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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Dann habe ich sie gebeten, falls sie einen dieser verdammten Umschläge von der National Academy of Justice kriegen sollte, diesen nicht anzufassen, geschweige denn zu öffnen. Glaubst du wirklich, dass er sich von ihr hinrichten lassen will?«
    »Wenn er tatsächlich vorhat zu sterben ...«
    »Vorhat?«, unterbricht Marino. »Meiner Ansicht nach hat Wolfie-Boy da nicht mehr viel mitzureden.«
    »Es kann noch eine Menge dazwischenkommen, Pete. Vergiss seine Kontakte nicht. Ich wäre an deiner Stelle nicht so sicher. Ach, noch etwas: Kam Lucys Brief auch in einem vorfrankierten Umschlag der National Academy of Justice?«
    »So ist es.«
    »Die Phantasie, dass eine Ärztin ihm die Todesspritze gibt und ihm beim Sterben zusieht, erregt ihn vermutlich sexuell«, überlegt Benton.
    »Nicht irgendeine Ärztin. Wir sprechen von Scarpetta.«
    »Er versucht bis zum Schluss, andere Menschen zu Opfern zu machen, sie zu dominieren und Macht über sie auszuüben, indem er sie zwingt, etwas zu tun, das sie ihr Leben lang nicht mehr loslassen wird ...« Nach einer kurzen Pause fügt Benton hinzu: »Wenn man jemanden tötet, vergisst man ihn nie mehr, richtig? Wir müssen die Briefe ernst nehmen. Ich glaube, dass sie von ihm sind - Fingerabdrücke und DNS hin oder her.«
    »Ja, gut, ich denke auch, dass er sie geschrieben hat und es ernst meint. Und deshalb bin ich auch hier, falls du das noch nicht kapiert haben solltest. Wenn wir Wolfmann zum Singen bringen, können wir die Gehilfen seines Vaters einkassieren und dem Chandonne-Kartell ein für alle Mal die Luft abdrehen. Und du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Wer ist wir?«
    »Ich wünschte, du würdest mich das nicht ständig fragen!« Marino steht auf, um sich noch ein Bier zu holen. Wut und Verzweiflung lodern wieder in ihm auf. »Begreifst du es denn nicht?«, ruft er, während er im Kühlschrank wühlt. »Nach dem 7. Mai, wenn wir die Informationen haben und Wolfmann tot ist, brauchst du dich nicht mehr als Tom Soundso auszugeben!«
    »Wer ist wir ?«
    Marino schnaubt in der Küche wie ein Bulle, als er eine Flasche öffnet, diesmal Dos Equis. »Wir bin ich. Wir ist Lucy.«
    »Weiß Lucy, dass du heute bei mir bist?«
    »Nein, ich habe es niemandem verraten und werde es auch weiterhin für mich behalten.«
    »Gut.« Benton rührt sich nicht von seinem Sessel.
    »Wolfmann liefert uns die Bauernopfer, damit wir sie vom Brett fegen können«, spinnt Marino seine Pläne weiter. »Vielleicht hat er uns das erste schon gegeben, indem er Rocco verpfiffen hat. Irgendjemand muss ihn ja verpfiffen haben, sonst stünde er nicht plötzlich auf der Fahndungsliste.«
    »Ich verstehe. Wie ehrenwert von Chandonne, deinen Sohn als erstes Bauernopfer zu nehmen. Wirst du Rocco im Gefängnis besuchen, Pete?«
    Marino knallt die Bierflasche so heftig ins Spülbecken, dass Glas splittert. Dann stürmt er auf Benton zu und baut sich dicht vor ihm auf.
    »Hör endlich auf, über ihn zu reden, kapiert? Hoffentlich kriegt er im Gefängnis Aids und krepiert, verdammt. Er ist schuld an so viel Leid. Und jetzt ist er endlich dran!«
    »Wer hat denn gelitten?« Benton zuckt nicht mit der Wimper, als ihm Marinos heißer, nach Bier riechender Atem ins Gesicht schlägt. »Du etwa?«
    »Zuerst einmal seine Mutter. Und so ging es ständig weiter.« Marino denkt immer noch nicht gern an Doris, seine Exfrau und Roccos Mutter.
    Sie war Marinos Jugendliebe gewesen. Und so sah er sie auch weiterhin, selbst als er ihr schon längst keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Als sie ihn dann wegen eines anderen Mannes verließ, war er wie vom Donner gerührt.
    Während ihm das einfällt, brüllt er Benton an. »Du kannst dann wieder nach Hause, du gottverdammter Idiot! Du kriegst dein Leben zurück!«
    Schwer atmend lässt Marino sich aufs Sofa fallen. Sein Gesicht ist so dunkelrot, dass die Farbe Benton an den Ferrari 575 Maranello erinnert, den er in Cambridge gesehen hat. Dieses tiefe Burgunderrot nennt man Barcetta, und als er an das Auto denkt, fällt ihm Lucy ein, die schon immer eine Schwäche für schnelle, starke Motoren hatte.
    »Du könntest Doc Scarpetta wieder sehen und Lucy und...«
    »Das stimmt nicht«, flüstert Benton. »Jean-Baptiste hat sich selbst in diese Position hineinmanövriert. Er ist genau dort, wo er sein möchte. Verbinde die Punkte miteinander, Pete. Fang bei seiner Verhaftung an. Zum allgemeinen Entsetzen hat er unaufgefordert einen weiteren Mord gestanden, und zwar den in

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