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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sicher.«
    »Und die Polizei?«
    »Hören Sie, ich habe eine Hochachtung vor Streifenpolizisten. Die meisten geben sich wirklich große Mühe. Aber weiter oben sitzen Leute, die den guten Kollegen Knüppel zwischen die Beine werfen und die Arschlöcher befördern. Politik.« Sein Stuhl quietscht, als er sich zurücklehnt. »Hier bei uns geht einSerienmörder um. Vermutlich hat im Laufe der Jahrzehnte mehr als einer von diesen Typen hier sein Unwesen getrieben.« Als er die Achseln zuckt, wirkt das alles andere als locker oder schicksalsergeben. »Politik. Wie oft muss ich das Wort noch wiederholen?«
    »Organisiertes Verbrechen?«
    »Der fünftgrößte Hafen der USA und die zweitgrößte petrochemische Industrie im Land. Außerdem produziert Louisiana etwa sechzehn Prozent des amerikanischen Öls. Kommen Sie.« Er steht auf. »Mittagessen. Jeder Mensch muss mal was zu sich nehmen, und ich habe den Eindruck, dass das bei Ihnen in letzter Zeit zu kurz gekommen ist. Sie sehen ziemlich mitgenommen aus, und Ihr Hosenanzug ist an der Taille ein bisschen zu weit.«
    Scarpetta fehlen die Worte, um ihm zu erklären, wie sehr sie diesen schwarzen Hosenanzug inzwischen hasst.
    Als sie und Dr. Lanier aus dem Büro kommen, blicken drei Sachbearbeiterinnen auf.
    »Kommen Sie wieder?«, will eine dicke Frau mit grauem Haar in kaltem, hartem Tonfall von ihrem Chef wissen.
    Scarpetta ist sicher, dass es sich um die Sachbearbeiterin handelt, über die Dr. Lanier sich bei ihr beschwert hat.
    »Wer kann das sagen?«, erwidert er mit einer Stimme, die Scarpetta bei einem Zeugen vor Gericht als tonlos bezeichnen würde.
    Sie merkt ihm an, dass er die Frau nicht mag. Die hässlichen Geister der Vergangenheit schweben zwischen ihnen im Raum. Lanier wirkt erleichtert, als die Tür zum Vorzimmer aufgeht und ein hoch gewachsener, gut aussehender Mann in marineblauer Uniformhose und der dunkelblauen Jacke des Leichenbeschauers hereinkommt. Er strahlt eine überschäumende Energie aus, die ihm einige Schritte vorauszueilen scheint; die Blicke der dicken Sachbearbeiterin umschwirren sein Gesicht wie zornige Wespen.Eric Murphy, der oberste Ermittler in Todesfällen, heißt Scarpetta in Louisiana willkommen. »Gehen wir essen?«, fragt er.
    »Ganz egal, was los ist, Sie müssen essen«, meint Dr. Lanier an der Aufzugtür. »Ich bestehe darauf, und das hier ist die richtige Stadt dafür.« Er deutet mit dem Kopf auf sein Vorzimmer. »Wie ich schon sagte, kann ich diese Frau einfach nicht loswerden.« Geistesabwesend drückt er auf den Knopf für die Tiefgarage. »Sie arbeitet schon länger in diesem Büro als ich und ist so etwas wie eine Altlast, die von einem Leichenbeschauer an den nächsten vererbt wird.«
    Der Aufzug hält in einer großen Tiefgarage. Autotüren fallen in einem gedämpften Rhythmus ins Schloss, als die Mitarbeiter in die Mittagspause gehen. Dr. Lanier zeigt mit der Fernbedienung auf das Fahrzeug, das er seinen Dienstwagen nennt, einen schwarzen Chevrolet Caprice mit einem Blaulicht auf dem Armaturenbrett, einem Funkgerät, einem Polizeifunk und einer V-8-Maschine in Turboausführung. »Notwendig für Verfolgungsjagden«, prahlt er, als Scarpetta eine der rückwärtigen Türen öffnet und einsteigt.
    »Sie können doch nicht hinten sitzen. Wie sieht denn das aus?«, protestiert Eric und hält die Beifahrertür auf. »Schließlich sind Sie unser Gast, Ma’am.«
    »Ach, bitte, nennen Sie mich nicht Ma’am. Ich heiße Kay. Und ich habe die kürzeren Beine, weshalb ich besser hinten sitze.«
    »Sie können mich nennen, wie Sie wollen«, erwidert Eric. »Das tun alle anderen auch.«
    »Und ich bin ab sofort Sam. Ab jetzt hat es sich ausgedoktert«, fügt Lanier hinzu.
    »Mich brauchen Sie auch nicht mit Doktor anzusprechen«, ergänzt Eric. »Und zwar deshalb, weil ich gar keiner bin.«
    Er setzt sich ins Auto und gibt es auf, Scarpetta einen Platz anweisen zu wollen.»Tja, wahrscheinlich warst du nur einmal im Leben Doktor.« Lanier lässt den Motor an. »Und zwar damals mit zehn oder zwölf, als du die kleinen Mädchen in der Nachbarschaft angegrapscht hast. Verdammt, wie ich es hasse, zwischen diesen verdammten Betonpfeilern zu parken.«
    »Die haben nämlich die Angewohnheit, sich dir ständig in den Weg zu stellen, richtig, Sam?« Eric dreht sich um und zwinkert Scarpetta zu. »In regelmäßigen Abständen attackieren sie sein Fahrzeug. Schauen Sie mal da rüber.« Er zeigt auf einen Betonpfeiler, den Kerben und schwarze

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