große sich mehr oder weniger gegenseitig aus der Welt gekürzt.
    Als sie dieses Gebäude verließen, leuchteten Renechs Augen in neu gewonnenem innerem Feuer. »Bis hierhin lief alles so schlecht wie erwartet«, krächzte er, schon heiser vom vielen Rechtfertigen. »Bei meiner Lizentatin Imocra kann ich mich wohl so schnell nicht mehr blicken lassen. Aber das Schlimmste haben wir jetzt überstanden, wir haben ja noch einen Trumpf in der Hinterhand, meine Lieben! Euer Renech gehört nämlich noch lange nicht zum alten Eisen, und ihr werdet euch noch glücklich schätzen, euch für mich entschieden zu haben und nicht für einen dieser schneidigeren … Aufschneider!« Er hielt die goldene Plakette hoch wie einen unter Gefahren erlangten Schatz.
    Als Nächstes ging Renech seinen »drei Mädels« einen Schnaps ausgeben, weil er selbst dringend einen nötig hatte.
    Was Adain an dieser schlangenartig und schmalbrüstig sich an einem endlosen Strand dahinwindenden Stadt auffiel, war, dass die Schenken und Freudenhäuser über ausgesprochen komplizierte Namen verfügten. »Die Weissagungen der wohlbeleibten Wüstentaube«. »Unterhalb der Umarmungen«. »Köstlich irrlichtert der inwendig Suchende«. »Tausendfache Tugenden im Tanz des Delikaten«. »Immerwährende Imkerei der zartmöglichsten Zubereitungen«. Oder » Seewärts sehnt sich alles Begehren«. Oder »Andernorts verharrt man in Enttäuschung«. Oder »Sechzig Schnäpse wollen keck gekostet sein«. Es gab sogar eine Glücksspielhalle mit dem verblüffend ehrlich wirkenden Namen »Des unverdienten Reichtums anrührender Ruin« . Das »Kleinod« , in dem die Mannschaft der gekenterten Miralbra Vii für heute Abend verabredet war, hieß mit vollem Namen »Jenes Kleinod, das uns kürzlich verheißen wurde« .
    Renech kehrte mit Adain, Tibe und Jitenji im »Sechzig Schnäpse wollen keck gekostet sein« ein. Dort spendierte er seinen drei Begleiterinnen erst einen Pfahlmuschelkipper und dann noch einen kleinen Humpen Maischbrand. Sein Atem roch entzündlich, als er zweimal so laut »Auf Blannitt!« schrie, dass es jeder in der Schenke hören konnte und auch so mancher aus alter Solidarität sein Getränk lupfte. » Das war ein Kerl«, lallte Renech anschließend. Tibe und Jitenji, die beide im Allgemeinen wenig tranken, weil Steuerfrauen des Steuerns mächtig bleiben mussten, kämpften gegen ihre Beschwipstheit an. Adain, die zum ersten Mal überhaupt etwas Alkoholisches zu sich genommen hatte, spürte eine eigenartige, beinahe rasende Leichtigkeit im Kopf. »Und jetzt«, schrie Renech wieder, »zum Fürsten!« Dabei warf er die goldene Plakette hoch, fing sie beinahe auf, bückte sich, tastete nach ihr durch verschiedenfarbige Pfützen, nahm sie wieder an sich und presste sie sich an sein Herz.
    Er zahlte mit einem großzügigen Trinkgeld und führte sein »Damengefolge« weiter durch die Stadt. Sie sprangen auf eine von sechs alten Pferden gezogene Wagenlinie auf und fuhren vier Stationen mit. Dann durchquerten sie einen Garten aus Salzkristallen und erreichten die Residenz des Fürsten Glengo Dihn und seines Schamanenberaters Dereiferer.
    Die Residenz war kleiner als die Büros der mannigfaltigen Verwaltungen, aber bedeutend hübscher. Von außen mit Malereien, Fischbein, Echsenwalgebissen, Muschelschalen

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