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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Oberstübchen.« Mrs. Guidon hält inne und fügt dann hinzu: »Aber das wissen Sie ja.«
    »Warum erzählen Sie mir nicht, was ich angeblich wissen soll? Sie sind ja offenbar bestens über mich im Bilde.«
    »Sie haben einen wachen Verstand«, erwidert Mrs. Guidon ein wenig herablassend. »Allerdings sind Sie nicht so vorsichtig, wie ich gedacht hätte. Albert hat sich mit Ihrem Mobiltelefon bei mir gemeldet, erinnern Sie sich? Das war für jemanden mit Ihrem Ruf sehr leichtsinnig.«
    »Was wissen Sie über meinen Ruf?«
    »Durch die Rufnummererkennung habe ich Ihren Namen erfahren. Und ich gehe davon aus, dass Sie nicht in Baton Rouge erscheinen, um ein wenig Urlaub zu machen. Charlottes Fall liegt sehr kompliziert. Niemand scheint zu wissen, was ihr zugestoßen ist oder was sie in dem scheußlichen Motel wollte, in dem sonst nur Lastwagenfahrer und der Abschaum der Gesellschaft verkehren. Deshalb hat Dr. Lanier Sie um Hilfe gebeten, richtig? Ich bin erleichtert und sehr dankbar dafür. Sagen wir einfach, es wurde geplant, dass Sie neben Albert sitzen und ihn nach Hause fahren würden. Und da sind Sie nun.« Sie hebt die Teetasse. »Wie Ihnen sicher klar ist, geschehen alle Dinge aus einem bestimmten Grund.«»Wie haben Sie all das in die Wege geleitet?« Scarpetta bedrängt ihr Gegenüber; sie will sie warnen und klipp und klar darauf hinweisen, dass sie genug hat. »Ich nehme nicht an, dass Bundesstaatsanwalt Weldon Winn mit Ihnen unter einer Decke steckt. Der saß nämlich auch ganz zufällig neben mir.«
    »Es gibt so viel, was Sie nicht wissen. Mr. Winn ist ein enger Freund der Familie.«
    »Welcher Familie? Alberts Vater war nicht am Flughafen. Albert scheint nicht einmal zu wissen, wo er ist. Hat sich denn keiner von Ihnen Gedanken darüber gemacht, was einem kleinen, allein reisenden Jungen alles passieren könnte?«
    »Er war nicht allein, sondern mit Ihnen zusammen. Und jetzt sind Sie hier. Ich wollte Sie treffen. Es hat geklappt wie am Schnürchen.«
    »Freund der Familie«, wiederholt Scarpetta. »Warum kannte Albert Weldon Winn denn nicht, wenn er ein so guter Freund ist?«
    »Albert ist ihm nie begegnet.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Es steht Ihnen nicht zu, das zu beurteilen.«
    »Ich beurteile, was ich will. Schließlich haben Sie mir die Verantwortung für Albert übertragen und waren überzeugt, dass er bei mir in guten Händen sein und dass ich ihn nach Hause bringen würde. Wie konnten Sie sich darauf verlassen, dass ich mich um ihn kümmern würde und dass ich vertrauenswürdig bin?« Als Scarpetta ihren Stuhl zurückschiebt und aufsteht, schaben die Stuhlbeine laut über den Dielenboden. »Er hat seine Mutter verloren. Kein Mensch weiß, wo der Vater ist. Sein Hund ist fort. Und Sie haben ihn einfach im Stich gelassen; er hat Todesängste ausgestanden. In meinem Beruf bezeichnet man das als Vernachlässigung der Aufsichtspflicht und Kindesmisshandlung.« Sie kocht vor Wut.
    »Ich bin Charlottes Schwester.« Mrs. Guidon steht ebenfalls auf.
    »Bis jetzt haben Sie nichts weiter getan, als mich zu belügen und auszutricksen. Wenigstens haben Sie es versucht. Ich gehe jetzt.«
    »Darf ich Ihnen bitte zuerst das Haus zeigen?«, sagt Mrs. Guidon. »Insbesondere la cave.«
    »Wie können Sie in einer Gegend, in der der Grundwasserspiegel so hoch ist, dass man die Häuser der Plantagen auf Stelzen bauen musste, einen Weinkeller haben?«, wundert sich Scarpetta.
    »Offenbar sind Sie nicht immer so aufmerksam, wie Sie glauben. Das Haus steht auf einer Anhöhe und wurde 1793 errichtet. Der erste Besitzer hatte den besten Standort für die Umsetzung seiner Pläne gefunden. Er war Franzose, ein Weinkenner, der häufig zurück nach Frankreich reiste. Von Sklaven hat er sich einen Weinkeller graben lassen, wie er ihn aus Frankreich kannte. Ich bezweifle, dass es in diesem Land einen zweiten dieser Art gibt.« Sie geht zur Tür, die nach draußen führt, und öffnet sie. »Sie müssen ihn einfach sehen. Er ist Baton Rouges bestgehütetes Geheimnis.«
    Scarpetta rührt sich nicht von der Stelle. »Nein.«
    Mrs. Guidon senkt die Stimme und klingt fast schmeichelnd, als sie erklärt: »Sie irren sich, was Albert angeht. Ich bin ein paar Mal rund um den Flughafen gefahren und habe Sie mit ihm auf dem Gehweg gesehen. Wenn Sie sich nicht seiner angenommen hätten, hätte ich ihn abgeholt. Doch aufgrund dessen, was ich über Sie wusste, war mir klar, dass Sie ihn nicht im Stich lassen würden. Dazu sind Sie viel

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