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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Körbewerfen ist sehr beliebt. Ebenso wie ein Fußmarsch von einem Kilometer, wozu nach Jean-Baptistes Berechnungen etwa fünfzig Bahnen nötig sind. Aber außer ihm hat niemand den Antrieb dazu. Wenn Jean- Baptiste seine Bahnen läuft, wie er es in der wöchentlichen Freizeitstunde tut, stört es ihn nicht, dass die anderen Männer aus seinem Zellenblock ihn angaffen. Ihre Augen sind kleine heiße Punkte, als würde die Sonne durch ein Vergrößerungsglas scheinen. Dabei machen sie die üblichen hässlichen Bemerkungen. Nur während der Freizeitstunde haben die Insassen Gelegenheit, miteinander zu reden oder sich aus der Ferne zu sehen. Viele ihrer Gespräche sind freundschaftlich und sogar lustig. Inzwischen ist es Jean-Baptiste längst gleichgültig, dass niemand nett zu ihm ist und dass der Spaß stets auf seine Kosten geht.
    Er weiß alles über Biest, der zwar nicht als mustergültiger Gefangener gilt, aber, anders als Jean-Baptiste, Vergünstigungen genießt, zum Beispiel eine tägliche Freizeitstunde und natürlich sein Radio. Die erste ausführliche Erfahrung mit Biests Art hat er gemacht, als zwei Wärter ihn zum Freizeitbereich führten, wo er seine krankhafte Energie sofort gegen Jean-Baptistes Zellentür richtete.
    Jean-Baptistes behaartes Gesicht schaute zwischen den Gitterstäben an seinem Fenster hervor. Es war an der Zeit hinzusehen. Eines Tages würde sich Biest vielleicht als nützlich erweisen.
    »Guck mal, Weichei!«, brüllte Biest ihm zu, zog sein Hemd aus und ließ gewaltige Muskeln spielen, die ebenso wie seine kräftigen Unterarme fast schwarz von Tätowierungen waren. Dann warf er sich auf den Holzboden und vollführte einhändig ein paar Liegestützen. Jean-Baptistes Gesicht verschwand vom Gitterfenster; allerdings erst, nachdem er Biest gründlich gemustert hatte. Er hat eine glatte Haut mit hellbrauner Behaarung, die von der muskulösen Brust über den Bauch verläuft und im Schritt endet. Seine Attraktivität strahlt etwas Grausames und Prahlerisches aus. Er hat einen markanten Kiefer, große, leuchtend weiße Zähne, eine gerade Nase und ausgesprochen kalte, haselnussbraune Augen.
    Sein Haar trägt er kurz geschoren, und er wirkt wie ein Kerl, der beim Sex gern hart rangeht und seine Frau schlägt. Niemals würde man hingegen vermuten, dass er lieber kleine Mädchen entführt, sie zu Tode foltert, sich an ihren Leichen vergeht und sogar manchmal zu den flachen Gräbern zurückkehrt, wo er sie verscharrt hat, um weitere perverse Handlungen an ihnen vorzunehmen, bis die Verwesung sogar für seinen Geschmack zu weit fortgeschritten ist.
    Biest heißt nicht deshalb Biest, weil er entsprechend aussieht, sondern weil er Aas ausgräbt wie ein Tier und einige seiner Opfer sogar verspeist haben soll. Bei Nekrophilie, Kannibalismus und Pädophilie handelt es sich um Vergehen, die der durchschnittliche Gewaltverbrecher im Todestrakt als abstoßend empfindet. Auch wenn ein Insasse seine Opfer vergewaltigt, erdrosselt, aufgeschlitzt, zerstückelt oder in einem Keller angekettet hat - um nur einige Beispiele zu nennen -, stellen Übergriffe gegen Kinder und Leichen oder das Aufessen von Menschen in seinen Augen schwere Verfehlungen dar. Deshalb gibt es in Biests Zellenblock einige Häftlinge, die ihn mit Vergnügen umbringen würden.
    Jean-Baptiste verbringt seine Zeit nicht mit Tagträumen, wie er Biest am besten die Knochen brechen oder ihm die Luftröhre eindrücken könnte - ohnehin müßige Phantasien für jemanden, der nicht näher als sieben Meter an ihn herankommt. Warum die Gefangenen voneinander fern gehalten werden müssen, liegt auf der Hand. Menschen, die zum Tode verurteilt worden sind, haben aus offensichtlichen Gründen nichts mehr zu verlieren, wenn sie noch einmal morden. Allerdings findet Jean-Baptiste, dass er sowieso nie etwas zu verlieren hatte, und wer nichts zu verlieren hat, kann auch nichts gewinnen, und das Leben existiert nicht.
    Jean-Baptiste verharrt denkend auf seinem magnetisierten Toilettensitz. Er erinnert sich, dass ihn seine Mutter einmal mit drei Jahren grob ins Badezimmer zerrte, wo man durch das Fenster die Seine sehen konnte. Das führte dazu, dass er seit seiner frühen Kindheit den Fluss automatisch mit Baden in Verbindung bringt. Er weiß noch, wie seine Mutter seinen mageren Körper mit parfümierter Seife einschäumte und ihm befahl, still zu sitzen, während sie ihm mit dem Rasiermesser seines Vaters, das einen Griff aus Sterlingsilber hatte, den

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