Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
lachte über ihr Affentheater und formte bereits das nächste Geschoss. In letzter Minute duckte sie sich, und der Schneeball prallte an einem teuren Sportwagen ab.
»Entfernen Sie sich von dem Wagen!«, befahl die Stimme des Autoalarms. »Entfernen Sie sich …«
»Lass uns verschwinden, ehe jemand die Cops ruft«, schlug er vor.
Die Alarmanlage der Corvette blökte noch immer ihre Warnung, als sie Becks Truck in der ersten Ebene erreichten. Er verstaute den Dämon und seine Reisetasche, während sie seine Jacke hielt.
»Bist du verletzt?«, fragte sie, als sie feststellte, dass sein T-Shirt am Rücken einen ansehnlichen Brandfleck hatte.
»Ein bisschen gegrillt, aber nicht so schlimm. Darum habe ich meine Jacke ausgezogen. Es ist schon die dritte in diesem Jahr.« Er musterte Riley, während er das Kleidungsstück auf den Vordersitz stopfte. »Und du weißt echt nicht, was die Farben der Glaskugeln bedeuten?«
»Dad hat mir nie was davon erzählt.«
Beck murmelte leise etwas in sich hinein. »Er hoffte, dass du aufhören und dir einen richtigen Job suchen würdest.« Er überlegte kurz, dann nickte er, mehr zu sich selbst. »Lass uns was zu essen besorgen, dann machen wir uns an die Arbeit.«
»Können wir zu einer Grillbude?«, fragte sie, plötzlich hungrig. »Ich hatte schon ewig kein Brathähnchen mehr.«
Das Gesicht ihres Partners verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Ich kenne einen tollen Imbiss in Edgewood. Mama Z. Es ist eine Spelunke, aber die haben verdammt gutes Essen.«
»Und was ist mit dem da?«, fragte sie und deutete auf die Einkaufstasche aus dem Köderladen.
»Wir schauen kurz bei Jack vorbei. Er wird ruhig bleiben, bis das Trockeneis geschmolzen ist, erst dann wird er wieder frech. Am besten ist es dann schon Jacks Problem.«
»Was macht er mit ihnen?«
»Wirft sie in einen größeren Behälter mit Trockeneis.«
»Bringt sie das nicht um?«
»Nie im Leben.« Er schüttelte den Kopf.
Als Beck aus dem Parkhaus fuhr, schenkte er den Angestellten ein breites Lächeln und winkte ihnen zu. »In der fünften Ebene liegt ein wenig Schnee. Dachte, das würde euch vielleicht interessieren. Jetzt könnt ihr euch einen schönen Tag machen!«, rief er laut.
Kein Wunder, dass Dad so gerne mit dir zusammengearbeitet hat.
*
Beck lenkte den Wagen zu Jack. Sie blieb im Truck sitzen, während er das Geschäft abwickelte und das Geld einsammelte.
»Zweihundertfünfzig«, sagte er und schloss die Tür. Die Hälfte von dem Geld warf er ihr in den Schoß, größtenteils Zwanziger. »Dein Anteil.«
»Aber …«
Er hob eine schwielige Hand. »Ich weiß, du darfst eigentlich außer bei Harper noch kein Geld verdienen. Wenn dich also jemand fragt, hast du nicht einen Cent abgekommen.«
Sie schaute auf das Geld hinunter. »Danke.«
Er zuckte die Achseln. »So muss ich es dir wenigstens nicht leihen. Und du hast mir ja auch echt geholfen.«
»Dir geholfen? Ich habe dich gerettet!«
Sie erwartete Widerspruch, aber der blieb aus. »Das haste wirklich. Danke … Riley.«
Eine Entschuldigung und ein Dankeschön, alles an einem Tag? Das muss ein Traum sein.
Sie holten das Essen und fuhren zu ihrer Wohnung. Den ganzen Weg über erzählte er ihr, was er über Feuerkäfer wusste und wie ihr Dad ihm alles Wichtige beigebracht hatte. Riley unterbrach ihn nicht und hoffte, dieser Moment würde niemals enden. Es war so nett, nicht mit ihm zu streiten. Wenn er sich nicht ständig wie ein großer Bruder aufspielte, mochte sie ihn richtig gerne. Schließlich hatten sie eine Menge gemeinsam. Sie waren beide Dämonenfänger, und sie bewunderten beide ihren Vater.
»Ich schätze, es ist nur richtig, dass du in seine Fußstapfen trittst«, sagte er. Sie drehte sich auf ihrem Sitz um. »Die Blackthornes haben es nun mal im Blut, schon immer.«
Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Was willst du damit sagen? Mein Großvater war Banker.«
»Das war sein Tagesjob. Dein Granddaddy und seine Familie waren alle Fänger. Bei dir schlägt es auf jeden Fall voll durch.«
»Mein Großvater war ein Fänger?« Ihre Eltern hatten nie darüber gesprochen, als sei es ein dunkles Geheimnis gewesen.
»Genau wie dein Urgroßvater. Die Blackthornes haben schon immer Dämonen gefangen. So wie die Stewarts.«
»Das wusste ich nicht.« Kein Wunder, dass sie das Gefühl hatte, sie
müsste
das tun. In gewisser Weise war das beunruhigend, als hätte sie gar keine Wahl gehabt. »Warum hat Dad mir nie etwas davon erzählt?«
Weitere Kostenlose Bücher