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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kleinbus ins fünfundsechzig Kilometer entfernte Huntsville gebracht worden und verspeiste in dem Käfig neben der Todeskammer gerade seine Henkersmahlzeit, bestehend aus frittierten Shrimps, Steak, Pommes und Pecankuchen, als der Gouverneur ihm plötzlich einen Aufschub der Hinrichtung gewährte, um weitere DNS-Tests durchführen zu lassen. Biest weiß nur zu gut, dass diese Tests reine Zeitverschwendung sind, aber seit er zurück in der Strafanstalt Polunsky ist, presst er so viel wie möglich aus seinen letzten Tagen auf Erden heraus. Ununterbrochen redet er über einen Vorgang, der eigentlich geheim gehalten wird. Er kennt sogar die Namen der Mitglieder des Fesselungsteams, des Infusionsteams und auch den des Arztes, der den Auftrag hatte, die Infusion einzuschalten und Biest für tot zu erklären.
    »Wenn ich je hier rauskomme, knöpfe ich mir jede einzelne dieser Fotzen vor und nehme alles auf Video auf«, prahlt Biest noch ein bisschen weiter. »Schade, dass ich die anderen, die ich erledigt habe, nicht gefilmt habe. Verdammt, ich würde alles für ein einziges Video geben. Keine Ahnung, warum mir das damals nicht eingefallen ist. Dann hätten die Seelenklempner und Arschlöcher vom FBI ein paar hübsche Bilder, über die sie sich Gedanken machen können, wenn sie nach Hause zu Frau und Kindern gehen.«
    Jean-Baptiste hat seine Morde nie gefilmt. Die Zeit reichte dafür nicht, und bedauerlicherweise hat er auch nicht daran gedacht. Wegen dieses Versäumnisses macht er sich ständig Vorwürfe. Es kommt nur selten vor, dass er so nachlässig ist.
    Espece de sale gorille...
    Dummer Affenmutant.
    Jean-Baptiste hält sich die Ohren zu.
    »Wer ist da?«
    Wenn er seine blutigen Kunstwerke doch nur gefilmt oder zumindest ein paar Fotos davon gemacht hätte. Oh, die Sehnsucht, die Sehnsucht und die Angst, von denen er sich nicht befreien kann, weil es unmöglich ist, die Ekstase der Frauen während des Sterbens wieder und wieder und wieder zu durchleben. Der Gedanke löst einen unerträglichen Druck zwischen den Beinen aus. Doch es gibt keine Erlösung von seinem Leid. Er wurde mit einem nicht funktionsfähigen Anlasser geboren, sexuellen Zündkerzen, die zwar Funken sprühen, aber nichts zum Anspringen bringen. Schwer atmend sitzt er auf der Toilette und spitzt die Ohren, und der Schweiß tropft ihm vom Gesicht.

14
    »Was machst du da drin?«
    Ein Wachmann hämmert an die Tür. Wieder sind in der vergitterten Luke zwei höhnisch blickende Augen zu sehen. »Züchtest du wieder Druckstellen am Arsch? Mann, irgendwann kommen dir noch die Gedärme raus.«
    Jean-Baptiste hört Schritte auf eisernen Laufstegen und die anderen Insassen des Todestrakts, die wie immer Beschwerden und Verwünschungen brüllen. 245 Männer sitzen hier, Jean- Baptiste nicht mitgerechnet, und warten, während ihre Anwälte weiter Berufung einlegen und alles tun, um die Bezirksstaatsanwaltschaft oder das Oberste Bundesgericht der Ver-einigten Staaten dazu zu bewegen, das Urteil aufzuheben oder wenigstens einen Richter zu einer günstigeren Entscheidung zu überreden und DNS-Tests oder andere juristische Winkelzüge zuzulassen. Jean-Baptiste weiß, was er getan hat, und hat sich deshalb trotz der Tobsuchtsanfälle seines Anwalts Rocco Caggiano - ebenfalls ein Leibeigener der Familie Chandonne - schuldig bekannt.
    Rocco Caggianos vorgespiegelte heftige Empörung angesichts von Jean-Baptistes Schuldeingeständnis vor Gericht war eine ziemlich jämmerliche schauspielerische Leistung. Caggiano befolgt seine Anweisungen, genau wie Jean-Baptiste es scheinbar tut - nur mit dem Unterschied, dass Jean-Baptiste ein sehr guter Schauspieler ist. Die Familie Chandonne hält es für das Beste, wenn ihr unglückseliger, widerwärtiger Sohn das Zeitliche segnet.
    Was hast du davon, die nächsten zehn Jahre im Todestrakt zu verbringen?, haben sie ihm ins Gewissen geredet. Warum möchtest du wieder in eine Gesellschaft entlassen werden, die dich jagen wird wie ein Ungeheuer ?
    Anfangs fiel es Jean-Baptiste schwer, sich damit abzufinden, dass seine Familie ihm den Tod wünscht. Inzwischen aber akzeptiert er es. Es macht Sinn. Was sollte seine Familie gegen seinen Tod haben, wenn ihr schon sein Leben gleichgültig war? Ihm bleibt nichts anderes übrig. Das steht fest. Wenn er sich nicht schuldig bekannt hätte, hätte sein Vater dafür gesorgt, dass er in der Untersuchungshaft ermordet wurde.
    Im Gefängnis ist es so gefährlich, meinte sein Vater leise auf

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