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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zum George Bush Intercontinental Airport in Houston erwischt. Wegen des Zeitunterschieds von einer Stunde ist sie um Viertel nach zehn morgens gelandet.
    Die Fahrt nach Livingston im Norden hat dann eine weitere angespannte Stunde und vierzig Minuten in Anspruch genommen. Scarpetta hat keine Lust gehabt, ein Auto zu mieten und selbst den Weg zum Gefängnis zu suchen. Eine weise Entscheidung. Sie hat zwar nicht mitgezählt, aber sie sind inzwischen mehrere Male abgebogen. Die längste Etappe - die auf der US-59 - scheint sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Scarpettas Gedanken sind abgehackt, als wäre sie eine Rekrutin, die Befehle entgegennimmt.
    Sie ist die Sachlichkeit in Person, eine Rolle, in die sie schlüpft, wenn sie vor Gericht aussagen muss, während die Verteidiger wie Raubtiere auf der Lauer liegen und nach ihrem Blut lechzen. Allerdings wird sie nur selten verwundet. Und bis jetzt war es noch nie tödlich. Scarpetta hat sich in die Tiefen ihres analytischen Verstandes zurückgezogen und die ganze Fahrt über geschwiegen. Die Fahrerin ist von der gesprächigen
    Sorte, aber Scarpetta hat ihr gleich zu Beginn der Fahrt beim Einsteigen in den schwarzen Lincoln mitgeteilt, dass sie sich nicht unterhalten möchte. Sie müsse arbeiten.
    »Wie Sie wünschen«, hat die Frau erwidert. Sie trägt eine schwarze Livree mit Mütze und Krawatte.
    »Sie können die Mütze ruhig abnehmen«, meinte Scarpetta.
    »Ach, vielen Dank«, antwortete die Fahrerin erleichtert und folgte der Aufforderung sofort. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich dieses Ding hasse. Aber die meisten Fahrgäste wollen, dass ich wie eine richtige Chauffeurin aussehe.«
    »Mir wäre es lieber, wenn Sie das nicht täten«, entgegnete Scarpetta.
    Vor ihnen ragt das Gefängnis auf, eine moderne Festung, die an einen gewaltigen Frachter aus Beton erinnert. Unterhalb des Flachdaches, auf dem zwei Handwerker gestikulierend ein Gespräch führen und sich umsehen, verläuft eine Reihe von Fenstern wie Schießscharten. Das große, mit Rasen bewachsene Grundstück ist von dicken Rollen rasiermesserscharfen Stacheldrahts umgeben, der in der Sonne funkelt wie Sterlingsilber. Hoch auf den Wachtürmen stehen Wachen und suchen die Umgebung mit Ferngläsern ab.
    »Uff«, meint die Fahrerin bei diesem Anblick. »Ich muss zugeben, dass mich das ein bisschen nervös macht.«
    »Ihnen passiert schon nichts«, beruhigt sie Scarpetta. »Man wird Ihnen zeigen, wo Sie parken können, und dann bleiben Sie einfach im Auto. Einen Spaziergang würde ich Ihnen allerdings nicht empfehlen.«
    »Und was ist, wenn ich zur Toilette muss?«, besorgt sich die Fahrerin und bremst vor einem Wachhäuschen ab, hinter dem die Hochsicherheitszone beginnt. Hier wartet die vielleicht meistgefürchtete Aufgabe, der Scarpetta sich je stellen musste.
    »Dann müssen Sie wahrscheinlich jemanden fragen«, erwidert sie geistesabwesend, lässt das Fenster herunter und reicht einem uniformierten Wachmann ihren Führerschein und die Legitimation als Chefpathologin: eine schimmernde Messingplakette und einen Ausweis in einer schwarzen Hülle.
    Als sie ihren Posten in Richmond aufgegeben hat, hat sie sich ebenso schändlich verhalten wie Marino und ihre Dienstmarke behalten. Niemand hat daran gedacht, sie zurückzufordern. Vielleicht hat es auch niemand gewagt. Auch wenn sie offiziell nicht mehr den Posten einer Chefpathologin bekleidet, hat Lucy mit ihren Worten gestern Abend Recht gehabt: Niemand kann Scarpetta wegnehmen, was sie ist und was sie in einem Beruf leistet, den sie immer noch liebt. Sie ist sich ihrer Fähigkeiten bewusst, auch wenn sie das nie laut aussprechen würde.
    »Wen möchten Sie besuchen?«, erkundigt sich der Wachmann, nachdem er ihr Führerschein und Ausweise zurückgegeben hat.
    »Jean-Baptiste Chandonne.« Der Name bleibt ihr fast im Hals stecken.
    Der Wachmann verhält sich angesichts der Umgebung und seiner verantwortungsvollen Aufgabe ziemlich lässig. Nach seiner Art und seinem Alter zu urteilen, arbeitet er schon lange im Justizvollzug und nimmt die bedrückende Welt, die er beim Beginn jeder Schicht betritt, vermutlich gar nicht mehr wahr. Er kehrt in sein Wachhäuschen zurück und konsultiert eine Liste.
    »Ma’am«, sagt er, als er wieder herauskommt, und weist auf die Glasfront des Gefängnisses. »Fahren Sie einfach dort hinüber, dann wird Ihnen jemand sagen, wo Sie parken können. Unsere Pressesprecherin holt Sie vor dem Gebäude ab.«
    Die texanische Flagge

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