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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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an der Theke. »Der Bell vier-null-sieben«, sagt sie, ohne die Zulassungsnummer zu nennen.
    Das ist auch nicht nötig, denn ihr Hubschrauber ist derzeit der einzige auf dem Flugplatz. Die Frau drückt auf einen Knopf, der die Tür zum Flugfeld entriegelt. Eine Gulf Stream wirft gerade den Motor an. Das Dröhnen ist so schmerzhaft laut, dass Lucy und Marino sich die Ohren zuhalten müssen. Sie achten darauf, nicht hinten um die Maschine herumzugehen, damit sie keinen Schwall von Abgasen abkriegen. Denn wenn man erst einmal den Geruch von Kerosin in der Nase hat, bekommt man in einem kleinen Cockpit leicht Kopfschmerzen. Dann eilen sie zur Hubschrauberplattform, die sich am Rand des Flugfeldes befindet - weit abseits von den Flugzeugen. Viele Menschen, die sich nicht mit Hubschraubern auskennen, befürchten nämlich, der Luftstrom der Rotoren könnte Steine und Sand aufwirbeln, die den Lack von Maschinen mit feststehenden Tragflächen beschädigen.
    Marino hat keine Ahnung von Hubschraubern und mag sie nicht. Er schafft es kaum, seine beleibte Gestalt in den linken Sitz zu zwängen, da dieser sich weder verstellen noch zurückschieben lässt.
    »Verdammtes Drecksteil«, flucht er, während er den Sicherheitsgurt so weit wie möglich lockert.
    Lucy hat ihre übliche Start-Checkliste bereits abgearbeitet und überprüft zum letzten Mal Unterbrecher, Schalter und Leistungshebel. Dann schaltet sie die Batterie ein. Sie wartet, bis die automatischen Testprogramme durchgelaufen sind, kontrolliert anschließend die übrigen Funktionen und aktiviert den Generator. Nachdem sie den Kopfhörer aufgesetzt hat, schiebt sie den Leistungshebel auf 100 Umdrehungen pro Minute. In einer Situation wie heute nutzen ihr weder das GPS noch die übrigen Navigationsinstrumente. Auch eine Luftkarte hilft ihr nichts, weshalb sie einen Stadtplan von Baton Rouge auf ihrem Schoß ausbreitet und mit dem Finger die Route 408, auch Hooper Road genannt, in südlicher Richtung entlangfährt.
    »Unser Ziel befindet sich nicht mehr auf der Karte«, spricht sie ins Mikrofon. »Der Lake Maurepas. Wir nehmen Kurs in Richtung New Orleans und enden hoffentlich nicht am Lake Pontchartrain. So weit müssen wir nämlich nicht, doch wenn es passiert, haben wir den Lake Maurepas, den Blind River und Dutch Bayou überflogen. Aber das geschieht schon nicht.«
    »Flieg schnell«, sagt Marino. »Ich hasse Hubschrauber, auch deinen.«
    »Es geht los«, verkündet sie, stabilisiert den Helikopter im Schwebeflug und startet in den Wind.

113
    Swamp Mama’s ist eine Kneipe mit alten Vinylpolstern und einem unlackierten Holzboden. Es riecht nach Bier.
    Während ein Kellner, offensichtlich ein Student, die Getränkebestellungen entgegennimmt, verschwinden Eric und Dr. Lanier aufs Klo.
    »Eins sage ich dir«, meint Eric, während sie die Toilette betreten, »die würde ich sofort mit nach Hause nehmen. Vielleicht schon heute Abend.«
    »Sie hat kein Interesse an dir«, erwidert Lanier in einem Tonfall, bei dem sich seine Stimme am Ende des Satzes hebt, sodass seine Anmerkungen wie Fragen klingen, auch wenn es gar keine sind. »Also Schluss damit.«»Sie ist nicht verheiratet.«
    »Lass meine Beraterinnen in Ruhe, vor allem diese hier. Die frisst dich roh zum Frühstück.«
    »Ja, bitte, ja, ja.«
    »Immer wenn dir wieder eine Freundin den Laufpass gibt, setzt bei dir der Verstand aus.«
    Sie führen dieses Gespräch am Urinal, einem der wenigen Orte auf diesem Planeten, wo es sie nicht stört, mit dem Rücken zur Tür zu stehen.
    »Ich versuche nur dahinter zu kommen, wie ich sie beschreiben würde«, fährt Eric fort. »Nicht hübsch wie deine Frau, sondern eher ein markantes Gesicht. Außerdem finde ich nichts aufregender als eine tolle Figur in einem Hosenanzug oder vielleicht noch in einer Uniform.«
    »Du bist genauso verblödet wie eine Schmeißfliege. Wehe, wenn du anfängst, um sie rumzuschwirren, Eric.«
    »Mir gefällt auch ihre Brille. Ob sie wohl einen Freund hat? Ist dir schon aufgefallen, dass dieser Anzug nichts versteckt, was wichtig ist?«
    »Nein, ist mir nicht.« Dr. Lanier schrubbt so heftig seine Hände am Waschbecken, als wolle er gleich eine Herztransplantation durchführen. »Ich bin blind. Vergiss nicht, dir die Hände zu waschen.«
    Lachend tritt Eric hinter ihn ans Becken, dreht das heiße Wasser auf und pumpt sich reichlich rosafarbene Seife auf die Handflächen. »Jetzt mal im Ernst, Boss. Was ist, wenn ich sie frage, ob sie mit mir ausgehen

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