Die Dämonen ruhen nicht
als Zahl, und zurzeit presst Nic jedes gute Omen aus bis aufs Letzte. Nachdem Nic gestern die Nachrichten gehört hat, ist sie sofort hierher gefahren. Wenn die Münzen schon auf dem Asphalt gelegen haben, hat sie sie im Schein der Taschenlampe nicht bemerkt. Auch heute Morgen, als sie noch bei Dunkelheit zurückkam, sind sie ihr nicht aufgefallen. Sie fotografiert sie erst mit der 35-Millimeter- und dann mit der Polaroidkamera, prägt sich den Fundort ein und macht sich Notizen, wie sie es auf dem Lehrgang in Forensik gelernt hat. Dann zieht sie Gummihandschuhe an, verstaut die Münzen in einer Asservatentüte aus Papier und geht in den Laden.
»Ich muss den Filialleiter sprechen«, teilt sie einer Kassiererin mit, die gerade die Preise einer Einkaufswagenladung Kinderkleidung eintippt, während eine müde aussehende junge Frau - vielleicht die Mutter - ihre MasterCard zückt.
Nic muss an Buddys Latzhose denken und bekommt ein schlechtes Gewissen.
»Dort entlang.« Die Kassiererin zeigt auf ein Büro hinter einer hölzernen Schwingtür.
Zum Glück ist der Mann da.
Nic zeigt ihm ihre Dienstmarke. »Ich möchte die genaue Stelle sehen, an der Katherine Bruces Auto gefunden wurde«, beginnt sie.
Der Filialleiter ist jung und freundlich und offensichtlich bestürzt.
»Ich bringe Sie gern hin. Ich weiß genau, wo das ist, schließlich war die Polizei stundenlang hier und hat sich umgeschaut. Dann haben sie den Wagen abgeschleppt. Es ist schrecklich.«
»Wirklich schrecklich«, stimmt Nic ihm zu, als sie den Laden verlassen. Im Osten zeigt die Sonne allmählich ihr leuchtendes Gesicht.Der schwarze 1999er Maxima von Katherine Bruce hat etwa sieben Meter entfernt von der Stelle gestanden, wo Nic die Münzen gefunden hat.
»Sind Sie ganz sicher, dass das hier war?«
»Ja, natürlich, Ma’am. Das Auto hat genau hier geparkt, fünf Reihen vor dem Eingang. Viele Frauen, die nach Einbruch der Dunkelheit einkaufen gehen, parken in der Nähe des Eingangs.«
Allerdings war das in diesem Fall wenig hilfreich, auch wenn es heißt, dass sich das Opfer offenbar Gedanken um seine Sicherheit gemacht hat. Vielleicht aber auch nicht. Schließlich wollen die meisten Menschen so nah wie möglich am Eingang eines Ladens parken, sofern sie kein teures Auto fahren und befürchten, dass ihnen jemand die Türen eindellt; doch das sind normalerweise nur Männer. Nic hat noch nie verstanden, warum so viele Frauen sich nicht für Autos oder deren Wartung interessieren. Wenn sie eine Tochter hätte, würde sie dafür sorgen, dass das kleine Mädchen die Namen aller ausländischen Marken kennt. Nic würde ihr sagen, dass sie, wenn sie fleißig ist, vielleicht eines Tages einen Lamborghini fahren kann - dasselbe erzählt sie Buddy, der zahlreiche Modelle von Sportwagen besitzt und diese gern gegen die Wände rollen lässt.
»Ist jemandem an dem Abend, als Katherine Bruce ihren Wagen hier abstellte, etwas Außergewöhnliches aufgefallen? Hat jemand sie bemerkt? Ist irgendetwas beobachtet worden?«, fragt Nic den Filialleiter, als die beiden nebeneinander dastehen und sich umsehen.
»Nein. Ich glaube, sie ist gar nicht erst bis in den Laden gekommen.«
88
Der Bell 407 hat die schönste Lackierung, die Lucy je gesehen hat.
Und das sollte er auch. Schließlich ist es ihr eigener Hubschrauber, und sie hat jede Einzelheit, außer den fabrikneuen Teilen, die direkt aus dem Werk stammen, selbst entworfen. Die vier Rotorblätter, der ruhige Motorlauf, die Höchstgeschwindigkeit von 140 Knoten (verdammt gut für einen zivilen Helikopter) und die computergesteuerte Kraftstoffregulierung sind nur ein Teil der Grundausstattung. Hinzu kommen Ledersitze, aufblasbare Schwimmkissen für den Fall eines Triebwerkausfalls über dem Wasser - ein sehr unwahrscheinliches Ereignis -, ein Drahtschneider für plötzliche Kollisionen mit Hochspannungsleitungen (wofür Lucy eigentlich eine viel zu besonnene Pilotin ist), ein zusätzlicher Treibstofftank, Sturmradar, Luftverkehrsradar und GPS. Selbstverständlich sind alle Instrumente vom Feinsten.
Der Helikopterflugplatz an der 34. Straße liegt auf dem Hudson, auf halbem Weg zwischen der Freiheitsstatue und dem Kriegsschiff U.S.S. Intrepid. Auf Heli-Plattform Nummer 2 geht Lucy nun schon zum vierten Mal um ihren Vogel herum, nachdem sie bereits unter der Haube und anhand der Skalen den Ölstand überprüft, nach Öllecks gesucht, die Druckhebel der Filter kontrolliert sowie Ausschau nach Lecks in der Hydraulik
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