Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
am Feuer«, sagte Harper.
»Ja. Los jetzt, wie müssen die Verwundeten wegbringen. Die Hütte tut bald einstürzen, und es ist besser, wenn wir dann nicht mehr hier sind.«
Ein kaltes Lachen hallte über den Parkplatz, das sogar über das Brüllen des Feuers hinweg zu hören war. Riley hatte es zuvor schon einmal gehört – in der Bibliothek.
Nein.
»Ein Fünfer!«, rief jemand. Dann ertönte das Geräusch rennender Füße, als die Fänger sich zerstreuten.
Stewart gestikulierte wild herum. »Bringt sie weg! Jetzt!« Mühsam hoben einige der Männer die Verletzten hoch und halfen denen, die noch humpeln konnten, über die Straße und in den Park.
Harper wandte sich an Riley, sein Gesicht war verschwitzt und die Narbe angespannt.
»Geh mit ihnen, Blag. Wenn’s schlimmer wird, geh auf geweihten Grund.«
Er kapierte nicht. Der Fünfer war hinter
ihr
her. Sie spürte, dass er sie rief und ihr eine ultimative Gnade anbot: Wenn sie sich selbst opferte, würde niemand anders sterben müssen.
Riley kniete sich hin und küsste Simons aschfahle Wange, obwohl sie wusste, dass Harper und die anderen sie sahen. Aber das war jetzt nicht mehr wichtig.
»Du bleibst am Leben, egal was geschieht«, flüsterte sie. Er konnte seinen Blick nicht mehr fokussieren, und sie war nicht einmal sicher, ob er sie hörte.
Mit einem letzten Blick auf den Jungen, der ihr so viel bedeutete, drehte sie sich um und ging auf den Mörder ihres Vaters zu.
36. Kapitel
Verzweifelt versuchte Beck, sich einen Weg durch die Flammen zu bahnen, um zu Morton zu gelangen. Dreier hatten ihn in die Ecke gedrängt, und er schrie und flehte um Hilfe. Beck schaffte es, einen der Dämonen zu erreichen und ihm den Schädel einzuschlagen, doch die restlichen Biester rissen seinen Kollegen vergnügt in Stücke, fielen über seine Leiche her und veranstalteten ein Festmahl.
»Großer Gott!«, rief Beck, aber seine Worte wurden von einem tiefen Rumpeln im Saal verschluckt. Er zertrümmerte noch mehr Dämonenschädel, aber es schien gar kein Ende zu nehmen. Sie begannen ihn zu jagen, wie ein Rudel Löwen eine in die Enge getriebenene Gazelle.
Die letzten Schneeflocken schmolzen oder wurden vom Luftzug nach oben gesogen, der dem brennenden Dach Nahrung gab. Beck stürzte auf den nächsten Ausgang zu, sprang über zerstückelte Leichen und Möbeltrümmer.
Die Tür war mit einem Vorhängeschloss versperrt.
»Zum Teufel!«, fluchte er. Kein Wunder, dass niemand von den anderen auf diesem Weg entkommen war. Er klemmte das Stahlrohr zwischen Schloss und Haspe und versuchte, es aufzubrechen. Hinter sich hörte er Geknurre, als die Dreier näher rückten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von ihnen sich auf ihn stürzte und er ein toter Mann war.
Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf das Stahlrohr, und endlich hörte er das Schloss brechen. Als er die Tür aufriss, wehte ihm eine kräftige Brise entgegen. Er sog die frische Luft ein und machte, dass er fortkam.
*
Riley entdeckte den Geo-Dämon, wie er über dem Parkplatz neben den Überresten eines verbeulten Volvos in der Luft schwebte. Der Dämon war über zwei Meter groß, seine tiefschwarze Haut saß straff gespannt wie ein Taucheranzug über einer gewaltigen Brust, um die ihn jeder Gewichtheber beneiden würde. Dicke, sehnige Muskeln standen paarweise an seinem bulligen Hals hervor. Das Gesicht glich dem Schlund eines Vulkans, siedendes rubinrotes Feuer funkelte in Mund und Augen. Seine Hörner erinnerten Riley an einen Stier. Sie ragten an den Seiten aus seinem Kopf und verjüngten sich über seinem Scheitel zu scharfen Spitzen.
O mein Gott.
»Mach, dass du wegkommst!«, befahl Harper, als er hinter ihr auftauchte. Er packte ihren Arm und schob sie hinter sich.
Der Dämon machte eine graziöse Handbewegung, die so gar nicht zu seiner Massigkeit passte. Eine Sekunde später traf sie ein heftiger Windstoß, und Riley wurde gegen ein in der Nähe abgestelltes Auto geschleudert. Der Türgriff bohrte sich in ihre Hüfte. Wimmernd vor Schmerz verlor sie den Halt. Hinter ihr ertönte ein lauter Schrei. Harper lag am Boden und umklammerte seine Brust. In der Hand hielt er eine Erdungskugel. Irgendwie hatte er es geschafft, dass sie heil geblieben war. Riley rappelte sich auf. Der Dämon lachte erneut und ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Sein Angebot dröhnte wie eine Kanonenkugel durch ihr Denken – ihr Leben gegen das aller anderen.
Riley kniete sich neben den Mann, den sie genauso
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