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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Verteidiger noch, der Mörder hätte Lampen ins Schlafzimmer getragen ...«
    »Eine Menge Haare, vielleicht Hundehaare, könnten von ihrem Hund sein ...«, meint Scarpetta, während sie vorsichtig die Pinzette in einer durchsichtigen Asservatentüte aus Plastik ausschüttelt. »Was ist es für einer? Ein gelber Labrador?«
    Aber Nic ist schon draußen.
    »Das hat sie gesagt. Ein gelber Labradorwelpe«, erwidert Dr. Lanier. Die beiden knien allein vor der Leiche.
    »Der Hund muss aus einer ganzen Reihe von Gründen gefunden werden, nicht zuletzt deshalb, weil es eine Frage der Moral ist, dass man sich um das arme Tier kümmert«, merkt Scarpetta an. »Aber auch, um einen Haarvergleich durchzuführen. Ich bin nicht sicher, doch ich habe das Gefühl, dass wir es hier mit mehreren unterschiedlichen Tierhaaren zu tun haben.«
    »Ich auch. Sie kleben im Blut, hauptsächlich hier drüben.« Mit einem blutigen behandschuhten Finger zeigt Lanier auf den nackten Oberkörper der Frau. »Allerdings nicht an ihren
    Händen oder in ihren Haaren, wo man am ehesten mit Tierhaaren rechnen würde, falls sie vom Boden oder vom Teppich in ihrem Haus stammen.«
    Scarpetta schweigt. Sie greift ein weiteres Haar mit der Pinzette und lässt es in einen Beutel fallen, in dem sich bereits mindestens zwanzig andere befinden. Sie hat sie alle in dem eingetrockneten Blut am Bauch sichergestellt.
    Draußen auf der Straße hat jemand laut zu pfeifen begonnen. Stimmen rufen: »Hierher, Basil! Komm, Basil!«
    Die Eingangstür öffnet und schließt sich einige Male. Schritte eilen durch Wohn- und Esszimmer. Polizisten sprechen miteinander. Dann eine Frauenstimme. Eine Frau schluchzt und schreit.
    »Nein! Nein! Nein! Das kann nicht sein!«
    »Ma’am, zeigen Sie es uns einfach auf einem der Fotos.«
    Scarpetta erkennt die Stimme von Detective Clark. Sie klingt aufgebracht, obwohl er sich Mühe gibt, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Doch je mehr die Frau schreit, desto lauter wird auch er.
    »Es tut mir Leid, aber Sie können da nicht rein.«
    »Sie ist meine Schwester!«
    »Es tut mir wirklich Leid.«
    »Oh Gott, oh Gott!«
    Dann werden die Stimmen leiser und senken sich zu einem Hintergrundgemurmel. Einige Fliegen verirren sich, angezogen vom Geruch des Todes, ins Haus. Ihr obertöniges Summen zerrt an Scarpettas Nerven.
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen nicht ständig die verdammte Tür aufmachen!« Sie blickt aus ihrer Kauerstellung auf. Der Schweiß läuft ihr übers Gesicht, und ihre Knie tun höllisch weh.
    »Himmelherrgott, was ist denn da draußen los?« Auch Dr. Lanier ist verärgert.
    »Hierher, Basil! Komm her, alter Junge!«
    Pfiffe.
    »Hallo, Basil! Wo bist du?«
    Wieder geht die Eingangstür auf und zu.
    »Jetzt reicht es!« Dr. Lanier springt auf.
    Er marschiert aus dem Zimmer und zieht dabei mit einer unwirschen Bewegung die blutigen Handschuhe aus. Scarpetta entdeckt ein weiteres Tierhaar, diesmal schwarz, und steckt es in einen Asservatenbeutel. Die Haare haben am Körper geklebt, als das Blut noch feucht war, und zwar an Bauch und Brüsten. Aber nicht an den nackten Füßen der Frau, die ebenfalls mit getrocknetem Blut beschmiert sind, allerdings nicht aufgrund von Verletzungen, sondern weil sie hineingetreten ist.
    Scarpettas Atem hinter der Chirurgenmaske ist heiß und klingt keuchend. Schweiß brennt ihr in den Augen, als sie die Fliegen verscheucht und mit einer Lupe das Gesicht der Frau untersucht. Sie hält Ausschau nach weiteren Haaren, jeder Riss im getrockneten Blut sieht vergrößert noch abscheulicher aus, und jeder Kratzer und Schnitt auf der Haut wirkt noch schartiger und klaffender. Am Blut haften Farbsplitter, die vermutlich von der Wohnzimmerwand stammen. Die unterschiedlichen, an der Leiche sichergestellten Tierhaare liefern Scarpetta eine wichtige Information.
    »Wir haben den Hund gefunden.« Nic steht in der Tür.
    Scarpetta wird ruckartig in eine andere Welt zurückgeholt, die keine abscheuliche, eingetrocknet-rote Landschaft hinter einem Vergrößerungsglas ist.
    »Basil, ihren Hund.«
    »Der Großteil der Haare kommt nicht von ihm. Ich habe Dutzende verschiedene entdeckt. Alle mit anderen Farben. Vermutlich Hundehaare. Viel gröber als Katzenhaare, aber ich bin nicht sicher.«
    Dr. Lanier kommt wieder herein, schiebt sich an Nic vorbei und zieht frische Handschuhe an.
    »Daraus schließe ich, dass die Haare vom Täter auf sie übertragen wurden - möglicherweise von seiner Kleidung -, und zwar

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