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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zu mitfühlend und anständig. Und Sie sind auf der Hut vor dem Bösen auf dieser Welt.« Das sagt sie nicht leidenschaftlich, sondern ganz sachlich.
    »Wie haben Sie rund um den Flughafen fahren können? Ich habe Sie doch zu Hause angerufen ...«
    »Rufumleitung aufs Mobiltelefon. Während Sie mit mir telefoniert haben, habe ich Sie beobachtet.« Das amüsiert sie offenbar. »Ich bin eine knappe Viertelstunde vor Ihnen nach
    Hause gekommen, Dr. Scarpetta. Dass Sie verärgert und durcheinander sind, kann ich Ihnen nicht verdenken. Doch ich wollte mit Ihnen sprechen, ohne dass Jason dabei ist. Alberts Vater. Glauben Sie mir, Sie haben Glück, dass er nicht da ist.« Sie zögert und öffnet weit die Küchentür. »Denn wenn er da ist, gibt es so etwas wie Privatsphäre nicht. Bitte, kommen Sie.« Sie winkt sie zu sich.
    Scarpetta betrachtet die Tastenfelder an der Küchentür. Draußen werfen die Bäume mit den üppig grünen, frischen Blättern einen Schattenvorhang. Der Wald, der unter einem abnehmenden Mond liegt, ist feucht und riecht erdig.
    »Dann lasse ich Sie hier hinaus. Die Auffahrt ist gleich da drüben. Aber Sie müssen versprechen, wiederzukommen und sich la cave anzusehen«, sagt sie.
    »Ich gehe lieber vorne raus.« Scarpetta marschiert los.

110
    Nachdem Benton eine Weile herumgefahren ist, hat er sich unter dem falschen Namen Tony Wilson ein Zimmer im Radisson genommen.
    In seiner Suite setzt er sich aufs Bett; die Tür hat er mit einem Riegel und einer Kette gesichert. Außerdem hat er verlangt, sein Telefon abzuschalten, schließlich erwartet er keine Anrufe. Die Mitarbeiter an der Rezeption hatten offenbar Verständnis dafür. Er ist ein reicher Mann aus Los Angeles, der seine Ruhe will. Bei diesem Hotel handelt es sich um das beste Haus in Baton Rouge. Das Personal ist an Gäste aus der ganzen Welt gewöhnt, die die Dienste der Pagen nicht in Anspruch nehmen und gern diskret kommen und gehen. Sie wollen nicht gestört werden und bleiben nur selten lange.
    Benton schließt seinen Laptop an die Modemleitung in seinem Zimmer an. Dann gibt er seinen Code ein, um das Schloss des neuen schwarzen Aktenkoffers zu entriegeln. Er hat ihn absichtlich verkratzt, indem er damit an Möbeln entlanggeschrammt ist und ihn über den Boden gezogen hat. Benton nimmt das Knöchelhalfter ab und legt die .375er Magnum Smith & Wesson 340PD aufs Bett. Es ist eine Wiederlader-Waffe, bestückt mit fünf Patronen der Marke Speer Gold Dot mit 8,10 Gramm Geschossgewicht.
    Aus dem Aktenkoffer holt er zwei Pistolen: eine jackentaschenfreundliche .40-kalibrige Glock 27, Kapazität zehn Schuss, einschließlich einem im Patronenlager. Die Munition ist Marke Hyda-Shok, 9,72 Gramm schwere Zentralzündungs-Hohlspitzengeschosse mit eingekerbtem Mantel, Geschwindigkeit 357 Zentimeter pro Sekunde, eine Hochleistungspatrone mit einer gewaltigen Aufhaltekraft, da sich das Geschoss beim Eindringen in den Gegner zu einer rasiermesserscharfen Blüte ausbreitet.
    Seine zweite und wichtigere Pistole ist die P 226 SL Sig Sauer Neun-Millimeter, Kapazität sechzehn Schuss, einschließlich einem im Patronenlager. Die Munition ist ebenfalls von Hydra-Shok: 7,97 Gramm schwere Zentralzündungs-Hohlspitzengeschosse mit eingekerbtem Mantel, Geschwindigkeit 336 Zentimeter pro Sekunde, tiefem Eindringen und großer Aufhaltekraft.
    Es ist durchaus möglich, alle drei Pistolen gleichzeitig mit sich herumzutragen. Das hat Benton auch schon früher getan: die .375er Smith & Wesson im Knöchelhalfter, die .40-kalibrige Glock im Schulterhalfter und die Neun-Millimeter-Sig-Sauer im Taillenbündchen im Rücken.
    Die Ersatzmagazine für die Pistolen und die zusätzlichen Patronen für die .375er Magnum kommen in die modische Gürteltasche. Benton zieht eine locker sitzende Jacke von London Fog und dazu eine weite Jeans an, die ein Stückchen zu lang ist. Dazu trägt er eine Mütze, eine getönte Brille und die Prada-Schuhe mit den Gummisohlen. Er könnte Tourist sein. Er könnte auch in Baton Rouge arbeiten und würde in dieser Stadt der Industrienomaden kaum wahrgenommen werden, denn schließlich wimmelt es hier von Professoren - einige davon exzentrisch -, gleichgültigen Studenten und geistesabwesenden Gastdozenten aller Altersgruppen und Nationalitäten. Er könnte hetero sein. Er könnte schwul sein. Oder auch beides zusammen.

111
    Am nächsten Morgen folgt Scarpettas Blick dem schlammigen trägen Wasser des Mississippi von einem Casinoschiff zu dem

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