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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Pathologie und Schwerpunkt forensische Pathologie, was im Anschluss an das Medizinstudium noch eine sechsjährige Facharztausbildung voraussetzt.
    Obwohl Scarpetta tatsächlich über ein abgeschlossenes Jurastudium verfügt, hängt praktisch niemand die Abkürzung für Legum Baccalaureus an ihren Familiennamen an. Und es wäre arrogant und irreführend, wenn sie selbst es täte, denn schließlich praktiziert sie nicht als Anwältin. Die drei Jahre, die sie in Georgetown Jura studiert hat, dienten lediglich dem Zweck, ihr eine spätere Karriere in der Rechtsmedizin zu erleichtern. Deshalb ist es Spott, Übertreibung und Herablassung, ihrem Namen ein LLB hinzuzufügen.
    Jean-Baptiste Chandonne.
    Sie weiß, dass der Brief von ihm ist.
    Kurz steigt ihr sein schrecklicher Gestank in die Nase. Geruchshalluzination. Das letzte Mal hatte sie so etwas beim Besuch des Holocaust-Museums, als sie den Tod riechen konnte.
    »Ich war mit Billy im Garten. Er hat sein Geschäft gemacht und ist jetzt dabei, Eidechsen zu jagen«, verkündet Rose. »Kann ich sonst noch was für Sie tun, bevor ich gehe?«
    »Nein, danke, Rose.«
    Eine Pause entsteht. »Na, hat mein Tunfischsalat geschmeckt?«, fragt sie dann.
    »Sie könnten ein Restaurant eröffnen«, erwidert Scarpetta.
    Sie zieht ein frisches Paar Untersuchungshandschuhe aus weißer Baumwolle an, nimmt den Brief und das Skalpell und schiebt die Spitze der dreieckigen Klinge in eine obere Ecke des Umschlags. Edelstahl fährt zischend durch das billige Papier.

32
    Der Sessel, in dem Rocco sitzt, ist gepolstert.
    Vor zwei - nein, vielleicht sind es auch drei oder vier - unwirklichen Stunden hat er, in eben diesem Sessel sitzend, sein Abendessen verspeist, als der Zimmerservice an die Tür klopfte, um ihm eine Flasche Champagner zu bringen, einen ausgezeichneten Moet & Chandon mit freundlichen Grüßen der Direktion. Obwohl Rocco mit allen Wassern gewaschen ist und an chronischem Verfolgungswahn leidet, war er kein bisschen misstrauisch. Schließlich ist er ein wichtiger Mann, der immer im Radisson - dem einzigen anständigen Hotel in der Stadt - übernachtet, wenn er Stettin besucht. Die Direktion spendiert ihm häufig etwas, wie zum Beispiel einen guten Cognac oder kubanische Zigarren, weil er seine Rechnungen in amerikanischen Dollars und nicht in wertlosen Zloty begleicht.
    Und da Rocco sich aus reiner Gewohnheit in diesem Hotel sicher fühlt, ist es dem Eindringling mit dem Colt gelungen, sich Zutritt zu seinem Luxuszimmer zu verschaffen. Alles passierte so schnell, dass ihm gar keine Zeit zur Gegenwehr blieb, als der hoch gewachsene Kellner, der keine Arbeitskleidung trug, sich hereindrängte. Auf einem Tablett hatte er eine leere, vermutlich vor einer anderen Zimmertür aufgesammelte Champagnerflasche. Der Dreckskerl - wer immer es auch sein mag - hat Rocco mühelos überwältigt.
    Rocco schiebt seinen Teller so weit weg wie möglich. Er befürchtet, sich als Nächstes übergeben zu müssen. In die Hose gemacht hat er sich nämlich bereits. Im Zimmer stinkt es derart, dass er nicht begreift, wie der Angreifer das überhaupt aushält. Aber der junge muskulöse Mann, der da auf dem Bett sitzt, scheint es gar nicht zu bemerken. Er starrt Rocco an; es ist der Augenausdruck eines Mannes, der auf dem Adrenalintrip und bereit zum Töten ist. Er erlaubt Rocco nicht, sich zu säubern, und gestattet ihm nicht, vom Sessel aufzustehen. Nachdem er kurz mit jemandem gesprochen hat, wirft er sein Mobiltelefon aufs Bett und geht zu dem Tablett mit der leeren Champagnerflasche hinüber. Rocco sieht zu, wie der Mann die Flasche sorgfältig mit einer Serviette abwischt. Er versucht, sich zu erinnern, ob er ihn kennt. Vielleicht ist er ihm schon einmal begegnet. Möglicherweise liegt es auch nur daran, dass er den gewissen Blick hat - den Blick eines FBI-Agenten.
    »Hören Sie zu«, übertönt Rocco den Lärm des Fernsehers.
    »Sagen Sie mir einfach, wer Sie sind und was Sie wollen. Raus mit der Sprache. Dann finden wir bestimmt eine Lösung, die mehr nach Ihrem Geschmack ist. Sie sind doch vom FBI, richtig? Oder von einer anderen Bundesbehörde? Aber das muss ja nicht heißen, dass es keine Lösung gibt.«
    Diesen Spruch hat er schon mindestens sechs Mal heruntergebetet, seit der Agent mit der leeren Flasche auf dem Tablett hereingekommen ist, die Tür hinter sich zugetreten und eine Pistole gezogen hat. Inzwischen hat der Mann ein paar Mal die Tür geöffnet und wieder zugeschlagen, was Rocco

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