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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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herumgekurvt. Dass der Wagen nicht in der Einfahrt parkte, bedeutete noch nichts; er konnte ja auch in der Garage stehen. Doch offensichtlich hat sie sich das falsche Haus ausgesucht. Und als sie erst einmal drinnen war, gab es kein Zurück mehr.
    Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass dieses Lamm kämpfen würde wie ein Wolf. Als die schwarzhaarige Frau die Tür öffnete, hat Bev sofort in ihre Leinentasche gegriffen und die Pistole herausgeholt. Aber sie bekam einen so kräftigenStoß, dass ihr die Waffe aus der Hand fiel. Bev rollte sich am Boden ab, nahm ein Allzweckmesser aus dem Halfter an ihrem Gürtel und schaffte es, ein Gerät auszuklappen, das sie für eine Klinge hielt. Dann begann die Verfolgungsjagd, die sich scheinbar kilometerweit hinzog, während die Frau schrie und immer weiter rannte. Endlich stieß sie gegen eine Wand, was Bev die Gelegenheit gab, sie am Haar zu packen, ihren Kopf kräftig gegen das Mauerwerk zu schlagen und sie zu treten, bis sie zu Boden glitt.
    Aber das Miststück rappelte sich wieder auf und versetzte Bev einen kräftigen Schlag gegen die Schulter. Wahrscheinlich hat Bev auch geschrien, doch sie kann sich nicht erinnern. In ihrem Kopf herrschte einen Dröhnen wie von einem Güterzug, während sie immer wieder zustieß und ihr Opfer durchs Haus verfolgte. Blut spritzte ihr ins Gesicht, und es nahm einfach kein Ende, obwohl es in Wirklichkeit kaum mehr als ein oder zwei Minuten gewesen sein konnten. Bev hat die Frau auf den Fußboden gedrückt und immer wieder zugestoßen. Danach war sie nicht mehr sicher, ob das alles überhaupt wirklich passiert ist.
    Bis sie die Nachrichten im Radio gehört hat. Bis sie sich an den blutigen Flaschenöffner an ihrem Allzweckmesser erinnert. Sie hat die Frau mit einem Flaschenöffner erstochen. Wie konnte das geschehen ?
    Sie sieht Jay an, der an Pfandleihen und Autohändlern vorbeifährt, dann an einer Taco-Bell-Filiale, wo Bev am liebsten anhalten möchte.
    Nachos mit Sour Cream, Käse, Chili und Jalapenos.
    Pizzerien, KFZ-Werkstätten, noch mehr Autohändler. Dann wird die Straße schmaler und ist von Briefkästen gesäumt, als sie sich Jacks Bootshafen und dem Bayou nähern.
    »Könnten wir nicht anhalten und uns süße Erdnüsse besorgen?«, schlägt Bev vor.
    Aber Jay spricht nicht mehr mit ihr.
    »Ach, mach doch, was du willst. Du und dein beschissenes Baton Rouge. Du wolltest doch nur wegen deinem räudigen Bruder hin. Du solltest besser warten, bis es dunkel ist. Dann ist es leichter.«
    »Halt’s Maul.«
    »Was ist, wenn er nicht da ist?« Eisiges Schweigen.
    »Tja, wenn doch, versteckt er sich bestimmt in diesem dreckigen Keller, wo er sicher auch das Geld bunkern will. Ein bisschen Geld könnten wir gut gebrauchen, Baby. Das viele Bier, das ich gekauft habe ...«
    »Ich habe gesagt, du sollst das Maul halten.«
    Je kälter er sich verhält, desto stolzer ist sie auf die rot unterlaufenen Blutergüsse und die tiefen Kratzer an Armen, Brust und anderen Körperteilen, wo sie sich offenbar während der von ihr so genannten Schlägerei verletzt hat.
    »Sie werden Abstriche unter ihren Fingernägeln nehmen.« Endlich redet Jay wieder mit ihr. »Und dann besorgen sie sich deine DNS.«
    »Meine DNS ist in ihren tollen Datenbanken nicht gespeichert«, erwidert Bev. »Von mir hat nie jemand eine DNS-Probe genommen, bevor wir beide uns aus dem Staub gemacht haben. Ich war nichts weiter als eine nette Frau, die in der Nähe von Williamsburg einen Campingplatz betrieben hat. Schon vergessen?«
    »Nett, dass ich nicht lache!«
    Bev grinst. Ihre Verletzungen sind Zeichen ihres Mutes und ihrer Macht. Sie hat gar nicht gewusst, dass sie in der Lage ist, so zu kämpfen. Vielleicht wird sie es eines Tages sogar mit Jay aufnehmen können. Ihre Hochstimmung verfliegt. Gegen Jay wird sie nie eine Chance haben. Er könnte sie mit einem Schlag gegen die Schläfe töten. Das hat er ihr selbst gesagt. Ein Hieb, und ihre Schädeldecke wäre gebrochen, denn Frauen haben keine sehr dicken Schädelknochen. »Da nutzt es nicht einmal was, wenn man wie du ein Brett vorm Kopf hat«, sagt Jay immer.
    »Was hast du mit ihr angestellt? Du weißt, was ich meine«, fährt er fort. »Deine Klamotten sind vorn voller Blut. Hast du dich auf sie gelegt wie ein Mann?«
    »Nein.« Das geht ihn nichts an.
    »Wie hast du es dann geschafft, dass deine Sachen von oben bis unten blutig sind? Hast du dich auf ein verblutendes Mädchen geschmissen und es dir

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