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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Unvorstellbare, ihr Leid, und wie miserabel sie wahrscheinlich damit zurechtgekommen ist.
    Moment! Wer Spekulationen anstellt, verschwendet Zeit und Energie. Müßige Gedanken. Konzentrier dich.
    Als Benton über das Flugfeld hastet, bemerkt er einen Helikopter Bell 407, dunkelblau oder schwarz, mit aufblasbaren Schwimmkissen, einem Drahtschneider und hellen Streifen. Die Registriernummer am Heck lautet 407 TLP.
    Das Letzte Revier.
    Die Strecke von New York nach Baton Rouge beträgt etwa sechzehnhundert Kilometer. Abhängig vom Wind und von Auftankstopps könnte Lucy es bei Gegenwind in zehn Stunden geschafft haben. Bei Rückenwind ist es sicher noch schneller gegangen. Jedenfalls war es möglich, am späten Nachmittag hier zu sein, wenn sie heute am frühen Morgen losgeflogen ist.Benton fragt sich, was sie wohl seitdem getan hat und ob Marino bei ihr ist.
    Bentons Auto ist ein dunkelroter Jaguar, gemietet in New Orleans und direkt zum Parkplatz geliefert, ein kleiner Extraservice für Leute, die mit Privatmaschinen fliegen. An der Theke des Verwaltungsgebäudes - der so genannten FBO oder Fixed Base Operation , wie das bei kleinen Privatflughäfen heißt - spricht er mit einer jungen Dame. Hinter ihr zeigt ein Monitor den Status der ankommenden Flüge an. Es sind nur wenige, und hinter seinem ist die Information verzeichnet, dass er soeben gelandet ist. Von Lucys Hubschrauber ist auf dem Bildschirm nichts zu sehen, also muss sie schon vor einiger Zeit eingetroffen sein.
    »Hier müsste ein Mietwagen für mich bereitstehen.« Benton weiß genau, dass das so ist.
    Sicher hat der Senator veranlasst, dass sich jemand um sämtliche Einzelheiten kümmert.
    Während die Mitarbeiterin die Mappen mit den Mietautos durchblättert, hört Benton, dass irgendwo die Nachrichten laufen. Als er sich umdreht, bemerkt er einige Piloten, die sich in einer kleinen Sitzgruppe in der Ecke CNN anschauen. Auf dem Bildschirm ist ein altes Foto von Jean-Baptiste Chandonne zu sehen. Benton ist nicht überrascht: Chandonne ist heute am frühen Nachmittag in der Uniform eines der beiden Justizvollzugsbeamten, die er getötet hat, aus dem Gefängnis entflohen.
    »Mein Gott, was für eine fiese Visage«, meint einer der Piloten.
    »Stimmt. So sieht kein Mensch aus.«
    Es handelt sich um ein Erkennungsdienst-Foto aus Richmond, Virginia, wo Chandonne vor drei Jahren verhaftet wurde. Damals war er nicht glatt rasiert. Sein Gesicht, selbst seine Stirn, war mit scheußlichem Flaum bewachsen. So ein altes Foto zu senden ist ein schwerer Fehler. Denn wenn Chandon- ne inzwischen nicht glatt rasiert wäre, wäre er niemals aus dem Gefängnis entkommen. Behaart hingegen ist er auffällig und ein Ungeheuer. Die Öffentlichkeit bringt dieses alte Fahndungsfoto also nicht weiter, insbesondere dann nicht, wenn Jean-Baptiste jetzt eine Mütze und eine Sonnenbrille trägt oder sonst eine Möglichkeit gefunden hat, sein abscheulich entstelltes Gesicht zu verbergen.
    Die Mitarbeiterin hinter der Theke starrt mit offenem Mund auf den Fernseher am anderen Ende des Raums.
    »Wenn ich dem begegnen würde, würde ich einen Herzanfall kriegen«, stößt sie hervor. »Ist das echt, oder sind die komischen Haare eine Verkleidung?«
    Ganz erfolgreicher Geschäftsmann und in Eile, blickt Benton auf die Uhr. Allerdings schafft er es nicht, seine polizeilich geschulten Beschützerinstinkte zu unterdrücken.
    »Ich fürchte, das ist echt«, antwortet er der Frau. »Vor ein paar Jahren soll der Mann mehrere Morde begangen haben. Wahrscheinlich sind wir besser vorsichtig, solange er auf freiem Fuß ist.«
    »Das können Sie laut sagen!« Sie reicht ihm den Umschlag mit den Unterlagen für den Mietwagen. »Jetzt bräuchte ich nur noch Ihre Kreditkarte.«
    Benton zieht eine Platinkarte von American Express aus der Brieftasche, die außerdem noch zweitausend Dollar, hauptsächlich in Hundert-Dollar-Scheinen, enthält. Weiteres Bargeld hat er in verschiedenen Kleidertaschen verstaut. Da er nicht weiß, wie lange er hier bleiben wird, ist er gut vorbereitet. Er zeichnet das Formular mit seinen Initialen ab und unterschreibt es.
    »Danke, Mr. Andrews. Fahren Sie vorsichtig«, sagt die Frau mit dem strahlenden Lächeln, das zu ihrem Job gehört. »Hoffentlich genießen Sie Ihren Aufenthalt in Baton Rouge.«

105
    Scarpettas Anspannung steigt, während sie und Albert im Hauptterminal des Flughafens von Baton Rouge Zusehen, wie das Gepäck auf dem Fließband an ihnen vorbeifährt. Es ist

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